Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 3. Mai 1980 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Lieber Freund Bonatti! Sie wissen aus vielen gemeinsamen Ge- sprächen, wie sehr ich Ihr Musikverständ- nis und Ihre Urteilsfähigkeit schätze, aber neulich haben Sie keinen guten Tag ge- habt, da kann Einiges nicht unwiderspro- chen bleiben. Sie haben sicher recht, der Gemignani- Eingang klang zögernd, aber vor allem ist da der Saal schuld mit seiner leider stump- fen Akustik, an die sich die Künstler erst sozusagen heranspielen mußten, ein Um- stand der eigentlich immer zu beobachten ist. Dem ist auch nicht mit Probespielen im leeren Saal abzuhelfen. Die Saalab- messungen, vor allem in Höhe, schlucken die Obertöne, die für die Tongebung, gleich welcher Tonerzeugung, maßgebend sind. Vielleicht wäre dieser Mangel durch eine Holzverkleidung mindestens der Decke über der Bühne und weiteren Ver- schalungen an den Wänden einigermaßen auszugleichen. Was die Bachsche Solosonate a-Moll betrifft, so steht dahin, ob die Wahl in Ansehung des Kitzbüheler Publikums richtig war. Der weitaus größte Teil der Hörer hat wohl damit die erste Bekannt- schaft mit einem der 6 Solo-Werke ge- macht, wobei erfahrungsgemäß jeder Un- vorbereitete diesen anerkannt schwierig- sten Werken der gesamten Musikliteratur gegenüber überfordert ist. Auf den Steh- plätzen des Musikvereins und des Kon- zerthauses in Wien hieß es halt seinerzeit meiner Erinnerung nach, daß man diese Werke 7 mal von 7 guten Meistern gehört haben müsse, um sie einigermaßen zu er- fassen. Beim ersten Hören muß man froh sein, die ebenso beklemmende wie über- wältigende Architektur eben z. B. der a-Moll-Sonate nachziehen zu können, was abgesehen vom Musikalischen, auch ein gut Teil rein verstandes mäßiger Mög- lichkeiten voraussetzt. Dabei gilt die a-Moll, wie die vorhergehende g-Moll, als die eingängigste. In meinem Platten- schrank stehen alle 6, zum Teil mehrfach, und unter einigen Dutzend Partituren zwar nicht gerade die der a-Moll, aber die der d-Moll-Suite mit der berühmten Chanconne. Ich stehe nicht an, sie als die schwierigste von allen zu erklären, ob- wohl sie nur aus einer einzigen Stimme be- steht. Ich finde es anmaßlich, wenn Sie hier, lieber Bonatti, »mangelnde Tiefe« anpeilen, obwohl sich Niemand in der ge- samten Zuhörerschaft, ohne etwa in Ein- zelheiten eindringen zu können, dem star- ken Eindruck einer vollendeten Wiederga- be in Technik, Tongebung und rational- architektonischen Konzept, bewunde- rungswürdig für eine Frau, entziehen konnte. Ein Künstler, der imstande ist, sich ein so schwieriges Werk so zu erarbei- ten, daß er es auswendig wiedergeben kann, ist damit allein seinen Zuhörern und Kritikern etwa hundertfach überlegen Und nun zu einem weiteren wunden Punkt Ihrer kritischen Ausführungen: Zum Paganini der Paganina. Es ist merk- würdig, welch zähes Leben das humorlos- beckmesserische Klischee vom Werk des großen Geigers und Musikers besitzt: Vir- tuosentum ja, musikalischer Gehalt nein. Dabei haben Musiker wie Schumann und Liszt Werke des Zauberers bearbeitet und sämtliche großen Geiger der letzten hun- dert Jahre haben sie immer wieder ge- spielt, vom Brahmsfreund Joachim ange- fangen über Vasa Prihoda bis herauf zu unseren Zeitgenossen. Der Bielefelder Plattenkatalog weist an die 60 Einspielun- gen Paganinischer Werke auf, u. A. von Menuhin, Oistrach, Szering, Perlman und dem jungen Gidon Kremer. Keinem von ihnen ist zuzutrauen, daß sie sich dem Werk nur vom Technischen her nähern, keiner von ihnen wird wohl dabei »Ma- genkrämpfe« bekommen haben. Jedem sein Interieur, aber wenn Sie versuchen, Ihren sichtlich schlechten Tag abzuzie- hen, müssen Sie einräumen, daß diese ve- getativen Zustände im Falle der Paisiello- Variationen unberechtigt, geschmacklos und - einer Dame gegenüber - wenig chevaleresk sind. Dabei ist das Thema auf den ersten Blick schön und geht in Bear- beitungen trotz dem Feuerwerk von glockenreinen arpeggi, glissandi, flagio- lets und gar Spielhand-pizzicati keines- Kitzbüheler