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Samstag, 27. Oktober 1979 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Aschau im Spertentale von der Urzeit bis 1936 Zur 200-Jahr-Feier der Kirche Fortsetzung aus letzter Nummer! Von DDr. Matthias Mayer, Pfarrer in Going - seinem zehnten Todesjahr - 1884 - 1969 Die in Aschau selbst geführten Rapulare der Tauf- und Sterbematriken sind vom Jahre 1822 an dort vorhanden, Brautaufnahmen, Trauungen und deren Matrikullerung werden auch heute noch ausschließlich in Kirchberg vollzogen. Stiftmessen Um die Verminderung der stiftsgemäßen zwei Wochenmessen war schon im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts verschiedene Male angesucht worden. Aber erst 1869 hat das Ordinariat diese Reduzierung auf zwei Monatsmessen, über Ansuchen zunächst je- weils auf 3 Jahre, bewilligt. Mit der Inflation sind auch die Monatsmessen hinfällig gewor- den. Seelsorgsbezirk Der Seelsorgebezirk umfaßt heute, (1936) mit allen Neubauten 32 Hausnummern. Dazu besuchen noch die Bewohner mancher Häu- ser hier den Gottesdienst, die näher an Aschau als an Kirchberg gelegen sind, sich aber seiner- zeit nicht nach Aschau zuteilen ließen, da sie fürchteten, für die neugebaute Kirche mehr Beiträge, als wie bei der alten in Kirchberg, leisten zu müssen. Das Kirchenvermögen betrug 1914: 1500 Kr in Staatsschuldverschreibungen; 600 Kr in öffentlichen Fonds; 9982 Kr 75 Heller bei Pri- vaten und 1470 Kr 88 Heller in der Sparkassa 13.553 Kr. 63 Heller. Widum Der Widum, unmittelbar vor dem Fried- hofsaufgange, ist ein ganz gemauertes, ein- stöckiges Gebäude mit anschließendem Ge- müsegarten. Das Bauareal beträgt 63, die des Gartens 52 Quadratklafter. An Räumen enthält das Beneficiatenhaus: Keller, Küche und Speis sowie 2 Zimmer im Parterre, 4 Zimmer im 1. Stock und eine Unter- dachkammer. Dazu ist einiges Mobiliar vor- handen. Durch einen Weg vom Widum getrennt steht das hölzerne Paramentengebäude, das zu ebener Erde als Holzhütte, im ersten Stock aber als Paramentenraum dient. Das gemauerte Waschhaus steht in der Nähe des Breilnbauern. „Die im Laufe der Zeit nötig gewordenen Reparaturen hat zum Teile die zu dieser Seel- sorge gehörige Bewohnerschaft, zum Teil die Kirche bestritten. Es hat sich die Gewohnheit herausgebildet, daß die Seelsorgsgemeinde schau für die Bedachung und das ganze Ajßre des Hauses sowie die Umzäunung des Gartens und die Instandhaltung des Paramen- tengebäudes und Waschhauses Sorge trägt, während die notwendigen Restaurationen im Innern des Hauses Sache der Kirche sind. So wurde es von jeher gehalten, Urkunden dar- über sind aber nicht vorhanden." (Inventar 1906). Die Wasserleitung wurde 1913 gebaut. Die Kirche hatte vonjeher das Recht des unentgelt- lichen Wasserbezuges aus dieser Quelle. Am 7. Dezember 1915 hat daher die Wasser-In- teressentschaft einen Vertrag unterfertigt, nach welchem die Kirche jährlich 12 Kronen Beitrag leisten solle. Dagegen erhielt sie das Benützungsrecht für einen Auslauf mit Regu- lierhahn in der Küche und je einen Anschluß an die Nutzwasserleitung in der Waschküche und im Garten. Der Anschluß von der Haupt- leitung weg ist Sache der Kirche,,,während für Instandhaltungsarbeiten an der Hauptleitung keine Beitragsleistung zu bezahlen ist". Die Kirche ist nicht Mitglied der Interessentschaft, sondern nur Nutznießerin des alten Wasser- rechts und der Beitrag ist nur als Anerken- nungszins gedacht. Geistlichkeit 1783 Adam We i s s a c h e r. Er begann am 7. November 1783 hier die Seelsorge. Wur- de dann wieder Kooperator in Brixen. 1793 Benedikt W i s b a u e r. Dann Vikar in Westendorf. 