Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 24 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 24. Mai 190 Funktionärskonferenz der Bezirksjungbauernschaft in St. Johann Leistungsbericht und Vorschau auf künftige Arbeitsschwerpunkte • Erfolge beim Landeswettbewerb • Verstärkte Aktivitäten im Bereich der Ortsgestaltung Über 100 Funktionäre und verantwort- liche Mitarbeiterinnen in der Jungbauern- schaft trafen sich am Freitag, den 11. Mai 1980 in der Lehranstalt Weitau in St. Jo- hann i.T. zur Frühjahrskonferenz. Eine stattliche Anzahl von Gästen unterstrich durch ihre Anwesenheit die Verbunden- heit mit der Landjugend. Namentlich be- grüßte Bezirksjungbauernobmann Leo Niedermoser, Bezirksbauernobmann LA Paul Landmann, Bgm. Direktor Ludwig Part!, Fachlehrer Josef Kogler, Bezirksse- kretär Ing. Josef Wörgötter mit seinen Mitarbeitern der Bezirkslandwirtschafts- kammer, Landessekretär Ing. Jörg Trenkwalder, Bezirksobmann der JÖVP Simon Brüggl, Toni Laucher als Obmann des Obst- und Gartenbauvereins und den Referenten Ing. Franz Sieberer von der Landeslandwirtschaftskammer. In seinem Tätigkeitsbericht hob Ge- schäftsführer Ing. Hans Staffner das um- fangreiche Bildungsangebot im Rahmen der verschiedenen Veranstaltungen und Einrichtungen besonders hervor. Schwer- punkte bildeten während der Wintermo- nate die Rethorikschulungen, Funktio- närsschulungsabende, der Bezirkssport- tag in Brixen und die Durchführung des Vielseitigkeitswettbewerbes auf Gebiets- und Bezirksebene mit 150 Teilnehmern. Im Hinblick auf die Gemeinderatswahlen hat die Jungbauernschaft seine Tätigkeit in politischer Hinsicht verstärkt und sich aktiv um die Belange der kommunalen Aufgaben bemüht. Es ist daher sicher als große Anerkennung und Auszeichnung für die Jugendarbeit zu werten, daß sechs aktive Mitglieder in den Gemeinderat ge- wählt wurden. Der eindrucksvolle Bericht des Geschäftsführers wurde von WB Fräulein Dora Eller über spezielle Veran- staltungen der weiblichen Jugend ergänzt. Die Vertreter der Schule Weitau und der Bezirksjungbauernschaft haben beim kürzlich stattgefundenen Landeswettbe- werb im bäuerlichen Schulungsheim Rei- chenau durch ihre ausgezeichneten Lei- stungen großartige Plazierungen erreicht. Den Teilnehmern am Bezirkswettbewerb wurde von Bezirksbauernobmann Paul Landmann und Bezirkssekretär Ing. Wör- götter die Leistungsnadel in Silber über- reicht. Landessekretär Ing. Jörg Trenk- walder informierte die Funktionäre über die Programmschwerpunkte für den Som- mer und unterstrich besonders die Aufga- benbereiche Aus- und Weiterbildung, so- wie die kulturellen, sozialen und politi- schen Aufgaben der Jungbauernschaft. Seitens der anwesenden Gäste wurde die zielstrebige und konstruktive Arbeit der Landjugend des Bezirkes Kitzbühel aner- kennend gewürdigt. Als Schwerpunktthema wurde für die Frühjahrskonferenz das Thema »Ortsge- staltung und Blumenschmuck« gewählt. Der als »Sprossenkohl« im Rundfunk be- kanntgewordene Referent Ing. Sieberer verstand es ausgezeichnet, die Jugend für diese Aufgaben zu begeistern. Auch Toni Laucher, als Bezirksobmann des Obst- und Gartenbauvereins, appellierte an die Nur zwei Wochen nach dem Konzert mit »Auflauf« wartete die KKK-Werk- stätte St. Johann mit einem weiteren Kon- zert mit deutschen Texten auf. Diesmal allerdings mit solchen des großen chileni- schen Poeten Pablo Neruda. Neruda ist 1904 in Parral als Sohn eines Lokomotivführers geboren. Seine Mutter stirbt wenig später. Mit fünf begleitet er seinen Vater auf den Fahrten mit dem Lastzug durch die Lande. Früh beginnt er zu dichten, studiert in Santiago und wird konsularischer Vertreter in verschiedenen Ländern des Orients. Seine poetische For- derung der frühen Jahre lautet, eine »Dichtung zu schaffen, unrein wie ein von Speisen befleckter Körper«. Erst 1936 als Konsul in Madrid wird Pablo Neruda angesichts der Verbrechen des Faschismus aus dreißigjähriger Passi- vität, aus bloßer Zeugenschaft gerissen. Dieser Umschlag ist vorbereitet worden durch sein Mitleiden von Jugend auf an der Armut, dem Elend, der Entwürdigung der Indiovölker, an dem Verkommen in Hunger und Schmutz und ganzer Men- schenrassen im Orient. Der einstige Zeuge des Leidens und der Verzweiflung (z.B.) in »Residencia«) wird zum Dichter des Zorns, des Abscheus, der Anklage und des Aufrufs (z.B. »Espana en cl corazön - Spanien im Herzen«). 