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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 22. Dezember 1979 Ferdinand Babnik - 40 Jahre Priester Ein L€bensbild des Pfarrprovisors von Reith und seines Priesterfreundes Bischof Dr. Gregorius Rozman von Laibach zu dessen 20. Todestag Pfarprovisor Ferdinand Babnik von Reith wurde am 2'7. April 1913 in Zgoma Siska, Pfar- re St. Veit be Ljubljana (damals Laibach, frü- her Hauptstadt des Habsburgischen Herzog- tums Kram), seit 1919 bei Jugoslawien, und Haupt:-tadt Sloweniens) geboren. Sein Vater war Kesselschmied bei der Eisenbahn. Babnik war schon als Student organsiato- risch tätig: Zugsführer bei den Pfadfindern, Orgarisator des „Vereins für den Bau der neuei Kirche und Gründung einer neuen Pfarre in einer Vorstadt von Laibach", injener Vorstadt, in welcher er wohnte. 1933 baute er die alte Berghütte auf der Alm Zabreskaplani- na um und erDaute in diesem Gebiet des Hoch- stuhls in den Karawanken eine neue. Diese diente karitativen Zwecken, insbesondere für die arme Jugend in den Vorstädten von Lai- bach Als Theologiestudent und Vorsitzender des „Carita-Vereins" im Seminar war er auch Mitglied des Sozialen Ausschusses im Stadtge- meinderat von Ljubljana. Nach der absolvierten theologischen Fakul- tät auf der Universität in Ljubljana mußte die auld .rn Gedenktag der Mutterschaft Mariens, 11. Oktober 1939, geplante Priesterweihe auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, weil fünf Ta.e vorher, am Gedenktag Unserer Lieber Frau vom Rosenkranz, am 7. Oktober 1939, seine vielgeliebte Mutter verstorben war. Nach dem Tode der Mutter wohnte er bei seinem Bischof Dr. Gregorius Rozman im Bi- scho'spalais in Ljubljana. Am 3. Dezember 1939 e:folgte dann die Priesterweihe. Wegen der angegriffenen Gesundheit kam er als Hausgeistlicher und Kurat in das Sana- toriurr für Langenkranke nach Topolscica. Am Gründonnerstag 1941 okkupierte die Deutsche Armee dieses Gebiet und alle Geist- lichen wurden verbannt. Ferdinand Babnik hielt sich noch sechs Wochen im Sanatorium vor der Gestapo versteckt und besuchte in den Nächten heimlich die verwaisten Pfarren in der Gegend und betreute die Kranken. Trotz eines Verrates gelang es ihm, über das Gebirge nach Ljubljana zu flüchten und blieb vorläufig bei seinem Bischof. Im Herbst 1941 nahmen die Kommunisten, unter dem Deckmantel der Befreiungsfront ihre Tätigkeit auf. Die ersten Opfer auf dem Lande waren katholisch gesinnte Männer und Burschen. Fünf Dekanate in Weiskrain und Unter- krain hatten mit dem Bischof von Laibach kei- nen Kontakt mehr. Da schickte der Bischof den jungen Priester Babnik in dieses Gebiet, um ihm regelmäßig über die Situation Bericht zu erstatten. Katholisch gesinnte Männer und Burschen waren durch die Tätigkeit der kommunisti- schen Partisanen gezwungen, sich in die Wäl- der zu flüchten und sich dort zu verstecken. Es begann der Kampf gegen die Partisanen. Fer- dinand Babnik nahm sich dieser Verbände an und war ihr „Wald- und Feldkurat". Nach einem sehr bewegten und gefährlichen Leben in dieser Tätigkeit wurde er von der Gestapo in Novo mesto, Unterkrain, verhaf- tet, nach Ljubljana gebracht und zusammen mit den leitenden Persönlichkeiten der „Slo- wenischen Legion", katholischen Offizieren und Politikern nach Dachau „verurteilt". Durch einen glücklichen Zufall aber wieder entlassen, zog er sich in die Ab eilung für