Kitzbüheler Anzeiger

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Holzpflug und Kuh-Gespann (vierspännig) noch nach der Jahrhundertwende in Ge- brauch. Getreidebau beim Waldhofer in Kitzbühel. Aufnahme Franz Walde, Kitzbü- hel, ca. 1910. In Bildmitte der »Gröbenstock« (Gröbenkapelle) an der heutigen. Schwarzseestraße; rechts Schloßhotel Lebenberg vor dem Umbau. Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 8. März 1980 Die Bamberger Oblei in Kitzbühel und ihre Anfänge Obleien sind Schenkungen zum Zwecke des Gebetsgedächtnisses 1 Erste Erwähnung von Kitzbühel 1065 • Erste Erwähnung von Aurach und Jochberg 1180 1 von Chizzingensbuhel zu Kitzbühel Von Josef Riedmann aus: Tiroler Heimat zusammen, die seit dem Jahr 1007, als das 35 (1971) Bistum und auch das Domkapitel gegrün- In dem anläßlich des 700jährigen Be- det wurden, zum Unterhalt der Kanoniker standes der Stadt Kitzbühel erschienenen von Kaiser Heinrich II. und anderen ge- vierbändigen Stadtbuch von Kitzbühel, stiftet worden waren. Es bildete die Basis dessen Schriftleitung Eduard Widmoser der Pfründenbezüge der Chorherren, die besorgte, kommen mehrere Autoren in damals noch die vita communis beobach- den verschiedenen Beiträgen auch kurz teten. Das Obleivermögen verdankt hin- auf den Bamberger Besitz in der Tiroler gegen sein Entstehen dem frommen Eifer Stadt und ihrer Umgebung zu sprechen. vieler verschiedener Wohltäter, die einen Bereits um das Jahr 1202, als der Name Besitz hingaben, um die Feier eines Jah- Kitzbühel zum drittenmal bezeugt ist, er- restages für sich zu ermöglichen. Obleien fahren wir von der Existenz bambergi- sind Schenkungen zum Zwecke des Ge- scher Hintersassen in diesem Gebiet; ein betsgedächtnisses,' Seelgeräte also oder halbes Jahrhundert später übertrug der Memorien, die eine mehr oder weniger Bamberger Oberhirte Heinrich unter an- feierliche Totenmesse am Jahrtag, ein derem Lehen des verstorbenen bayrischen Anniversar, begründen und als Fonds für Pfalzgrafen Rapoto an den Herzog Otto die damit verbundene Austeilung von Le- von Bayern, wobei die Bamberger Vogtei bensmitteln oder Geld an die an der Messe in Kitzbühel ausdrücklich von dieser Ver- teilnehmende Geistlichkeit, gegebenen- leihung ausgenommen wurde. Aus dem falls auch für ein Totengedächtnismahl späten Mittelalter und der Neuzeit ver- dienen. Allein aus diesen Darlegungen wahrt das Kitzbüheler Stadtarchiv um- Guttenbergs sind Schlüsse auf die Anfän- fangreiche Archivalienbestände der soge- ge der Bamberger Oblei in Kitzbühel mög- nannten Bamberger Oblei, darunter Ur- lich, wenn sie auch vorerst nur negative bare, Gült-, Lehen- und Kopeibücher - Aussagen gestatten. Die Oblei kann nicht wie ein Weistum. Der Umfang dieser im auf eine Schenkung Kaiser Heinrichs II. eihzelnen noch nicht systematisch er- zurückgehen, sondern verdankt ihre Exi- forschtenGrundherrschaft wird mit etwa stenz einem anderen Wohltäter. 