1803 Matthias P e u g e r. Einer seiner Brü- der war der Pfarrer in Kirchdorf, ein anderer Dekan in Schlanders. Sein Grabstein in der Kirche, vorne neben dem Eingang in die Sakri- stei sagt: Hic quiescit ARD. Mathias Peuger, 6 annis Beneficia: tus Curatus loci. Laetus omnibus, obesse nemini solitus. Mortuus 2. Martü 1809, aet. 43. C.AV.D. (= Cuius Ani- maVivatDeo) = Hier ruht derwohl ehrwürdi- ge Herr Matthias Peuger, durch 6 Jahre Kurat- Benefiziat dieses Ortes. Stets heiter, war er ge- wohnt, allen zu nützen und niemandem zu schaden. Er starb am 2. März 1809 im Alter von 43 Jahren. Seine Seele lebe in Gott! 1809 Provisor Kaspar Benedikt H a g - 1 e i t n e r. Wurde am 5. Jänner 1779 zu Bok- kern in Kirchberg geboren, am 20. November 1806 zum Priester geweiht und dann als Coad- jutor in Hopfgarten angestellt. Von dort kam er im Jahre 1809 als Provisor nach Aschau. Am 12. Mai schon stand er als Feldpater am Paß Strub. Den 17. Juni 1809 von allen Geistlichen des Brixentales unterschriebenen Treue-Eid gegen Napoleon unterschrieb er allein nicht, d. h., er strich seinen Namen, der schon einge- setzt war, wieder aus. Die darob für ihn begei- sterten Landesverteidiger holten llm ins Lager IJllltfIIffttftuhIllhillllHfllllnIflllHuJßor IO inbren HfUhIHIH(1U.Ul.U1H1'llhtIUU(HulUuuhI Kleine Bezirksgeschichte aus dem Jahr 1929 Kitzbühel. Festsitzung. Zu diesem Bericht tragen wir noch folgendes nach: Bürger- meister Planer erwähnte in seiner Würdi- gungsansprache an die neuernannten Ehren- bürger, daß Geistl.-Rat Stadtpfarrer Egger durch 29 Jahre ein vorbildlicher Seelenführer allen Gemeindeangehörigen ist, vorher 3 1/2 Jahre als Kooperatorin Kitzbühel stets regsten Anteil nahm. Seine unpolitische Einstellung als geistlicher Vorstand der Gemeinde hat ihm nicht nur viele Freunde gewonnen, sondern war auch ein Glück für die Gemeinde. Oberbezirksarzt Dr. Johann Kaaserer sen. versieht ebenfalls viele Jahre seinen auf- opferungsvollen Dienst in der Gemeinde. Als vorzüglicher Arzt war er trotzdem human ge- gen Arme. Gar oft war Dr. Kaaserer dem Patienten auch ein Arzt für die Seele. Weder Ruhm noch Ehre hat er gesucht, in seiner großen Pflichterfüllung war er ein wahrer Wohltäter der Menschheit. Schuldirektor Franz Walde ist in Kitzbühel bereits 40 Jahre mit großem Eifer und Erfolg als Jugendbi}lner tätig. Er ist der eigentliche Gründer der gewerblichen Fortbildungsschu- le. Seine Tätigkeit in dieser Schule wurde von den vorgesetzten Behörden wiederholt aner- kannt. Direktor Walde hat auch durch sein Wirken im Verschönerungsverein der Stadt wertvolle Dienste geleistet. Alle drei Ehren- bürger, führte der Bürgermeister aus, haben diesen Ehrentitel wohl verdient. Kitzbühel. Kaffeehauseröffnung. Die be- kannte Konditorei Praxmair hat durch einen Zubau für Kaffeehausräume Platz geschaffen, die am 20. Juli 1929 dem Betriebe übergeben werden. Dergute Ruf, der die Konditorei Prax- mair auszeichnete, wird auch dem neuen Kaf- feehaus beste Empfehlung sein. Musikbundfest in Kitzbühel. Am 14. Juli 1929 veranstaltete der Musikbund für den po- litischen Bezirk Kitzbühel ein Musikbundfest. Mit Ausnahme der Kapellen Westendorf und Kirchdorf waren alle dem Bunde angehö- renden Musikkapellen und zwar: Aurach, Brixen, Fieberbrunn, Hopfgarten, Itter, Joch- berg, Kirchberg, Kössen, Kitzbühel und Waidring erschienen. Um 12 Uhr mittags fand in der Turnhalle eine Gesamtprobe statt, worauf sich beim Gasthof „Schwarzer Adler" (heute Hotel Tyrol) der Festzug formierte, der sich sodann durch die reichbeflaggte Stadt zum Festplatz beim Gasthof „Seehof" beweg- te. Meisterhaft leitete Bundeskapellmeister Ryschawy, Hopfgarten, die Gesamtauf- führung (280 Mann). Bürgermeister Planer begrüßte als Bundesleiter die Bundeskapellen und Festgäste, besonders die dem Bunde neu beigetretenen Kapellen Jochberg und Fieber- brunn, und nahm die Dekorierung vor. Das Goldene Ehrenzeichen für 40 und mehrjährige Mitgliedschaft erhielten: Georg Modersbacher, Fieberbrunn, Robert Mair, Jochberg, Simon Gossner, Westendorf, Mar- tin Mtretter und Jakob Rieser, ebenfalls Westendorf.
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