Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 15. Dezember 1979 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 Fortsetzung von Seite 8: Zu „75 Jahre Tiroler Bauernbund' Nach anfänglichen kurzen Berichten teilt Muigg mir mit, daß er beabsichtigt, die Bauernjugend ehestens wieder zu sammeln und zu organisieren. Dr. Brugger, der Direktor des Bauernbundes, versteht es ausgezeichnet, die Notwendigkeit darzulegen. Seine Parole: „Die Bauernjugend muß vor allen anderen organisiert sein!" Nach einstündiger Aus- sprache steht fest, daß der erste Versuch im Be- zirk Kitzbühel vor sich gehen soll. Drei Freun- de der Bauernjugend versprechen sich, das Beste zu tun. 1947 - Sammeln und organisieren Der Winter 1946/47 wird noch bestens aus- genützt und am 9. Februar 1947 ist der erste von den Kitzbüheler Jungbauem organisierte Unterhaltungsabend angekündigt. Sie kom- men alle, die Alten und die Jungen, bis von den höchsten Höfen; der Saal kann die Besucher nicht fassen und doch gibt es für jeden eine Möglichkeit, mit und dabei zu sein. Die Kitz- büheler Bauernjugend tut ihr Bestes,jung und alt bestreiten ein auserlesenes Heimatpro- gramm. Und als am Ende der schönen Veran- staltung die noch volksschulpflichtigen Pöll- dirndin, von ihrem Vater auf der Gitarre be- gleitet, mit jugendlich hellen Stimmen das Lied „Wieder daheim auf meiner Alm" anstimmen, ist im Saal atemlose Stille und nach dem Refrain „Jubelnd ruf ich weit hinaus, Alpenkind ist nun zu Haus", bricht brausender Beifall los, wenn auch manche Träne weggewischt wird; denn viele aus dem bäuerlichen Kameradenkreis befinden sich noch fern der Heimat. Kitzbühels Jungbauerngeneralprobe ist bestens geglückt. Drei Freunde reichen sich die Hände und wollen voller Tatkraft ans Werk gehen. Peter Koidl, Peter Rettenwander und mir fällt ein Stein vom Herzen. Der Anfang ist gemacht. Bereits am 23. Februar 1947 auf einer Bau ernbundversammlung in Fieberbrunn, bei der Bundesobmann Muigg auch anwesend ist, gelingt es, die Jungbauern zu sammeln. Am 30. März 1947 kommt esaufeinerBezirks- konferenz zu einer eingehenden Aussprache über das Problem Jungbauern. Wir alle ge- langten damals zur einhelligen Auffassung, die Bauernjugend zu sammeln. Auch die Ortsobmänner versprechen, ihr Bestes zu tun. Im Bezirk Kitzbühel folgt nun Besprechung auf Besprechung. Die alten Freunde sind bald wieder an der Arbeit, bestens unterstützt von Präsident Johann Obermoser und Bezirksob- mann Michael Raß. Am 27. Juli 1947 versammeln sich Bauern und Jungbauern erstmals wieder am Kitzbü- heler Horn zur Bergmesse. Landesobmann Muigg, Direktor Dr. Brugger und Bezirksob- mann Raß sind dabei; die hl. Messe feiert Stadtpfarrer Joseph Schmid, der ein beson- derer Freund der Jungbauern ist. Am Alpen- haus wird Mittag gegessen, gesungen und ge- spielt; jedermann freut sich des herrlichen Sommertages und die Verantwortlichen be- raten und besprechen die Form, in der die Ju- gend erfaßt werden soll. Als sich dann am Abend unsere Gäste am UnterleitenFiofverab- schieden, bleibt mir ein Notizblatt in der Hand Josef Oberhauser 1912 - 1976 mit Namen insatzbereiter Jungbauern aus allen Bezirken Tirols. Auf den 5. Dezember 19'-7 ist die erste Kon- ferenz der Jungbauern nach Innsbruck einbe- rufen und sie kommen aus allen Bezirken: Bramböck von Kufstein, Prantl von Schwaz, Grubinger von Wattens, Josef Steixner von Innsbruck, Heinrich Köll von Pettnau, Besler für Reutte und Krabichler von Imst; Kitzbühel wurde durch mich ver:reten. Direktor Brugger leitet die Besprechung, Bundesobmann Muigg legt seine Gedanken dar und spricht den Wunsch aus, d3 es gelingen möge, Bauern und Jungbaiern zu gemeinsamer Arbeit für den Bauernstand heranzuziehen. Nach reger Aussprache und offenem Meinungsaustausch scheiden am Nachmittag Freunde, die versprechen, für die Jugenderfas- sung das 3este zu geben. Am 29. Dezember 19 47 werde ich zum Lan- desjungbauernobmanri bes:ellt mit Sitz und Stimme in der Bundesvorstehung. Erstmals in Tirol und in Osterreicni sitzen Bauern und Jungbauern am gemein samen Beratungstisch für den Tiroler Bau ernsand. 