60 Höfen angegeben. Erst Ende des 16. Obleistiftungen lassen sich in Bamberg Jahrhunderts entschloß man sich in Bam- etwa seit der Mitte des 11. Jahrhunderts berg, die Oblei in Kitzbühel abzustoßen. nachweisen; weitere Vermächtnisse wur- Sie wurde verkauft und bildete später vor- den auch noch in den folgenden Jahrhun- ubergehend als mehr oder weniger ge- derten gemacht. Je nach der an das Dom- schlossener Besitzkörper einen Teil des kapitel zu leistenden Abgabe unterschied Vermögens des Kitzbüheler Bürgerspitals. man zwischen Weizen-, Servitien- oder Vor wenigen Jahren erschien posthum Geldobleien, wobei die Servitienobleien einePublikation, verfaßt vom besten Kenner der bambergischen Geschichte, Erich Freiherr von Guttenberg, über die Urbare und Wirtschaftsordnung des Domstifts zu Bamberg. Diese Veröffentli- chung, die auch wichtige Quelleneditio- nen enthält, wirft nicht nur ein neues Licht auf Entstehung und Organisation der wirtschaftlichen Grundlagen des frän-' kischen Domkapitels, sondern erlaubt auch einige Aufschlüsse über Alter und Beschaffenheit der Bamberger Oblei in Kitzbühel. Als erste wichtige Erkenntnis sei festge- halten, daß die Oblei nicht im Eigentum des Bamberger Bischofs stand, sondern einen Teil des Vermögens der regulierten Chorherren am alten Domstift zu Bam- berg darstellte. Dieser Besitz des Domka- pitels war von der Verfügungsgewalt des Bischofs nahezu völlig unabhängig; aller- dings scheint, es im 11. Jahrhundert noch manchmal zu Übergriffen des Ordinarius gekommen zu sein, der nicht selten Güter der geistlichen Gemeinschaft zu Lehen ausgab. Nach Guttenberg zerfällt das Vermö- gen des Bamberger Domstiftes in zwei große Komplexe, in das Präbendalgut und in das Obleivermögen. Das Präben- dalgut setzt sich aus frühen Schenkungen bestimmte Naturalien (z.B. Schafe, Schweine, Hühner, Käse, Eier usw.) zu liefern hatten. Wichtig für die zeitliche Einordnung der Oblei in Kitzbühel ist nun die Tatsache, daß kurz vor und kurz nach 1100 die Bamberger Weizenobleien in zwei Vermögenskörper zusammengefaßt wurden, die man die »Alte« und die »Neue Oblei« benannte. Wenn nun in ei- ner Bamberger Pfründenordnung, die in ihrer Anlage aus dem 12. Jahrhundert stammt, die »vetus oblatio Kizzingespu- hel« erwähnt wird, dann liegt der Schluß nahe, daß dieser Bamberger Besitz in Ti- rol in das 11. Jahrhundert zurückreicht, auch wenn Kitzbühel nicht im Verzeichnis der Weizenobleien aufscheint, denn allein auf Grund der räumlichen Entfernung wird man dem Kitzbüheler Güterkomplex innerhalb der Bamberger Verwaltung eine gewisse Sonderstellung zubilligen müssen. Es fällt nach dem Gesagten immerhin schon einiges Licht auf die Entstehung der Oblei, die also etwa zwischen 1050 und 1100 den Domkanonikern in Bam- berg übertragen wurde. Obwohl darüber keine urkundlichen Nachrichten vorliegen, ist es Guttenberg gelungen, Stifter verschiedener Obleigüter namhaft zu machen, indem er die Eintra- gungen in den Bamberger Nekrologen und Anniversarien auswertete. Einen Hinweis auf den Urheber des Bamberger Besitzes in Kitzbühel fand man bisher al- lerdings noch nicht; der Stifter blieb un- bekannt. Die folgenden, weiterführenden Beobachtungen können in ihren Ergebnis- sen zwar keine absolute Sicherheit bean- spruchen, sie verdienen aber doch festge- halten zu werden, zumal sie sich ausge- zeichnet in das bereits gewonnene Bild über die Anfänge der Oblei einfügen:
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