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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 12. April 1980 Zur Bezirksversammlung der Haflinger-Pferdezuchtvereine Hopfgarten - Kitzbühel - St. Johann am 29. März 1980 im Gasthof »Münichau« in Reith Bezirksobmann Alois Pletzer (Aurach) eröffnete die Versammlung Lnd konnte 71 Züchter und im besonderen Bezirksob- mann Landtagsabgeordneten Paul Land- mann (Oberndorf), Kammerobmann Ökonomierat Leonhard Manzl, Ver- bandsdirektor Ing. Otto Schweisgut, Bür- germeister Egid Jöchl (Reith) und die Ver- einsvorstände mit den Züchtern herzlich willkommen heißen. Nach einem kurzen Tätigkeitsbericht des Obmanns wurde von Ing. Schweisgut das Referat mit dem Schwerpunkt »Inter- nationale Haflingerschau« anläßlich der Innsbrucker Herbstmesse 1980 gehalten. Während der gesamten Messe werden zir- ka 200 bis 250 Zuchtstuten und Zucht- hengste zu sehen sein, welche vom Haflin- gerverband Tirol, den österreichischen Bundesländern und von den Mitglieds- Staaten des Haflinger-Weltverbandes aus- gestellt werden. An verschiedenen Aben- den wird ein reichhaltiges Schauprogramm mit Fahr- und Reitquadrillen und Volti- gier- und Dressurvorführungen zu sehen sein. Abgerundet wird dieses Programm mit einem ungarischen Pustafest mit Zi- geunermusik am Lagerfeuer. Nach einer Diskussion mit Aussprache fand noch die Ehrung von Ehrenmitglied Franz Pletzer (wie bereits berichtet) an- läßlich der Vollendung seines 90. Lebens- jahres statt. Leider konnte der Jubilar an dieser Ehrung wegen leichter Erkrankung nicht teilnehmen. Der Vorstand des Tiro- ler Haflinger-Pferdezuchtverbandes be- schloß, dem Jubilar und Gründungsmit- glied und ersten Haflingerzüchter des Be- zirkes Kitzbühel, Franz Pletzer, das große silberne Verdienstzeichen des Verbandes persönlich zu überreichen. Aus dem 1. Band von Dr. Karl Thurner »Der Haflinger und seine Zuchtgebiete« scheint Franz Pletzer mit der Stute 524/V, Paloma Gretl, geb. am 28. Jänner 1932, in Niederau, auf; Mutter Bona Mitzi 108/111; Vater 186 Elvas. Die Stute Paloma Greti wurde 33 Jahre alt, brachte 19 Fohlen zur Welt und wur- de oft 1.-klassig prämiert. Bei der interna- tionalen Schau 1965 in Innsbruck mar- schierte sie in der Familie mit fünf Gene- rationen an der Spitze und erhielt in dieser Familienkollektion den 1. Preis. Eine ihrer Töchter, Ponanza Greti, hat- te 17 Fohlen, war stets erstklassig prä- miert und gewann zu ihrer Zeit fast alle Galopprennen. Nach dem 1. Weltkrieg führten einige Pioniere der Haflingerzucht Original- Haflingerstuten aus Südtirol ein und konnten somit den Grundstein für die heutige Haflingerzucht, man kann sagen in aller Welt, legen. 1921 wurde dann die erste Haflinger-Zuchtgenossenschaft zur Reinzucht des Haflingers in Zams gegrün- det. Im Jahre 1926 wurde mit der Anlage des Grundbuches begonnen, das nur be- dingungslos reinblütige Zuchtstuten ver- zeichnete und bereits einen Stand von 101 Grundbuchstuten aufwies. Der Staat begann über Initiative von Gastwirt Hermann Haueis, Zams, im Jahre 1927 mit dem Ankauf von Original- Haflingerstuten und in den nächsten Jah- ren konnten 20 Zuchtstuten an verläßliche Züchter in Pflege gegeben werden und so- mit eine solide Grundlage für den 1. Haf- lingerzuchtverein in Tirol gelegt werden. Die zweite Zuchtgenossenschaft war in Weer. Auch in Weer wurden 1927 20 Original- Haflingerstuten großteils vom Staat in Südtirol gekauft und an brave Pferde- züchter übergeben und planmäßig erfolg- te danach der Aufbau und die Verbreite- rung der Zucht. Über Anregung des damaligen Acker- bauministers Thaler wurde auch in seinem Heimattal, der Wildschönau, eine Haflin- ger-Zuchtgenossenschaft auf die Beine ge- stellt. Auch hier wurden auf vorerwähnte Weise Original-Haflingerstuten den Züchtern überlassen. Diese Stuten brachten mit dem aus dem Sarntal stammenden Haflingerhengst El- vas eine ganz vorzügliche Nachzucht. Die- se Pferde waren im Typ noch etwas schwer, in der Farbe eher Falben, hatten aber schon enorme Gänge. Viel Adel zeig- ten jedoch die Nachkommen des Hengstes Willi. Gerade in den hochgelegenen, oft einschichtigen Berghöfen war der kleine, geschickte, bergsichere Haflinger eine nicht mehr wegzudenkende Arbeitskraft. Die ausgiebigen Heimweiden und Ausläu- fe waren geradezu Bedingung für die ste- ten Zuchterfolge. Im Jahr 1938 hatte die Wildschönau schon 52 eingetragene Stu- ten. Haflinger-Zuchtgenossenschaft Nr. V wurde Kufstein—Kitzbühel. Diese wurde 1937 gegründet und schloß zur Zeit die Reihe der Haflinger-Zuchtge- nossenschaften Tirols. Vorher wurden noch die 4. Zuchtgenossenschaft in St. Ja- kob in Defreggen gegründet. Eine einzige schmale Straße verband die Dörfer und Gehöfte in der Talsohle, hinauf zu den Berghöfen führten nur schwer gangbare Wege, die ein kleines, geschicktes und bergsicheres Pferd erforderten. Paloma Grell (vorne rechts) mit Tochter, Enkelin, Urenkelin und UrUrenkelin bei der internationalen Haflingerschau 1965 in Innsbruck.
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