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Kitzbüheler Anzeiger Almerafahr'n in Kitzbühel heuer in Rundfunk .;.qmgt,qg 10 November 1979 und Fernsehen In Kitzbühel wird heuer wieder der uralte Brauch des „Almerafahr'ns" am Martinifeier- abend, 10. November, durchgeführt. Veran- stalter sind, wie in den früheren Jahren, die „Mitterhögler" unter der Leitung von Andre Feiler. Heuer wird das „Almerafahr'n" in Kitz- bühel in Rundfunk und Fernsehen aufgenom- men. Über die Sendezeit hoffen wir auch be- richten zu können. Über die Entstehung dieses Brauches gibt es nicht allzuviel Literatur, jedoch „schlum- mern" doch in manchen Werken von Histori- kern und Volkskundlern bemerkenswerte Hinweise. Wir folgen hier dem Aufsatz von Anton Dörrer in den Schlernschriften, Fest- schrift zum 70. Geburtstag Matthias Mayer, 1954, Universtitätsverlag Wagner, Innsbruck, Kapitel „Erl, Arbeit und Brauch", auszugswei- se: Das älteste Fest war schon immer das Almerafahren am Vorabend oder zu Martini selbst gewesen und ist es auch heute noch, wenn auch stark gemildert, gegenüber den überlieferten Berichten früherer Jahrhunder- te. Burschen und junge Männer knallen mit ihren Peitschen, binden sich abends Schellen und Glocken ihrer Kühe um die Leibesmitte und stürmen schließlich lärmend und johlend mit Martinsgestampfe durch die Gasse. Die heutigen Almerer verlegen sich oft nur mehr darauf, den Bauern aus seinem Hofe herauszuläuten und zu einem guten „Kasteler" zu verhalten. Das Almerafahren ist in der neuen Einen- gung, die A. Schipifinger (Anton Schiplinger aus Hopfgarten, im 2. Weltkrieg gefallen. Anm. d. Red.) in der „Wiener Zeitschrift ifir Volkskunde, 1938, schilderte, noch heute im Brixental üblich. Mit diesem stand die Untere Schranne, der ehemalige Ebbser Gerichtsbe- reich, nicht nurinvolksmäßigem und landwirt- schaftlichem Austausch. Durch die sogenann- te Ebbser Prozession blieb selbst Kitzbühel mit ihr noch in der Neuzeit, bis in die Auf- klärungsepoche hinein, auch volksliturgisch verbunden. Ich darf hier nur auf einen Fall die- ser Zusammenhänge hinweisen. Die ältesten Erler Spielhandschriften stammen von Singeringern aus Kitzbühel und von Gschwendtern aus St. Johann in Tirol. Das ältere der beiden bis zum Erler Spielhaus- brand von 1933 erhalten gebliebene Auferste- hungsspiel gehörte 1697 einem Anntany Simeringer. Es deckt sich mit dem Schlußteil jenes Passionsspiels, das der Augsburger Mei- stersinger Basti Wild 1566 herausgebracht hat- te. Auch Hans Sachs und andere Meistersinger standen in besonderen Beziehungen zu unseren Alpenländern, besonders zu den Bergbauernorten Schwaz und Kitzbühel, und benützten für ihre Dichtungen gerne dortige Brauchpoesien als Unterlagen oder Vorbilder. Darin bestand ein beträchtlicher Anteil der Bürgerrenaissance jener Zeit, nicht so sehr in der Ubernahme von Motiven aus süd- ländischen Rinascimento. . . In solcher Rezep- Seite 7 Das Kitzbüheler Almerafahr'n der Jetztzeit erfuhr die bereits von Anton Schipflinger zitierte Einengung. Es wird nur am Martini- feierabend, am „Maschtaschfeiramb", 10. No- vember, durchgeführt. Brauch ist, daß die Männer und Burschen Bundhosen tragen und den Hut mit Feder. Die Glocken werden entweder im Riemen um den Hals gehängt oder im Riemen