Curlingteams in Oberstdorf beim Nebelhorncup Ausgezeichnet besetzt war auch heuer das internationale Curlingturnier um den »Nebelhorncup«, welches vergangenes Wochenende der EC Oberstdorf in seiner großen Eishalle durchführte. Nicht weni- ger als 42 Mannschaften nahmen daran teil, die aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Canada und Osterreich ka- men. Aus Kitzbühel nahmen daran drei Mannschaften teil: Skip Arthur Fabi spielte mit Roland Koudelka, Koni Wie- ser und Dieter Küchenmeister, Skip Ja- kob Küchl mit Sepp Nägele, Evi Nägele und seiner Frau Traudl und Skip Gunther Märker trat mit Herbert Dahlik, Adi Bachler und seiner Frau Ingrid an. Am erfolgreichsten schnitt dabei Ar- thur Fabi's Team ab, das das Finale nur um einen Platz verfehlte. Nach einem Un- entschieden gegen Aarau (Schweiz) gab es eine eher unglückliche Niederlage gegen Bavaria München (im 8. End hatten die Kitzbüheler nach einem 0:6 Rückstand ei- ne 7:6 Führung erkämpft). In der dritten Runde gab es einen Sieg gegen St. Gallen a. d. Sitter (Schweiz) und in der 4. Runde einen Sieg gegen Megeve (Frankreich). Die Mannschaft unter Skip Jakob Küchl hatte im ersten Spiel wahrlich kein wegs unter, wenn man richtig hinhört. Überdies bringt die stupende Technick der Geigerin anhand der musikalischen Thematik das Instrument in seiner ganzen Ausdruckskraft zur Geltung, die Königin der Instrumente mit ihrer gesamten Skala zwischen Weinen und Lachen. Ich denke, die Wiedergabe durch Frau Randacher hat dem Hörer durchaus eine Vorstellung davon ermöglicht, wie etwa die 5/4 lange Guarneri del Gesu Paganini's unter seinen Händen erklungen sein mag. Ich für mei- nen Teil mache mir das Verhältnis zwi- schen musikalischem Gehalt und virtuo- sen Anforderungen beim Werk Paganinis an Hand des Planeten Venus klar, dessen eigentliche Gestalt so schwierig zu erfas- sen ist, weil sie von seinem hellen Glanz überstrahlt wird. Also: Eine Lanze für den Musiker und Geiger Paganini und für Frau Randacher, umso mehr, als auch die Zuhörerschaft diesem Gefühl eindeutigen Ausdruck verlieh.! Und noch eine Bemerkung. Der Stellen- wert der Kunstkritik hat sich im moder- nen Kunstgetriebe vielleicht insofern ver- schoben als der Kritiker vielfach allzusub- jektiv und stimmungsgeladen beinahe mit Schockmethoden arbeitet, womit er die Kunstwilligen abstößt und verunsichert, statt sie, dankbar für jede Art von künst- lerischer Leistung, behutsam an den schaffenden Künstler und sein Werk her- anzuführen: Was nicht sein sollte, im Na- men der Kunst. Ich glaube, lieber Freund Bonatti, daß auch Sie dies und vielleicht auch einiges von dem Obigen mit unter- schreiben! Ihr Anton Dyk Glück und verlor knapp gegen St. Gallen, spielte gegen Zürichberg (später im Fina- le) unentschieden und schlug nach einer Niederlage gegen Schuls in der 4. Runde Füssen klar. Die dritte Kitzbüheler Mannschaft ver- lor in der 1. Runde gegen einen der Tur- nierfavoriten, Oberstdorf/Jakoby, in der 2. Runde gegen Arosa, besiegte die kana- dische Mannschaft aus Lahr klar und mußte in der 4. Runde gegen Bavaria München nach Führung im 8. End doch noch eine Niederlage hinnehmen. Das Turnier war ausgezeichnet organi- siert und gaben sich die Gastgeber viel Mühe. Besonders imposant das Oberstdorfer Eisstadion: Die große Anlage verfügt der- zeit über 2 Eishallen - eine mit 60x30 m und Zuschauerplätzen für 3000 Personen, die zweite Eishalle in der Größe von 45x30 m, die in erster Linie dem Eislauf vorbe- halten ist. Und momentan baut man die Eishalle drei, die noch in diesem Sommer fertig werden soll und ebenfalls über eine 60x30 m Eisfläche verfügen wird. Neben Restaurationsräumen und Zimmern für Sportler stehen natürlich alle Nebenein- richtungen zur Verfügung. Eine groß- artige Sache diese 3 Eishallen, die zentral direkt neben der Talstation der Nebel- hornbahn liegen. Im Namen der Kunst Metakritik an Hugo Bonatti's Bericht über den Konzertabend Roswitha Randacher und Manfred Wagner •••UU•U••UU•U••U•••UU•U•UU•UU•••UU•••USUII•
< Page 2 | Page 4 >
< Page 2 | Page 4 >