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Seite 26 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 1. Dezember 1979 Bürgermeister LA Hans Brettauer - 60 Jahre In Kitzbühel vollendete am 29. November 1979 Bürgermeister Landtagsabgeordneter Hans Brettauer das 60. Lebensjahr. Er steht voll im öffentlichen Leben und hat erst vorwe- nigen Wochen erneut das verantwortungsvol- le Amt eines Abgeordneten übernommen. Hans Brettauer kam in Schwaz zur Welt. Sein Vater, der von BerufFörsterwar, starb, als der Sohn erst Fünf Wochen alt war, an Kriegs- folgen. Die Mutter mußte die beiden Kinder unter großen Entbehrungen aufziehen, ver- mochte aber sowohl der Tochter als auch dem Sohn ein Studium zu finanzieren, was damals sicher außergewöhnlich war. Hans Brettauer maturierte 1938 am Gymnasium Paulinum in Schwaz. Den Plan eines Hochschulstudiums mußte er wegen der Einberufung zur Wehr- macht zurückstehen und schließlich völlig auf- geben, weil der 2. Weltkrieg ihn vom ersten Tag bis zum Kriegsende und sogar noch Für ei- nige weitere Monate der Gefangenschaft fest- hielt. Hans Brettauer diente in einem Gebirgs- jägerregiment und war an den Feldzügen in Polen, Frankreich und an der Murmanskfront dabei, 1944 kam er an die Westfront. Hier fiel er in französische Kriegsgefangenschaft. Der Oberleutnant und Kompanieführer wurde mit dem Eisernen Kreuz II und dem Eisernen Kreuz 1 ausgezeichnet. Für Hans Brettauer sind die harten Frontjahre in die schönsten Ju- gendjahre gefallen. Das Erleben von Tod und Zerstörung hat seinen weiteren Weg wesent- lich beeinflußt und den humanistisch gebilde- ten Mann zu Toleranz und mitmenschlichem Verstehen näher hingeführt, vor allem auch zu einem Verständnis Für die junge Generation, der diese Erlebnisse erspart bleiben mögen. Nach der Heimkehr trat Hans Brettauer im Dezember 1945 in das „Landesamt für Außen- handel" ein. Durch dieses Amt versuchte das Land Tirol einen minimalen Außenhandel mit dem westlichen Nachbarland Schweiz über die Besatzungsbehörde anzubahnen. Für Brettauer war das Jahr bei diesem Amt eine Lehrzeit in kommerziellem Denken und Han- deln. Sein entfernter Verwandter Ing. Alfons Weißgatterer, der in der schweren Nachkriegs- zeit Landeshauptmann von Tirol war, schlug Brettauer, der inzwischen mit einer Kitzbü- helerin, der Bürgerstochter Gertrude Egger, verheiratet war, als Leiter des Wirtschafts- amtes der Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel vor. Am 1. Jänner 1948 trat Brettauer seinen Posten bei der BH Kitzbühel an. Im Jahre 1949 übernahm er das Referat Land- und Forst- wirtschaft sowie Jagdwesen. Dieses Führte er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienst. Der bestens qualifizierte Beamte erhielt den Titel eines wirklichen Oberamtsrates. Als Re- ferent hatte Brettauer Kontakt mit vielen Mit- bürgern und mit Menschen aus dem gesamten Bezirk und wurde häufig um Auskünfte und Rat gefragt, auch in Fragen, die nicht zu seinem Ressort gehörten. Im Jahre 1950 wurde Hans Brettauer Ge- meinderat in Kitzbühel. Im folgenden Jahr übernahm er nach dem Ausscheiden von Jakob Dobringer das Personalreferat. Im Jahre 1956 verzichtete Brettauer auf einen sicheren Listenplatz, um dem verdienten Bürgermeister Dr. Camillo Buschman das Mandat zu sichern. Brettauer war zwar weiter- hin kommunalen Fragen aufgeschlossen, ent- schloß sich aber 1962 erst nach eindringlichen Bitten seiner Freunde in der Arbeitnehmerbe- wegung der Volkspartei zu einer neuerlichen Kandidatur. In den nächsten Jahren erlebte Brettauer die Gemeinderatsarbeit aus der Sicht einer Minderheitenfraktion. Durch sein entschiedenes, sachliches Auftreten und seine umfassende Gesetzeskenntnis wurde Brettauer unter Bürgermeister Hermann Reisch zum Personalreferenten bestellt. Ge- meinderat Sepp Zwicknagl drängte nach eini- gen Monaten darauf, daß Brettauer auch Obmann des Ausschusses für Kultur wurde. Brettauer trat entschieden Für den Bau des Krankenhauses ein und wurde noch vor des- I()!