Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 24. November 1979 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 Verein zum Schutze der Landschaft und der heimischen Wirtschaft Plöckentunnel ist Wirtschaftsfrage Straßenbau ist notwendig; er bringt der Wirtschaft Aufträge, sichert den Dienst- nehmern Arbeitsplätze und erschließt dem be- günstigten Raum neue wirtschaftliche Mög- lichkeiten. Straßen bedeuten aber auch Lärm und bringen Luftverunreinigung. Was heute meistens vergessen wird: Straßen sind auch militärische Anlagen und schließlich eine Konkurrenz der Schiene. Tirol war immer ein Land der Straßen. Die Alpen waren und sind ein Hindernis fürjeden Verkehr zwischen den großen Wirtschafts- und Militärmächten im Norden und Süden, im Osten und Westen. Sie wurden und werden dort überwunden, wo es am besten und leichtesten geht. Brenner und Arlberg sind da- her neben den Tauernübergängen und dem Schoberpaß Zentren des Verkehrs. Richtig war also der Bau der Inntal- und Brennerautobahn sowie des Arlbergtunnels. Das kleine Tirol und auch das ebenso kleine Osterreich hätten sich diesen zwingend notwendigen Verkehrs- wegen gar nicht verschließen können. Wir leben in einem Land enger Täler, bei uns wird der Lärm durch das Echo vervielfacht und weit hinauf in die Ruhezonen der Berg- weit getragen, der Benzingestank bleibt in den Tiefen der Täler liegen und verunreinigt die Luft gemeinsam mit den Abgasen der Feuerungen. Daher istjede Straße, so notwen- dig sie sein mag, auch eine Last, die wir Tiroler zu tragen haben. Zwang und Last müssen da- her ausgewogen sein. Außerfemer haben dies erkannt, sie haben eine großzügige Umfah- rung von Reutte (hätten wir sie nur in Kitzbü- hel) und sie bekommen bald eine ebenso groß- zügige Umfahrung von Lermoos und Bieber- wier durch einen Tunnel. Hätten wir nur so ei- ne Umfahrung auch in Jochberg. Niemand weiß, wie sich das Verkehrsge- schehen entwickeln wird. Erstellte Prognosen stimmen nicht mehr, Verkehrskonzepte wer- den neu überarbeitet, man will weitgehende Verlagerung des Gütertransportes auf die Schiene. Wie steht es mit dem Treibstoff? Wie lange haben wir genügend 01? Gibt es dafür guten Ersatz? Die Ubersicht fehlt. Ein franzö- sicher Staatsmann sagte schon 1916: Jeder Tropfen 01 ist ein Tropfen Blut wert. Steht uns bei dieser Unsicherheit der Bau des Plöckentunnels ins Haus? Was viele nicht wissen: Aus dem süddeutschen Raum führt über den Paß Thum, den Felbertauern, den Gailbergsattel und den Plöckenpaß die Vogel- fluglinie in den großen Wirtschaftsraum um Triest und Venedig. Die Berge am Plöckenpaß waren im Ersten Weltkrieg Kampfgebiet. Triest ist wirtschaftlich in die Enge getrieben. Auch Venedig kämpft um den internationalen Anschluß an die Weltmeere. Nach Inbetrieb- nahme des Felbertauerntunnels, der eigent- lich als Verbindung Osttirols zu Nordtirol ge- dacht war, erkannten die Autofahrer sehr rasch die günstige Verkehrsverbindung über den Plöcken; von Kitzbühel bis Lignano an der Adria braucht man bei teils noch schlechten Straßen nur 5 Stunden! Die Felbertauern- straße AG freute sich über die ständig steigen- den Einnahmen. Für jeden Schwerverkehr, aber auch für Omnibussse, war der Plöcken- paß mit seinen vielen Haarnadelkurven auf italienischer Seite allerdings unpassierbar, mit WohflL igen konnte er nur bedingt befahren werden. Für Pkw-Fahrer war es eine Pein, oft viele Kilometer hinter einem Wohnwagen her- zuschleichen. Mit dem Bau der Tauernauto- bahn hat sich daher der Straßenverkehr zu- nehmend