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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 1. Dezember 1979 Bezirksveranstaltung des Tiroler Bauernbundes in Oberndorf Die Bezirksversammlung des Tiroler Bauernbundes am Montag, 19. November 1979, in Oberndorf, wurde zu einer eindrucks- vollen Bauernkundgebung. Der Saal im Gast- hofNeuwirt war bis zum letzten Platz besetzt, als l3ezirksbauernobniann LA Paul Land- mann die Veranstaltung eröffnete. Einen be- sonderen \Villkommensgruß entbot Land- mann dem Präsidenten des Osterr. Bauern- bundes Roland Minkowitsch, den zahlreichen Funktionären des lauernbundes und der Jungbauernschaft, den Bürgermeistern sowie den Vertretern der Kammer, der Schule Weitau und der Presse. Einleitend skizzierte der Bezirksobmann sehr anschaulich die landwirtschaftlichen Ver- hältnisse des Bezirkes Kitzbühel und die daraus resultierenden Produktionsbedingun- gen und Möglichkeiten. Landmann stellte da- her auch die Fragen im Zusammenhang mit der Milchwirtschaft, dem Viehabsatz und der Almwirtschaft besonders in den Vordergrund und forderte eine rasche Lösung deranstehen- den Probleme. Im Rahmen der Neuordnung des Milchniarktes sind gerade in unserem ex- tremen Berggebiet unzumutbare 1 lärten auf- getreten. Aber auch immer wieder neue Be- lastungen, wie zum Beispiel bei der neuen Ein- heitsbewertung oder, wie sie sich im Sozialbe- reich abzeichnen, sind eine echte Geljihr ftir die Existenz der bäuerlichen Betriebe. Land- mann schloß seinen Situationsbericht mit der Feststellung, daß die Bauern in Hinkunft nur bei einem gerechten Einkommen in der Lage sind, die vielen Aufgaben zum Wohle der Allgemeinheit zu erfüllen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Referat von Präsident Minkowitsch zum Thema „Bergbauernpolitik im Rahmen des Österreichischen Bauernbundes". Minko- witsch rührte dazu aus, daß der Bauernbund bei seinen Entscheidungen immer den Fami- lienbetrieb als Leitbild gesehen hat und bei allen Überlegungen vor allem der Mensch mi Vordergrund gestanden ist. Der Bauernbund hat seine Politik auf die Gesamtheit der Bauernschaft ausgerichtet und nicht den Berg- bauern gegen den Talbauern oder den Neben- erwerbsbauern gegen den Vollerwerhsbauern ausgespielt. Die wirtschaftliche Situation für die Bauernschall hat sich in der Zeit der sozialistischen Alleinregierung laufend ver- schlechtert. Zahlen aus dem jährlich vorge- legten „Grünen Bericht" sprechen eine sehr deutliche Sprache. Präsident Minkowitsch zeigte in diesem Zu- sammenhang die schwierige Verhandlungs- position des Bauernhundes mit den zuständi- geii Stellen auf Bundesebene auf Die Bundes- regierung weicht immer wieder der Behand- lung vordringlicher Sachprobleme aus. Als Ablenkungsmanöver dienen Spaltungsver- suche der Bauernschaft und die Diskriminie- rung der bäuerlichen Einrichtungen, wie Z. B. Bauernbund, Kammern und Genossen- schaftswesen. Sehr geschickt versucht man in Vielbeachtetes Referat von Bauernbundpräsident Minkowitsch. Rasche Lösung der anstehenden Probleme gefordert. Klares Bekenntnis zum bäuerlichen Familienbetrieb. der Oflntlichkeit dcii Eindruck zu erwecken, die bescheidenen Erfolge für die Landwirt- schall als Leistung der Regierung darzustellen, obwohl sie von der Interessenvertretung in harten und zähen Verhandlungen erkämpft werden müssen. Aus reinen gesellschaftspoli- tischen Überlegungen engt die sozialistische Regierung die private Aktivität der einzelnen zugunsten der staatlichen Einrichtungen immer mehr ein, was sich schließlich in derge- samtwirtschaftlichen Entwicklung immer mehr negativ auswirkt. Besonders breiten Raum widmete der Referent der im Juli 1978 in Kraft gesetzten neuen Milchmarktordnung. Ohne ener- gisches