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Seite 12 - Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 24. November 1979 der Gedanke die Oberhand, Tirol für selbstän- dig zu erklären. Als aber die Aussichten für eine günstige Lö- sung der Südtiroler Frage immergeringerwur- den, erschien am 29. April 1919 eine Massen- deputation der Südtiroler in Innsbruck, die verlangte, daß sich Tirol sofort als selbständige Republik erklärte. Nach der Annexion Südtirols mußte der Bauembund seinen Sitz von Sterzing nach Innsbruck verlegen. Die Annexion erfolgte offiziell am 10. Oktober 1919. Nach dem Staatsvertrag von St. Germain vom 10. Sep- tember 1919 war das Schicksal Südtirols endgültig besiegelt. Da flackerte die Anschlußbewegung wieder auf. In Osttirol, wo man den Anschluß an Kärnten befürchtete, rief eine Konferenz, die von Anhängern aller Parteien besucht war, am 16. Oktober 1920 Osttirol als selbständigen Gau im Rahmen des Deutschen Reiches aus. Es gab damals eine eigene Briefmarke mit dem Aufdruck „Osttirol". Die Vertreter der Siegermächte erhoben Ein- spruch bei der Wiener Regierung. Die meisten Länder gaben deshalb ihre Absicht auf, nur Ti- rol und Steiermark blieben fest. In Tirol hatte der Landesbauemrat am 15. April 1921 neuer- dings zur Anschlußfrage Stellung genommen und die Landesregierung aufgefordert, sich von den Ententevertretern nicht einschüch- tern zu lassen. Es blieb deshalb bei dem für die Abstimmung festgesetzten 24. April 1921 und Landeshauptmann Schraffl rief zur lückenlo- sen Teilnahme an der Abstimmung auf. Auch die Sozialdemokraten sprachen sich dafür aus und so war das Ergebnis der Abstimmung ein überwältigendes: 145.738 Ja-Stimmen stan- den nur 1794 Nein-Stimmen gegenüber. Der Erfolg des St.-Georgs-Tages von 1921 war aber nur ein moralischer; irgend welche praktische Folgen hat erinfolge des Widerstan- des der von der Entente (franz.-englisches Bündnis) eingeschüchterten Wiener Regie- rung nicht gezeitigt, die für die Steiermark aus- geschriebene Abstimmung wurde nicht mehr durchgeführt. Bei den verfassungsgebenden Wahlen in den Tiroler Landtag am 15. Juni 1919 wurden zwei Bauernbündler aus unserem Bezirk in den Landtag gewählt: Josef Hofinger, St. Jo- hann in Tirol, und Johann Schermer, Brixen im Thale-Lauterbach. Von den Sozialdemo- kraten wurde der Kitzbüheler Hans Filzer (im Buch fälschlich als Josef benannt), Hasenhof- bauer, nominiert. In die damalige Landesre- gierung kam als Landeshauptmannstellvertre- ter der damalige Schloßbesitzer von Itter Dr. Franz Gruener. Wenn von dem Verhältnis zwischen dem Bauembund und dem Klerus die Rede ist, darf aufjene Mitglieder der katholischen Geistlich- keit nicht vergessen werden, die in hervorra- gender Weise in der Leitung des Bundes mit- gearbeitet haben oder sonst ihm treu zur Seite gestanden sind. Auch Benefiziat Jakob Hirzin- ger von Spital in der Weitau bei St. Johann in Tirol, ein vorzüglicher Landwirt und Obstzüchter, zählte zu den großen Freunden des Bauernbundes. Die Liberalen und der Landbund Für den Mitgliederstand des Bauernbundes gefährlicher als die Absplitterung einiger Kleinbauern war das Eindringen des Land- bundes. Schon 1919 hatten zwei Großdeut- sehe, Franz Reisch und Josef Herold in Kitzbü- hel, versucht, einen Unabhängigen Bauern- bund zu gründen. In nationaler Hinsicht gab es keinen Streit; da der Bauembund immer seine deutsche Gesinnung betonte. Genossenschaftswesen und Geldinstitute 1889 wurde in Otz die erste Tiroler Raiffei- senkasse gegründet. (Hier setzt sich Dr. v. Ho- henbruck in Widerspruch zum Kirchberger Heimatforscher Anton Flecksberger. Die erste Tiroler Raiffeisenkasse wurde nämlich, lt. Ori- ginalprotokoll, am 27. Dezember 1888 in Kirchberg gegründet.Vorsitzender der Grün- dungsversammlung war der damalige Obmann derlandwirtschaftlichen Bezirks-Ge- nossenschaft Anton Flecksberger d. A.) Im April 1923 wurde Josef Hofinger, St. Jo- hann in Tirol, zum Obmann des damals ge- gründeten „Tiroler Genossenschaftsverban- des" gewählt. Die „Einkaufs- und Verkaufsge- sellschaft der Tiroler Landwirte wurde