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Samstag, 17. Februar 1979 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 sprechen und erachtet besonders eine Ver- stärkung und Erhöhung des linksseitigen Hochwasserdammes an der Luigum und der Großache als notwendig. Bei einer linksseiti- gen Dammerhöhung müßte allerdings der gegenüberliegende, rechtsufrige Hochwasser- damm der Großache auch erhöht werden. Rat Ritzer bemerkt dazu, daß das für die Damm- verstärkung notwendige Schüttmaterial aus der Grabungsarbeit für die Magerhennwehr- Schleifung wenigstens zum Teil gewonnen werden könnte. Die Voraussetzung für eine baldige Realisierung dieses wichtigen Vor- habens ist finanzieller Natur und läuft auf die Bedingung hinaus, daß die notwendigen Grundeinlösungen in erträglichen Grenzen bleiben. Bürgermeister Nothegger verlangt, daß Grundbesitzer, welche besondere Vorteile durch Räumung von Entwässerungsgräben erlangen, zur Leistung von Sonderbeiträgen neben den normalen Genossenschafts- umlagen herangezogen werden sollten. Der Genossenschaftsobmann fordert, daß Grundbesitzer kleine Bachräumungen, welche nur geringfügigen Aufwand benötigen, selbst besorgen sollten und daß die Gewässer und deren Ufer sauber gehalten werden müßten. Rat Ritzer beantragt die Bildung eines Sonderfonds, der zur Finanzierung von kleineren Erhaltungsarbeiten bestimmt wäre. Ing. Ganner schlagt in diesem Zusammen- hang die Einrichtung eines Wasserbauten- Betreuungsdienstes vor, ähnlich dem der Wildbachverbauung. Hofrat Schlorhaufer berichtet hierauf über die bereits erfolgte Bildung eines Wasser- bauten-Erhaltungsverbandes im Oberinntal, nach dessen Muster ein ähnlicher Verband im Bezirk Kitzbühel zu schaffen wäre, an dem sich die Großachengenossenschaft zu beteili- gen hätte. Anton Schlechter erkundigt sich, ob auf den Dammkronen der Hochwasserdämme in der Gemeinde Kössen zur Ausgestaltung der Spazierwege Kies aufgebracht werden dürfe und Jakob Hintler fragt wegen Schlägerung von Ufergehölz im Bereiche des öffentlichen Wassergutes an. Rat Ritzer erteilt Auskunft zu beiden Anfragen und erklärt hinsichtlich der Anlage von Spazierwegen auf den Damm- kronen, daß hierüber das Einvernehmen mit dem Baubezirksamt Kufstein herzustellen wäre. Die Holznutzung an den Gewässerufern im Bereich des öffentlichen Wassergutes erfor- dert bei geringfügiger Entnahme keine beson- dere Bewilligung. Bei größeren Schlägerun- gen ist jedoch eine Bewilligung der Wasser- bauverwaltung im Wege des Baubezirksamtes sowie auch der Naturschutz- und gegebenen- falls der zuständigen Forstbehörde erforder- lich. Der Obmann dankt nun den Vertretern der Ämter und Behörden für ihre wertvolle Unter- stützung und den Ausschußmitgliedern für ihre Mitarbeit. Er dankt namentlich auch noch dem Berater der Genossenschaft, Ing. Gauner, für die gute Führung der genossenschaftlichen Verwaltung und bittet abschließend alle Ver- sammlungsteilnehmer um weitere gute Zusammenarbeit Von der Familie der Hechenberger Von Engelbert Auckenthaler, Kitzbühel Tiroler Heimatblätter 1928, Seite 120 Unter meinen Vorfahren fand ich einen Hans Hechenberger, der um 1550 auf dem Neßlacher Hof (heute Frackner) in Gries am Brenner auftauchte, dann noch vier Höfe daselbst kaufte und vertauschte, um sich im Jahre 1600 mit seiner dritten Frau nach Staz bei Deutsch-Matrei zurückzuziehen, wo er 1616 noch lebte. Seine zahlreichen Nach- kommen saßen auf verschiedenen Höfen in Gries, am längsten auf der Mittel-Eben (heute Lader), wo 1757 der Name in dieser Gemeinde erlosch. Bei meinen weiteren Nachforschungen entdeckte ich dann auch im benachbarten Obernberg einen Hechenberger, dessenNach- kommen sich um 1600 nach Gossensaß- Pflersch verpflanzten und die ebenfalls unter meinen Ahnen aufscheinen. Auch