Auftreten des Bauernbundes hätte die Regierung ein mit einfacher Mehrheit zu be- schließendes Milchsteuergesetz mit unvor- stellbaren Härten für die Bauern im Grünland- gebiet geschaffen. Dies hätte eine starre Kon- tingentierung mit 87 % der bisherigen Markt- leistung ohne staatliche Mitfinanzierung be- deutet. Als Verhandlungsgrundlage diente dem Bauernbund ein modernes Konzept über die Agrarmarktordnung und Ernährungswirt- schaft. So konnten eineganze Reihe von Nach- teilen für die Bauern abgewendet werden. Würde nicht der Minister das Gesetz zum Nachteil der Milchbauern auslegen, so wäre es auch nicht zu diesen Belastungen mit großen Einkommensverlusten gekommen. Der Bauernbund werde sichjedenfalls auch weiter- hin verstärkt bemühen, die bestehenden Härtefälle einer zufriedenstellenden Lösung zuzuführen und somit die Sicherung derstruk- turellen Weiterentwicklung der Milchprodu- zenten gewährleisten. Weiters wird man sich für die Herausnahme der Richtmengen- regelung, analog wie bei der Almwirtschaft, Für die extremen Bergbetriebe in der Erschwernis- zone III, bemühen. Präsident Minkowitsch schloß sein vielbeachtetes Referat mit der Fest- stellung, daß der Österreichische Bauernbund auch in Zukunft eine wertorientierte Agrar- politik zur Verbesserung der Lebensqualität für die bäuerlichen Menschen befolgen werde. An die richtungsweisenden Ausführungen schloß sich unter der Leitung von Gebietsob- mann Peter Hechenberger eine sachliche Dis- kussion. Der umfangreiche Fragenkomplex über die verschiedensten Bereiche der Land- wirtschaft wird vom Bezirksbauernrat nach der Dringlichkeit und Aktualität gereiht und der Bauernbundführung noch schriftlich in der Form einer Resolution überreicht. Bezirksbauernobmann Landmann dankte abschließend Präsident Minkowitsch Für die offene Behandlung der vordringlichen agrar- politischen Fragen und sprach auch den Teil- nehmern für die Sachlichkeit bei der Behand- lung der Sorgen, Wünsche und Anregungen seinen Respekt aus. Sta. Teppichweberei in Stanzach wurde Lehrfahrt-Ziel für 850 Kitzbüheler Bäuerinnen Eine besondere Auszeichnungerftihr in dcii letzten 2 Wochen die Lechtaler Teppicher- zeugung der Geschwister Scheiber. Die Bäuerinnen des Bezirkes Kitzbühel wählten als Ziel ihrer diesjährigen Herbst- Lehrlährt die Teppichweberei in Stanzach mit einem anschließenden Mittagessen in Elbigenalp. Die ersten Besuchergruppen wur- dcn von Landesbäuerin Ök.-Rat Anna Hechenberger persönlich angeführt, die weiteren von Bezirkssekretär Ing. Josef Wör- götter bzw. Wirtschaftsberaterin Dora Eller. Nachdem die Landwirtschaftskammern seit eh undje zujenen Institutionen zählen, die bei der bei Beratung in Einrichtungsfragen für eine Pflege und traditionsgebundene Weiter- entwicklung des heimischen Wohn-Stils ein- treten, sollte die Lehrfahrt ins Außerfern lie- ben einem allgemeinen Kennenlernen dieses Tiroler Randbezirkes den 850 teilnehmenden Bäuerinnen einen unmittelbaren Einblick in dcii Betrieb einer Tiroler Teppich-Hand- weberei vermitteln. Dies insbesondere unter dem Gesichtspunkt, daß die heimische Berg- schafwolle in solchen Betrieben einer optinia- len Verwertung zugeführt werden kann. Das fordert ihren Absatz und trägt zu der beson- ders willkommenen Sicherung von Arbeits- plätzen im ländlichen Raum bei. Seitens der Betriebsinhaber ging deshalb Wolfgang Scheiber bei seinen Einführungs- vorträgen jeweils besonders auf diese Ge- sichtspunkte ein und vermittelte den interessierten Zuhörerinnen einen umfassen- den Überblick über den Erzeugungsweg vom Rohprodukt Schurwolle bis zum fertigen „Lechtaler Teppich", maßgefertigt, und auch in der Musterung auf den Kundenwunsch abgestimmt.
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