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Samstag, 27. Jänner 1979 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Eine Münze aus dem Jahre 1708 Von Manfred Rupert Ende 1977 zeigte der Kitzbüheler Volks- schuldirektor Peter Brandstätter dem Verfas- ser dieser Zeilen eine Sillrmünze und fragte, ob sie bestimmt werden könne. Dies soll hier- mit geschehen. Besagte Münze war Dir. Brandstätter über Veranlassung von Frau Volksschuloberlehre- rin Edith Mößl vorgelegt worden. Frau Mößl war im Herbst 1977 beim Sachunterricht in ihrer Klasse (3. Schulstufe) auf alte Münzen zu sprechen gekommen. Daraufhin erzählte der Schüler Klaus Entstrasser, daß seine Mutter ei- ne alte Münze gefunden habe. Über Anregung seiner Lehrerin brachte dr Bubj ene Münze in die Schule mit, und Frau Mößl schickte ihn dann damit zu Dir. Branistätter. Frau Anna Entstrasser, der für die Auskünf- te über die Fundumstände gedankt sei, hatte die Münze im Jahr 1970 beim Arbeiten in ihrem damaligen, später in eine Rasenfläche umgewandelten Hausgarten gefunden. Hie- bei handelt es sich um die Grundparzelle 306 der Katastralgemeinde Kitzbühel-Land, die südlich und südöstlich an das alte „Eisenbad", Haus Jochberger Straße 93 (Bauparzelle 59 der KG Kitzbühel-Land. wie Gp. 306 zur Ein- lage-Zahl 411 dieser KG. gehörig), anschließt und an deren südwestlichem Rand die Joch- berger Straße (Paß-Thurn-Bundesstraße, Gp. 3870 der KG. Kitzbühel-Land) vorbeiführt. Die genaue Fundstelle ist etwa fünfMeter vom Fahrbahnrand der Straße und etwa sieben Me- ter von der Südostwand des erwähnten Hau- ses entfernt. Ob hier eia Einzel- bzw. Streu- fund vorliegt und ob dieser Fund als Hinweis auf den Verlauf der altenLandstraße zu werten ist, wäre durch weitere Untersuchungen zu klären. Die Münze zeigt auf beiden Seiten verhält- nismäßig starke Abnützungs- und Korros- sionsspuren. Das Fundstück ist dünn, von silbrigem Aussehen, hat ovale Form (2,1 cm größter, 1,9 cm kleinster Durchmesser) und glatten Rand. Wodurch es zur ovalen Form kam, muß hier offen bleiben. Das Gewicht der Münze wurde nicht ermittelt. Die Vorderseite der Münze, der Avers, zeigt das Brustbild eines Mannes im Brustharnisch, der eine Perücke von reich wallendem, gelock- tem Haar trägt und, vom Betrachter aus gese- hen, nach rechts blickend im Profil wiederge- geben ist. Auf dem Avers unten in der Mitte ist in ovalem Schild als Nennwert der Münze eine 3 angegeben; es handelt sich um ein 3-Kreu- zer-Stück, wie es zuerst in Osterreich seit dem 16. Jahrhundert geprägt wurde und für das die Bezeichnung Groschen (auch Kaiser- bzw. Landgroschen) üblich wurde. Das Münzbild ist von einer größerenteils beidseitig mit Peri- stab eingefaßten Umschrift umgeben. Rechts oben beginnend lautet diese: IOSEPHUS. D: G:R:I:S:A:G:H: BO: REX. Die Rückseite der Münze, der Revers, zeigt drei ovale Schilde, die ähnlich einem Dreipaß 1:2 angeordnet sind. Der obere Schild zeigt als Wappenbild den Doppeladler; von den zwei anderen Schilden, deren Unterrand zum Unterrand des oberen Schildes hin orientiert ist, zeigt der linke als Wappenbild einen Pan- ther. Der rechte ist, heraldisch gesehen, mehr- fach schrägrechtsgeteilt. Auf den Flächen zwi- schen den Schilden ist jeweils ein Feuereisen mit Flammen zu sehen. Auf dem Revers in der Umschriftzone ist oben in der Mitte das Präge- jahr der Münze angegeben: 1708; unten in der Mitte befindet sich das Münzmeisterzeichen, jedoch ist davon nur rechts der Mitte ein un- vollständiges Oval, das ein Aenthält, zu erken- nen. Das Münzbild ist von einer beidseitig mit Perlstab eingefaßten Umschrift umgeben, die nur mehr teilweise lesbar ist: nach dem Präge- jahr nurARCHID:A, nach dem Münzmeister- zeichen nur VRG: STYRIAE. Zur Identifizierung dieser Scheidemünze aus der Regierungszeit von Kaiser Joseph 1 (1705-1711) war auf den entsprechenden Band des im Erscheinen befindlichen neuen Standardwerkes zur österreichischen