ansteckende Krankheiten nach Ljubljana zu- rück, um sich auch von den Folterungen sei- 1ens der Gestapo zu erholen bzw. um in „Si- cherheit" weiterarbeiten zu können. Es ging dem Ende des Krieges zu. Am 4. Mai 1945 kam aus Klagenfurt ein Bote mit einem Brief von H. H. Erzbischof DDr. Rohracher. BischofRozman, ein gebürtiger Kärntner, war vor dem Ersten Weltkrieg Professor für Kirchenrechte im Priesterseminar in Klagen- furt. So war er auch Professor des späteren Erzbischofs von Salzburg, einem gebürtigen Lienzer, der in Klagenfurt im Priesterseminar tudiert hatte. Beide, der Erzbischof DDr. Andreas Rohracher von Salzburg und der Bischof Dr. Gregorius Rozman, waren auch nach den Studentenjahren des Salzburger Erzbischofs in Freundschaft verbunden. Erzbischof DDr. Rohracher, der gleich- zeitig Administrator der damals verwaisten Diözese Gurk-Klagenfurt war, hat gewußt, in welcher Gefahr sich der Bischofvon Ljubljana, Dr. Roman, befindet. Bei der Konferenz der „Großen Vier" in Jalta ist nämlich ausgemacht worden, daß Jugoslawien unter „die Interes- sensfäre" von Rußland kommen wird. Tito hat sich in diesen Tagen in Rijeka mit den inter- nationalen Kommunistischen Divisionen aus- geschifft und rückte gegen Ljubljana vor. Da der Bischof Dr. Roman schon vom Anfang an durch seine Predigten in der Dom- kirche von Ljubljana das slowenische Volk auf- geklärt hat, daß sich unter der sogenannten ‚Befreiungsfront" in Slowenien die kommunistische Partei versteckt und ihre Ziele erreichen will, war er bei den Kommuni- sten auf der „Schwarzen Liste". Man hat ihm „versprochen", auf dem Hauptplatz von Ljubljana in „einem Kessel von heißem Olge- braten zu werden". Bischof Dr. Roman hat in seinen Predigten schon 1944 das Volk aufgerufen, der kom- munistischen Befreiungsfront Widerstand zu leisten. Am Nikolaussonntag 1944 bei seiner Predigt im Dom von Ljubljana sagte er auch: „Er wisse, was ihm im Falle des Sieges der „Be- freiungsfront" bevorstehe, aber er wird nie be- reit sein, seine Residenz zu verlassen, soll es kommen, was es will". Da kam der 4. Mai 1945. Der Bote aus Klagenfurt mit dem Brief von Erzbischof DDr. Andreas Rohracher sollte Bischof Dr. Roman aus seiner gefährlichen Situation retten. Der Vermittler des Briefes war Jesuitenpater 1-leinzel, der spätere Provinzial der Jesuiten und Rektor der Universität Innsbruck. Er hat sich, verkleidet als Wehrmachtsoldat, durch die damaligen Wirren, - die deutschen Di- visionen waren schon im Rückzug - bis zu unserem Gebiet durchgeschlagen. Die Straßen von Slowenien gegen den Loiblpaß nach Kärnten waren voll von sich zurück- ziehenden deutschen Militärverbänden. Es war keine leichte Aufgabe für den Jesuiten- pater. Erzbischof Dr. Rohracher hat in diesem Brief an Bischof Dr. Roman geschrieben, er möge so schnell als möglich zu ihm nach Kla- genfurt zu einer dringlichen Besprechung kommen. Er wollte nämlich den Bischof Dr. Roman aus seiner drohenden Gefahr ret- ten. Es soll bei dieser Gelegenheit auch erwähnt werden: Der Erzbischof DDr. Rohracher von Salzburg, gleichzeitig auch Bischof von Kla- genfurt, hat sich sehr bemüht, in die durch die Gestapo verwaisten Pfarren in Oberkrain Seel- sorger zu schicken, da alle Pfarrherrn damals in die Verbannung geschickt wurden. In dem Brief des Erzbischofs und Freund des Bischofs Dr. Roman stand also, ein Be-
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