auf diese Tauernstrecke verlagert, der Felbertauern ist nicht mehr so attraktiv. Nun soll auch der Karawankentunnel gebaut werden, der den Nord-Süd-Ost-Verkehr eher nach Jugoslawien lenken wird, besonders aber den Güterverkehr zum günstigen Hafen von Rijeka. Daß daher Triest, Monfalcone, aber auch Mestre und Venedig große wirtschaft- liche Sorgen haben, wird jeder verstehen. Da- zu kommt noch das furchtbare Erdbeben in Friaul, dort braucht man Arbeitsplätze. Mit dem Bau des Plöckentunneis, egal ob Basis- oder Scheiteltunnel, und dem damit direkt verbundenen Ausbau des Gailbergsat- tels mit einer Umfahrung von Kötschach- Mauthen könnte also vielen geholfen werden, den Arbeitslosen von Friaul, Triest und Mon- faicone und auch mancher Kärtner kann sich einen Dauerarbeitsplatz erhoffen. Die Ein- nahmen bei der Feib ertauemgesellschaft wür- den sicher wieder steigen. Das Interesse an diesem Tunnel ist daher vielseits groß. Straßen werden nicht von heute auf morgen geplant und gebaut. Es gibt weit in die Zukunft weisende Verkehrskonzepte. Ein solches Kon- zept enthält auch das Bundesstraßengesetz von 1971, das neu überarbeitet werden soll. Die Finanzierung dieses Konzeptes ist eine andere Frage. Dieses Bundesstraßengesetz, novelliert 1975 und 1978, sieht folgende für unseren Raum interessante Verkehrsverbindungen vor: Schnellstraße 5 12 (Loferer Schnellstraße) von Wörgl bis zur Staatsgrenze bei Unken. Schnellstraße S 42 (Paß-Thum-Schnell- straße) von Going nach Kitzbühel (B 161). Plöckenpaßstraße B 110 von Oberdrauburg über Kötschach bis zur Staatsgrenze am Plöckenpaß. Brixentalstraße B 170 von Wörgl über Hopfgarten bis Gundhabing (5 42). Paß-Thurn-Straße B 161 von Mittersill über Kitzbühel bis St. Johann (5 12). Im Gesetz weitere angeführte Bundes- straßen unseres Bezirkes haben mit einem Plöckentunnel nur indirekt zu tun. Das gesetzlich verankerte Verkehrskonzept läßt folgenden Schluß zu: Der Verkehr soll in Zukunftneben der Bren- nerautobahn, der Rheintalautobahn und der Tauernautobahn auch über die Vogeiflugline von Kitzbühel geleitet werden und zwar: Autobahn bis Kufstein-Wörgl, von dort auf ei- ner Schnellstraße bis Going (S 12), dann weitar auf einer S 42 von Going über Reith bis Gund- habing (ein Fixpunkt), wobei diese S 42 berets Paß-Thurn-Schnellstraße heißt, in Gund- habing Einbindung in die Paß-Thurn-Bundes- straße über den Felbertauern zur Plöckenpaß- straße. Soweit lautet das Gesetz. Die „Alle- magna" durch das Zillertal wird nicht erwähnt. Zillertal und Südtirolwaren sich über das Nein einig. Über einen möglichen Plöckentunnel ist schon viel geredet und geschrieben worden. Nur aus unserer Presse möchte ich einige kur- ze Auszüge wiedergeben. Tageszeitung vom 19. Dezember 1970: Italien forciert Plöckenpaß-Tunnel. Tageszeitung vom 27. November 172: Plöckentunnelgesellschaft gegründet, Sitz in Lienz; Aufgabe: Projektierung der Plöcken- paß-Bundesstraße Nr. 110 über den Gaiiberg. Tageszeitung vom 28. Jänner 1972: Plöckentunnel: noch schneller nach dem Süden! 1971 seien 442.239 Fahrzeuge über den Plöckenpaß gefahren. Triest ist von Lienz nicht weiter entfernt als von Innsbruck. „Mit den Plöckentunnel wird der Schwerverkehr auf der bis jetzt fast lastenfreien Feibertauern- straße erheblich zunehmen". Weiter auf Seite 16! „Die Wirtschaft für alle" - und „die herrliche Landschaft um den Wilden Kaiser, Sommer und Winter gehört uns allen". (Aufnahme vom 12. November 1979, Standort Hahnenkamm- chattberg)
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