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Der Rohbau der Ölbergkapelle ist abgeschlossen. Zum Erinnerungsbild stellen sich die Mitarbeiter der Fa. Ing. Widmoser (2. v. r. Kus Widmoser jun.) und Stadtbaumeister Ing. Norbert Cufer (Mitte - mit Mantel). Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 19. April 195() Die Ölbergkapelle ist wieder erstanden Seit bald einem Jahrzehnt beschäftigt die Kapelle am Ölberg in Kitzbühel die Öffentlichkeit. Die alte Holzkapelle, zu- letzt 1939 renoviert, verfiel, weil ihr der angrenzende Wald immer näher rückte. 1971 wurden die Figuren entfernt und zur Restaurierung dem Kitzbüheler Dipl.-Restaurator Hermann Mayr über- geben. Dabei stellte sich heraus, daß die Figuren von Josef Martin Lengauer (1728-1793) sind. Lengauer gilt heute als der bedeutendste Plastiker des »Kitzbühe- 1er Barock«. Von ihm stammen mehrere Figuren in der Pfarrkirche Kitzbühel. Da die restaurierten Figuren nicht mehr in der verfallenden Kapelle belassen werden konnten, kamen sie in das Heimatmu- seum. Die Entstandene Situation befriedigte nicht. Immer wieder wurde unter den In- teressenten davon gesprochen, den Neu- bau zu wagen, doch war die Zeit dafür nicht reif. Eine große Liebhaberin der Kapelle war die Anrainerin Greti Holzmüller geb. Klausner. Sie wollte sich für eine Renovie- rung einsetzen. Nach langer Krankheit starb die allseits geachtete Frau im No- vember 1970. Eineinhalb Jahre später fand im Haus Holzmüller eine Bespre- chung bezüglich des Kapellenbaues statt. Daran nahmen u. a. Pfarrer Johann Dan- ninger, Max Oberlindober, Max Krause und Hans Holzmüller teil. Damals wurde über den Neubau gesprochen und von Hans Holzmüller auch im Namen seiner Töchter in Aussicht gestellt, daß der not- wendige Grund kostenlos überlassen wird. Die Kitzbüheler Nationalsänger un- ter Toni Praxmair stellten sich auf Vor- schlag von Max Oberlindober für einen Tiroler Abend zur Verfügung, dessen Er- lös zugunsten des Neubaues überlassen wurde. Der Kolpingchor hatte damals schon ein eigenes Konto für diesen Zweck, auf dem vor allem der Erlös des »Anklöpfeins« deponiert war. Der weittragendste Beschluß des Abends wa:, Kustos Martin Wörgötter zu bitten, die Leitung eines Vereins zum Bau der Olbergkapelle zu übernehmen. Wör- götters Organisationstalent hatte sich beim Neubau der Hornkapelle erwiesen. Er zeigte nach gründlicher Überlegung auch den Weg zum Bau der Olbergkapel- le. Bald standen zwei Baupläne namhafter Architekten zur Verfügung. Dankenswer- terweise brachte Prof. Clemens Holzmei- ster einen Plan ein, der sich auch mit den Details befaßte und auch die Lösung des Gitters einschloß. Das Bauvorhaben mußte freilich noch reifen. Schließlich bot Wörgötter die Schützenkompagnie und den Kolpingchor auf, um das inzwischen geschenkte Areal zu richten. Der Wald wurde in einem aus- reichenden Ausmaß geschlagen. Heuer war es soweit, daß eigentlich überraschend selbst für die Mitarbeiter die Baumeisterrbeiten durch die Fa. Ing. Kus Widrnser begonnen werden konn- ten. Schon bald konnte die Firstfeier be- gangen werden. Sie fand im Hotel Klaus- ner statt. Obmann Martin Wörgötter konnte dazu Baumeister Ing. Widmoser, Juniorchef Kus Widmoser und Beleg- schaftsmitglieder sowie Senatspräsident