() i//•oI, A71:biIiel sen Fertigstellung in den Krankenhausaus- schuß kooptiert, wobei er vor allem mit Perso- nalfragen befaßt wurde. Bei den Gemeinderatswahlen 1968 wurde Hans Brettauer Spitzenkandidat der Liste der Volkspartei. Er konnte mit seinen Freunden die Mandatszahl von 3 auf 5 ausbauen. Von 1968 bis 1971 war Brettauer 1. Vizebürger- meister und Kultur- und Personalreferent. Im Jahre 1970 wurde er auch Mitglied des Tiroler Landtages. Damit erhielt erstmals der Arbeit- nehmerflügel der Volkspartei im Bezirk Kitz- bühel einen Abgeordneten. Hans Brettauer verstand sich aber als Abgeordneter nie als Vertreter einer Gruppe, sondern als Verfechter der Interessen der gesamten Bevölkerung. Das Jahr 1971 wurde Für Kitzbühel zum Jubi- läumsjahr, weil sich zum 700. Male die Stadt- erhebung jährte. Brettauer hatte schon Jahre vorher ein Konzept ausgearbeitet, das eine Fülle von Veranstaltungen beinhaltete, nicht zuletzt aber das „Kitzbüheler Stadtbuch", das zum literarischen Denkmal wurde. Dafür wurde der Kitzbüheler Wissenschaftler Dr. Eduard Widmoser gewonnen, der die Schrift- leitung übernahm und selbst wesentliche Bei- träge verfaßte. Das Jahr brachte zahlreiche kulturelle Aktivitäten und eine große Zahl von volkskulturellen, sportlichen und gesellschaft- lichen Festen. Seit der Gemeindevorstandswahl 1971 war Brettauer 2. Vizebürgermeister. Im Jahre 1973 nominierte ihn die Stadtparteileitung der Volkspartei als Spitzenkandidaten der Liste „Hans Brettauer" Für die Gemeinderatswahl 1974. Die Wahlen nach dem Abgang des ver- dienten Bürgermeisters Hermann Reisch wur- den ein Vertrauensbeweis Für den seit vielen Jahren bewährten Gemeindefunktionär Hans Brettauer, dessen Liste es gelang, die Zahl der Mandate zu verdoppeln. Der eindeutige Wahlsieger unternahm alles, um alle Fraktionen an den gemeinsamen Arbeitstisch zu bringen, stellte deutlich die Weichen, verpflichtete aber alle Gemeinderäte zur weiteren sachlichen Arbeit, die sich seit mehr als Fünf Jahren bewährt. Seit dem 18. April 1974 ist Hans Brettauer Bürgermeister von Kitzbühel, im Jahre 1977 wurde er vom Gemeinderat bestätigt. In den Jahren seit 1974 sind, wie Brettauer es selbst formuliert, einige Projekte reif gewor- den. Er beansprucht nicht Für sich, daß er ein Vorhaben zustandegebracht hat und ist sicher kein Für den Personenkult einzunehmender Kommunalpolitiker. Stolz ist er auf das Zu- standekommen der Fusion zwischen Kurhaus (KUMAG) und Bergbahn AG, womit der Weg Für die Sicherung und den großzügigen Aus- bau des Kurhauses grundgelegt wurde. In der Frage der Umfahrung wurde im Jahre 1974 nach der Ablehnung zahlreicher Varianten einer „großen Umfahrung" von vorne begon- nen und jene Teillösung mit dem Bund zu- standegebracht, die eine Tangente Lebenberg für den Ubereckverkehr ins Brixental bringt, bei Notwendigkeit aber auch die Möglichkeit der Einbindung in eine große Lösung mit Horntunnel zuläßt. Wenn ein Vorhaben im wesentlichen Hans Brettauer zugeschrieben wird, dann die Ein- richtung einer Handelsschule im Jahre 1971. Er stand die Verhandlungen mit Innsbruck durch und sicherte den Grundstock an Professoren, sodaß innerhalb kurzer Zeit be- gonnen werden konnte. Als Bürgermeister kämpfte er um den Bau einer Bundesschule, die heuer eröffnet werden konnte. Immer wieder vertrat Brettauer die Ansicht, daß eine Bezirksstadt von der Größe und Bedeutung Kitzbühels eine Mittelschule braucht. Eine Ausbildung in der Handelsakademie sichert die Hochschulreife und den Eintritt ins Berufs- leben nach einer praxisorientierten Ausbil- dung. Unter Hans Brettauer wurde der soziale Wohnbau trotz der Kürzung der Mittel weiter betrieben, vor allem aber auch weiterer Grund Für Wohnbaugenossenschaften erworben. Mit aller Entschiedenheit trat der Bürgermeister Für eine finanzielle Beteiligung der Stadt Für die Sanierung des Parrkirchturms und der Frauenkirche ein. Er war auch Gründungs- mitglied des Kulturrings Kitzbühel, der den Boden Für ein rasch gewachsenes Konzert- leben bereitete.
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