aufge- löst. Hofinger nahm auch stets an den Bera- tungen des Bauembundes teil. Eifrig förderte die Bauernführung die Tätig- keit der Agrarbehörden, die allerdings stark unter Personalmangel litt. Neben vielen klei- neren Zusammenlegungen und Melioratio- nen wurde besonders durch die mit der Regu- lierung der Großache zusammenhängende neue Grundbesitzverteilung bei Erpfendorf ein schöner Erfolg erzielt. Organisation Nach dem 1. Weltkrieg verstärkte der Bauembund seine Bemühungen, die ländli- chen Dienstboten in seine Organisation einzu- beziehen. Er bestellte 1919 einen eigenen Dienstbotensekretär in der Person des Franz Bair (Schwendberg), der auch als Vertreter der Landarbeiterschaft in den Landtag gewählt wurde. 1926 schied Bair aus. Die Vertretung ging auf Stefan Foidl aus Fieberbrunn über. Nach unseren Aufzeichnungen (Red.) handelt es sich um den Dienstboten zu Hasling in St. Ulrich am Pillersee Stefan Foidl, Lagerhalter der Raiffeisenkasse. Da es sich herausstellte, daß eire Erfassung der Dienstboten im Bauembunde selbst nicht möglich war, wurde 1927 der Tiroler Dienst- boten- und Landarbeiterbund gegründet, des- sen erster Obmann Johann Seiwald aus St. Jo- hann wurde. (Bericht wird fortgesetzt!) Der Bau der Fröschlmoserischen Hütte bei Kössen wurde während des Jahres 1546 mehr oder weniger abgeschlossen, und am 28. De- zember 1546 bestellte die Fröschlmoserische Gesellschaft Hans Stöckl zum Hüttverwalter der Kössener Schmelzhütte. Dort wurde dann „mit 21 ofen, zwen treibherten und ainer kupferess gearbait und geschmelzt"; mit der Beschickung von „6 arzöfen" machte man hier am 14. Februar 1547 den Anfang des Schmelzens. Vom eben genannten Hans Stöckl stammt übrigens ein Schmelzbuch, das einen Einblick in die Schmelztechnik, die von Hütten in der Herrschaft Kitzbühel und in ihrer Umgebung um die Mitte des 16. Jahr- hunderts angewendet wurde, vermittelt und bezüglich des Hüttenwesens in diesem Ge- biete eine wertvolle Ergänzung zum 1556 erschienenen Werk „De re metallica libri XII" des Georgius Agricola darstellt. Im ersten Teil der Handschrift Stöckls wer- den Berichte über Hütteneinrichtungen und Schmelzmethoden in Tirol und im deutschen Raum vorgelegt. Im zweiten Hauptteil der Handschrift schuldert Hans Stöckl Schmelz- verfahren, die er zwischen 1543 und 1560 in der Hütte der Fröschlmoserischen Gesell- schaft bei Kitzbühel, in der Hütte derselben Gesellschaft in Leogang, in der Hütte der Manlich in Kirchberg und in der Hütte der Fröschlmoserischen Gesellschaft in Kössen selber in Erfahrung gebracht hatte. Hans Stöckl war in der erwähnten Schmelz- hütten tätig gewesen. Zuerst, ab dem 6. August 1543, wirkte er in der Fröschlmoserischen Hütte bei Kitzbühel; Sigmund Neußl, der da- mals dort Faktor der Fröschlmoserischen war, hatte ihn dem Hüttverweser Georg Neußl als Mitgehilfen und Unterschreiber zugewiesen. Im Jahr 1544 versetzte ihn der Fröschlmo- serische Faktor Wolfgang Tanfelder in die Schmelzhütte der Gesellschaft bei Leogang, und zwar als Mithelfer und Unterschreiber des dortigen Verwesers Josef Perndorifer. Noch im Jahre 1544 wurde Stöckl nach Kitzbühel ge- rufen und hier als Hüttverweser angestellt. Von Kitzbühel kam Stöckl zur Hütte der Manlich in Kirchberg, dann wieder nach Kitz- bühel, dann nach Leogang und mit 28. De- zember 1546 als Hüttverwalter der neuen Hüt- te der Fröschlmoserischen Gesellschaft nach Kössen. Die im Jahr 1549 aus der Fröschlmo- serischen Gesellschaft hervorgegangene Kös- sentaler Gesellschaft hatte von Anfang an von der Lage der Kössner Schmelzhütte, die größer war als die Hütte der Gesellschaft bei Kitzbühel, ihren Namen. Über die Produktion und über die Anlagen der Kössener Hütte, die das Privatunternehmen Kössentaler Handel überlebte, haben sich Unterlagen erhalten. (Die Kössentalerischen hatten 1569 bei ihrer Hütte in Kössen von insgesamt 2940 Zentnern Kupfer und bei ihrer Kitzbüheler Hütte von 789 Zentnern Kupfer den Kupferzoll zu be- zahlen). Feuernotruf - Tel. 122 Rettung (Rotes Kreuz) Tel. 144 Notruf Gendarmerie Tel. 133
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