Münz- geschichte zurückzugreifen: Helmut Jung- wirth: Corpus nummorum Austriacorum, Band V: Leopold 1. - Karl Vl. (1657-1740), Wien 1975. Dort ist auf Seite 139 bei den Münzen aus der Regierungszeit Josephs 1. zum Jahr 1708 vermerkt, daß in der Münzstätte Graz, in der der Münzmeister Johann Jakob Aigmann (Münzmeisterzeichen IA) wirkte, ein Gro- schen ausgeprägt wurde. Unter Joseph 1. gab es keinen weiteren Münzmeister oder eine Münzstätte mit A als letztem Bestandteil des Zeichens. - Ein Vergleich der gefundenen Münze mit der Abbildung eines Groschens desselber. Münzmeisters aus dem Jahr 1710 (a a. 0., Ta- fel 23, Nr. 12) zeigt, daß beim Münzmeister- zeichen links vom A ein 1 zu ergänzen ist. Außerdem ist so die Umschrift des Reverses zu vervollständigen: ARCHID: AVS: D: BVRG: STYRIAE. Die Umschrift des Averses lautet aufgelöst: losephus, Dei gratia Romanorum imperator, semper augustus, Germaniae, Hungariae, Bo- hemiae rex, und Übersetzt: Joseph, von Got- tes Gnaden römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches, König in Germanien, von Ungarn und Böhmen. Die Umschrift des Reverses lautet aufgelöst: Mananischer Gnaden- Schatz von Kitzbühel Beschreibung der alten Votivtafeln der Liebfrauenkirche zu Kitzbühel von 1632-1744, nach Aufzeichnungen eines Dominikaners. Und eylfertig liesse sich anmercken die Maria- nische Trost-Hülf, glei± in selber Wochen verlieheten sich alle Schmertzen, die entkräff- tete Beine fühleten eine ausserordentliche Stärke, die so lang unbrauchbare Füß fanden sich zum gehen fähig, also, daß der Patient frisch und gerad unverhindert sich auf- gemacht, erstlich solche Wunder-Gnad seinem Wohl-Ehrwürdigen Herrn Vicario zu Wössendorf, nachmals aber, da er gleich darauf bey der Kitzbüchlerischen Hülfs- Mutter persönlich seine Dancksagung im Monat November 1740 abgestattet, mit tausend Hertzens-Freuden in unserem Vicariat offentlich ausgesagt, und allzeit mit einem Jurament zu betheuem bereit ware. Maria hilffl bei Kranckheiten Anno 1653 ist Elisabeth Unterrainerin zu Harpfing in Pielach (Bichlach) zweimal von einem Kerschbaum gefallen: dahero noch- mals bey aufgeblähten und angeschwollenen Leibs-Theilen nichts anderster als die Wasser- sucht kunte besorgetwerden, ist aber von der Heiligen Mutter Gottes wunderbarlich erhal- ten worden, da sie dieses Täferle zu U. L. Frauan Maria-Hülf hieher, neben ihrem Gebett, versprochen hat. Andertens hat bey allgemeiner Mariani- schen Apotheken eine kostbare Artzney gefunden jene, von welcher beygesetzte Zeugnuß verhanden: Anno 1708 verlobt sich eine gewisse Weibs- Person, um weilen selbe ein grosses Apostem gehabt, ist aber nach disem Gelübd samt einer Heiligen Meß gleich zu voriger Gesundheit kommen. Drittens haben dem Marianischen Hülfs- Hause ihre Gesundheit zu dancken jene so folgende Danck-Schrifften eingeschickt: Anno 1694 hat sich Leopold Silberer in Kirchenthal wegen seinen langwierigen Fieber hieher verlobt, und Heyl gefunden. Anno 1655 hat Sebastian Heseenberger aus der Kirchdorffer Pfarr, welcher kranc gelegen, und im Haubt grossen Schmertze:i gelitten, sich hieher verlobt, und Besserung erhalten. Wiederum 1655 verlobt Michael Stanger dise Tafel wegen des Zahn-Wehes, ist alsobali erhört, und von seinen Schmertzen befreyet worden. Anno 1681 verlobt Hanß Pichimayr uni Dorothea Perauerin dises Taferle, wegen der Vergicht'Mutter allhero zu U. L. Frauen, nach dem Gelübd ist wiederum die erwünschte Besserung erfolgt. So die alten Danck-Schriften. Weitere Bekenntnisse: Den Reyhen führet Herr Jaco Pranger, welcher mir im Jahr 1740, den 13. September, folgende Danck-Schriffleingehändigt: Höchst seye die Allerheiligste Dreyfaltigkeit: Dan seye ewiges Lob, Ehr und Preyß in unterthänig- höchst-schuldiger Dancksagung für die grosse und unverdiente Gnad, so du allerreiniste und unbefleckte Jungfrau Maria in seiner stä:s
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