geschultert. Zur Almerafahrt gehört ein Vorgeher und ein Nachgeher. Auf- grund der heutigen Verkehrsvorschriften tra- gen beide eine Laterne. „Gefahren" wird erst nach Einbruch der Dunkelheit. Heuer wird auch wieder der früher üblich gewesene Peitschenknaller mitgeführt. Eine Besonder- heit des Kitzbüheler Almerafahr'n ist die Auf- führung des „Alpera-Jodlers". Ein Liedjodler, mündlich überliefert von dem Geschlecht der Feiler, Alpenhof-Högl, der uns durch dieses Geschlecht über die Jahrhunderte erhalten blieb. Sicher haben diesen Jodler schon die Simeringer gesungen, und die Gschwendtner. Auch das „Wassern" ist noch üblich, hängt aber davon ab, ob noch ein „Laufbrunnen" vorgefunden werden kann. Beim „Wassern" werden die Glocken im Wasser des Troges weitergeläutet. Daß dabei auch noch ein Pas- sant mit in den Wassertrog muß, ist nicht mehr Brauch. Politischer Stammtisch mit Bürgermeister Brettauer Ausnahmsweise an einem Sonntagvormit- tag, am 25. November, 10 Uhr, findet beim „Eggerwirt" der nächste „Politische Stamm- tisch" mit Bürgermeister LA Hans Brettauer statt. Alle Interessenten werden schonj etzt ge- beten, den Termin vorzumerken. Beim „Po- litischen Stammtisch" hatj edermann die Mög- lichkeit, Anfragen an den Bürgermeister zu stellen und mit ihm zu diskutieren. Veranstal- ter ist die Ortsgruppe des Arbeiter- und Ange- stelltenbundes. tion der Volkskultur waren ihnen Kaiser Maxi- milian 1. und Erzherzog Ferdinand II. in Tirol teils vorangegangen, teils ihre Mäzene gewor- den... Zu den örtlichen Brauchdichtern in Kitzbü- hel zählten die Simmeringer. Ein Hansl Simeringer schrieb noch seit 1734 wiederholt die Reime zum Kitzbüheler Umgangsspiel des Rosenkranzfestes . . . Sie regten damit auch ländliche Nachbargemeinden an. Andere Erler Spielhandschriften waren 1760 im Besit- ze des Josef Gschwendtner, Saliterer in Ebbs. (Vermutlich aus dem Geschlecht der Gschwendtner in St. Johann.) St. Martin öffnet nicht bloß den Wintersen- nen Tür und Tor auf der Alm. In der Vorstel- lungswelt, Namenwahl und im Sagenbereich spielt er überhaupt neben St. Michael, Georg, Leonhard und Sebastian noch heute eine be- vorzugte, wenn auch zurückweichende Rolle. St. Martin zählt nach Laurentius, Florian und Sebastian zu den ältesten Patronen und volks- tümlichsten Heiligen im ganzen Alttirol. Zur Vervolkstümlichung des heiligen Mar- tin trug sein Ruf als Schutzpatron der Herden und Hirten, des Stalls und Hofes, der Jäger und Pilger bei. Daher darf nicht verwundern, daß der Heilige mit der Almerafahrtaufs innig- ste verknüpft ist. Er wurde zur Dominante des Jahresbrauchtums, dem Ende des Herbstes und Anfang des Winters. Die Volksphantasie stattete ihn mit einem Schimmel aus, der in heidnischen Zeiten auch Freyr zu eigen gewe- sen war. Als Schimmelreiter verchristliche er neben dem Erzengel Michael, den Heiligen Leonhard, Florian, Sebastian, Margareta mit dem Drachen, Barbara mit dem Rad usw. den heidnischen Pferdekult, vorab des absterben- den Herbstes und das keltisch-germanische Erntefest . . . Des Gänseschmauses am Martinstag gedenken Martinslieder seit des 14. Jahrhundertgerne. Davon künden Oswald von Wolkenstein." Das „Almerafahr'n" mit Vorgeher Josef Feiler im Kirchberger Tor
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