1943 wird er Abgeordneter der chileni- schen KP. 1947 setzt Videlas Terrorregi- me ein Kopfgeld auf Neruda und seine Parteigenossen aus. Zwei Jahre ist er auf der Flucht von Armenhütte zu Armenhüt- te. Dabei entsteht der größte Teil des »Canto General - Großer Gesang«. 1949 gelingt es im, ins Exil zu entkommen. Zurück in Chile ist er einer der etsh-. densten künstlerischen Mitkämpfer von Salvador Allendes »Unidad Popular«. Seine eigene Nominierung zum Präsident- schaftskandidaten durch seine Partei zog er zugunsten Allandes zurück. Seine Dichtung wird einfacher (elemantarer) und zärtlicher. Die Schreckensbotschaft der Ermordung Chiles und seines Präsi- denten im September 1973 überlebte er nur um wenige Tage. Die Schweizer Gruppe »Poesie und Musik« stellte nun diesen großen chileni- schen Dichter in St. Johann vor. Eine an- spruchsvolle Angelegenheit, aber eine un- gemein anregende. Die Texte, die von Re- ne Bardet mit klarer Stimme gesprochen Teilnehmer, sich in Zukunft noch mehr für die Anliegen der Ortsgestaltung, Pfle- ge und Erhaltung der Obstbäume und Sträucher einzusetzen und auf Gemein- deebene die Zusammenarbeit mit dem Obst- u. Gartenbauverein zu verstärken. Nach einer angeregten Debatte über verschiedene Fragen der Jugendarbeit schloß Bezirksjungbauernobmann Nie- dermoser mit der Bitte um weitere Unter- stützung die Frühjahrskonferenz. Sta. wurden, drückten die geballte Kraft der Dichtung aus. Zunächst noch etwas schwer verständlich (man mußte sich erst eingewöhnen), wurde man alsbald von ih- rer Wirkung gefesselt. Vor allem der »Canto general«, der große Gesang, bil- dete mit seinen klagenden Tönen ein Hauptgewicht des Abends. Aus tiefster Seele und Erleben geschrieben, mußten diese Gedichte betroffen machen. In Chi- le wird der »Canto General« selbst von Analphabeten auswendig zitiert. Hier mag man die Bedeutung Nerudas für Süd- amerika erahnen. Gedichte fürs Volk, nicht nur übers Volk. Für unsere Breiten fast eine Sensation, wenn man diese mit den Produkten so manchen österreichi- schen »Versschmiedes« (beim wahrsten Sinn des Wortes) vergleicht. Dennoch, die Gruppe »Poesie und Mu- sik« versucht ähnliches auch im deutsch- sprachigen Raum zu erreichen. Der Cellist Martin Schütz meint: »Uns geht es unter anderem darum, Neruda vom Papier zu erlösen, und Leute zu erreichen, die es sonst nicht einmal wagen würden, sich mit dieser Poesie zu beschäftigen.« Deshalb verwendet die Gruppe auch ei- ne gefühlvolle Musik, die den Text nicht nur untermalt, sondern ihn musikalisch mitspricht. Mit Instrumenten wie Saxo- phon, Flöte, Gitarren, Cello, Elektrobaß, Marimba und Percussion zauberten Tini Hägler, Ruedi Häusermann, Orlando Va- lentini, Ren Bardet und Martin Schütz einen Klangteppich in den Raum. Süda- merikanische Arrangements waren durch- gängig. Man merkte aber, den europäi- schen Einfluß von Klassik bis Jazz. Die 30minütige Zugabe mit Tiergeräu- schen war sehr lustig, verwischte aller- dings ein wenig die vorherige Betroffen- heit des Zuhörers. Zusammenfassend: Ein Konzert, wie man es hier noch nie zu hören bekam. »Poesie und Musik«, eine Gruppe, die auf ihrem Gebiet schier unübertrefflich scheint. Und Verse, die den Bogen von der Sehnsucht nach Liebe und Berührung bis hin zum Aufschrei der Entrechteten, zur Wut des Kämpfenden über die Ge- meinheit und seelische Primitivität der Machthaber. (ANJZ) KKK-Werkstätte St. Johann in Tirol: Pablo Nerudas Auferstehung
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