in Sterzing und Bozen taucht der Name um diese Zeit auf. Daß dieser Familienname sich von einem Scharfschützenhauptmann Josef Hechen- berger - ein prominentes Mitglied seines Geschlechts. Er wurde am 16. April 1777 zu Then in Jochberg geboren und ließ sich um 1800 in Kitzbühel als „bürgerlicher Handels- mann" nieder. Besitzer der Häuser Vorder- stadt 6, 8 und 10 (Gasthof Roter Adler, heute Sportalm und Hotel „Zur Tenne"). Bürger- meister von 1809 bis 1815; Deputierter zum Tiroler Landtag von 1821 - 1826. Gestorben am 25. August 1826, 49 Jahre alt; Vater von zehn Kindern. Hofnamen herleitet und nicht etwa vom Hechenberg bei Ziri, war mir von vorneherein gewiß. Aber wo lag oder liegt dieser Hof'? Und ist es nicht auch denkbar, daß der Hofname mehrmals vorkommt und im Anschluß daran sich der Familienname ebenso mehrfach gebildet hat? Dann würden selbstredend die Träger dieses Namens nicht alle auf einen gemeinsamen Stammvater zurückgehen. Diesen Hof jemals ausfindig machen zu können, hatte ich um sowenigerAussicht, weil Hans Hechenberger aus Bayern stammen sollte. Im Jahre 1557 klagte er nämlich seine Nachbarin, die Frau des Hans Molle, weil sie ihn einen „herentrunnenen und verlogenen Boarn" genannt hatte. Als ich nun in meinem jetzigen Dienstort Kitzbühel (Bezirksschulinspektor, Vater von Frau Hildegard Planer, Kitzbühel) und in der ganzen Umgebung sehr viele Hechenberger entdeckte, vermutete ich gleich, daß vielleicht hier herum der Hof Hechenberg zu finden sein könnte. Und siehe da, ein Zufall half mir bald. Bei einer Schulinspektion in Jochberg blätterte ich im Klassenkatalog und stieß dabei auf die Eintragung: N. N. Bauer zu Hechenberg. Am liebsten wäre ich gleich hingeeilt, um dem Heim meines Ahnen einen ehrfurchtsvollen Besuch abzustatten. Mittelbar oder unmittel- bar stammt er von diesem Hofe, dessen bin ich fast sicher. Allein, wie konnte er dann als ein „herentrunnener Boar" gescholten werden? Ich glaube, das erklärt sich ganz einfach: die drei Herrschaften Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg waren erst 1505 von Bayern an Tirol abgetreten worden. Die Tiroler Stände waren von jeher stolz auf ihre Sonderheit und Freiheit, wozu besonders der Bauernstand alle Ursache hatte. Waren doch die Bauern außer in der Schweiz und in Tirol, nicht zuletzt auch in Bayern, arg bedrückt, weshalb der Tiroler mit einiger Verachtung auf sie herabgeschaut haben mag. Durch Eroberung und Vertrag hinzugekommene Neu-Tiroler mußten daher schon einige Zeit sich gedulden, bis man sie als vollwertige Tiroler gelten ließ. Dies zeigte sich besonders deutlich bei den sogenannten „welschen Konfinien", die auch um diese Zeit (1507) erobert wurden. In ihrer mangelhaften Vertretung auf dem Tiroler Landtag blieben sie dauernd halbe Fremdlinge. Aber auch die Bauern der deutschen Gebiete von Lienz (erworben 1500) und Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg waren viele Generationen lang ihren alttirolischen Standesgenossen gegen- über in ihren Rechten gegenüber dem Grund- herrn arg im Nachteil. So ist es begreiflich, wenn eine Bäuerin aus Mitteltirol einen aus der Kitzbüheler Gegend Zugewanderten noch einen „Boarn" nannte, obwohl das staatsrecht- lich schon 52 Jahre nicht mehr stimmte, und ihm außerdem noch das liebenswürdige Prädikat „herentrunnen" an den Kopf warf. Gegen letzteres wird er vor allem sich in seiner Klage gewendet haben; denn man kann dem auch heute noch geläufigen Worte allerlei Bedeutungen unterschieben. Es kann z. B. besagen, daß Hechenberger sich aus den schlechteren Lebensbedingungen „Bayerns" nach Tirol gerettet hat, oder aber auch, daß er aus gerichtlichen Gründen in eine Gegend geflohen sei, wo man ihn nicht kannte.
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