1948 Organisation und Zusammenarbeit 13. Jännier 1948, der Landesbauemrat tagt in Innsbruck und der bestellte Jungbauemob- mann ist mit dabei, denn die Frage der Jung- bauernschaft steht auf der Tagesordnung. Mit etwas Herzklopfen fc•lge --ch als junger Obmann gespannt dem '/erlauf, und als Dr. Brugger zir Form der Organisation die „Jungbauernse ktio n" vorsch tgt, gibt es keine allgemeine Zustimmung. Einig bleibt man sich aber darüber, daß die Jugend vom Bund organisiert wird und daß der junge Obmann bei allen Beratungen dabeibleibt. Als Präsi- dent Obermoser vorschlägt, es auch in den Be- zirken so z.j halten, gibt es allgemeine Zustim- mung. Der We ist frei! Die Jungbauern nützen ihn. Es folgt Besprechung auf Besprechung im Lande, in den Bezirken; ein Sekretariat wird eingerichtet und vorerst provisorisch besetzt. Am 19. Februar 1949 versammeln sich die Jungbauern-Bezirksobmänner zu einer Kon- ferenz in Innsbruck und am 20. Februar 1948, am Todestage Andreas Hofers, begehen die Jungbauern Tirols mit den Spitzen des Landes in der Hofkirche den Gedächtnisgottesdienst des so vorbildlichen Landesverteidigers, und laut und deutlich spricht der Obmann das Gelöbnis. Am 4. Juli 1948 trifft die Jungbauernschaft des Kitzbüheler Bezirkes wieder auf dem Kitz- büheler Horn zur Bergmesse zusammen; diesmal ist bereits der junge Sekretär Dr. Andreas Saxer mit dabei. In Osttirol treffen sich die Jungbauern am 1. August 1948 zu einem Schulungstag. Ortsversammlungen in vielen Orten folgen; davon fallen besonders auf: Reith bei Brixlegg mit Jungbauernobmann Hans Astner und Hopfgarten mit Obmann Leonhard Manzl. Allerorten geht man begeistert an die Arbeit und am 10. Oktober 1948, bei der Jungbauern- konferenz in Innsbruck, drängt sich die Frage auf: Ländliches Fortbildungswerk oder Jung- bauernsektion? Die Tiroler Jungbauernschaft entscheidet sich für die intensive Mitarbeit im Bauernbund und die wird ihr am Landes- bauerntag am 31. Oktober 1948 durch Ver- fassung der Bundesstatuten garantiert. Der Direktor des Österreichischen Bauern- bundes, Minister Graf, gratuliert dem Tiroler Bauernbundzu dieser Entscheidung. Von nun an geht die gemeinsame Arbeit zügig voran, bestens unterstützt von der Landes-Landwirt- schaftskammer; besonders Dr. Lechner erweist sich als besonderer Freund der Jung- bauernschaft. Im Laufe des Herbstes werden in allen Be- zirken Tirols die Bauernbund- und die Jugend- Sektions-Obmänner ermittelt und am 5. De- zember 1948 wähler in Innsbruck die Bezirks- obmänner den vorherbestellten Landesob- mann auf weitere drei Jahre. Am 11. Dezember 1948 wählt der Landes- bauernrat Ökonomierat Alois Grauß zum Obmann. Angelus Scheiber wird 1. Stellver- treter und ich als Landesjungbauernobmann 2. Stellvertreter des Bundesobmanns. Nach fünf Jahren ist die Wachablöse fällig. Am 26. September 1951 finden sich in Inns- bruck die jungen Funktionäre zur Wahl des Landesobmanns zusammen. Mit Michael Grander aus Waidring kommt einjunger, tat- kräftiger Absolvent an die Spitze. Mit neuem Schwung und neuer Kraft geht es an die Arbeit. Im Rückblick kann man heute wohl sagen, daß sich die Arbeit gelohnt hat. Daß eine gut geschulte Jugend von einst verantwortungs- vollste Posten des Tiroler Bauernstandes voll und ganz ausfüllt und ihr Bestes gibt. Tiroler Bauernbund, schreite mutig und zielbewußt weiter!
< Page 13 | Page 15 >
< Page 13 | Page 15 >