Dr. Ekkehard Hämmerle als Vertreter der Familie Klausner, Baumeister Ing. Nor- bert Cufer und Max Krause sowie Stadt- rat Dir. Peter Brandstätter begrüßen. Der Obmann skizzierte in seiner Rede die Bau- geschichte und dankte für die umfassende Hilfe und Unterstützung. Hatte man ur- sprünglich für die Materialbringung Schwierigkeiten gesehen, zeigte sich die Bauausführung dann glücklicherweise einfacher. Obmann Wörgötter wies auf die Lei- stungen der Familie Holzmüller hin und sprach das Bedauern aus, daß Hans Holz- müller aus familiären Gründen an der Teilnahme verhindert war. Die Teilneh- mer der Firstfeier übermittelten ihm die allerbesten Wünsche und den herzlichen Dank. Für die Kapellenbaugemeinschaft ist der Rohbau rasch und problemlos von- statten gegangen. Mit Freude sieht sie der Einweihung entgegen. Sie ist vorerst für den 20. Juli festgelegt. Es ist der Namens- tag der Förderer in Margarethe Holzmül- ler, zu deren Gedenken eine bescheidene Gedenktafel angebracht wird. Obmann Willi Gianmoena vom Kolpingchor, der an der Feier teilnahm, kündigte die Teil- nahme des Chores an der Feier an. Baumeister Ing. Cufer würdigte die Leistungen Martin Wörgötters als Trieb- feder für das Bauvorhaben. Ohne seinen Einsatz wäre der rasche Bau undenkbar gewesen. Es ist in unserer Zeit ein kleines Wunder, daß eine völlig verfallene Kapel- le durch den Einsatz vieler wieder ersteht und ihre alte Funktion erhält. Stadtrat Dir. Brandstätter gab zu, daß er seinerzeit große Bedenken gegen den Wiederaufbau hatte, weil in der Pfarre zentral gelegene Kirchenräume vorrangig erscheinen mußten. Das galt für den Turm der Pfarrkirche und für die Frauen- kirche. Dann aber zeigte es sich, daß auch für die Figuren der Olbergkapelle eine Heimstätte gefunden werden mußte. Die Renovierung brachte ans Tageslicht, daß es sich um Figuren des Barockplastikers Lengauer handelt. Die Unterbringung im Heimatmuseum wurde auch von Kustos Wörgötter nur als vorübergehend gese- hen. Niemand hat an die rasche Verwir- klichung des Bauvorhabens gedacht, doch die konsequenten Mitverfolger des Vor- habens, Max Krause für den Kolpingchor und Hans Holzmüller, ließen nicht locker. Einzige große Sorge mußte die Fi- nanzierung sein, weil bei Baubeginn ein gewaltiges Loch zwischen »Haben« und »Soll« vorhanden war. Die vorhandenen Mittel und die erfreulich eingegangenen Spenden lassen hoffen, daß die finanziel- len Verpflichtungen abgedeckt werden können. Die Stadtgemeinde wird ihren Beitrag sicher gerne leisten. Es hat sich ge- zeigt, daß die Bevölkerung für die Erhal- tung der überlieferten kirchlichen Bau- werke große Opfer bringt. Stadtrat Brandstätter dankte dem Verein unter Obmann Martin Wörgötter für die bishe- rigen Leistungen und würdigte die exakte und rasche Arbeit durch die Firma Ing. Widmoser. Max Krause, Ehrenobmann des Kol- pingchores und einer der Mitinitiatoren, gab der Freude über die Verwirklichung der Kapelle Ausdruck und kündigte die weitere Mitarbeit des Kolpingchores an. Sein Nachfolger als Obmann, Willi Gian- moena, habe seine Überlegungen nicht nur voll untersützt, sondern durch prakti- sche Mitarbeit noch einen weiteren Bei- trag des Kolpingchores erbracht.
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