Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 30 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 24. Mai 1980 10 Jahre Maschinenring Fieberbrunn! Am 10. April 1980 hielt der Maschinen- ring Fieberbrunn die diesjährige Jahres- hauptversammlung ab. Gleichzeitig feier- te diese bäuerliche Selbsthilfeeinrichtung das 10jährige Bestehen. Aus dem Tätigkeitsbericht des Ge- schäftsführers Michael Walti, »Obwall«, war zu ersehen, daß der Maschinenring heute 38 Mitglieder aufweist, gegenüber 16 bei der Gründung am 29. 1. 1970. Die Verrechnungswerte der in Nachbar- schaftshilfe geleisteten Arbeit haben sich seit dem ersten Geschäftsjahr verzehn- facht. Auch in dem Bemühen um Telefon- anschlüsse für die Mitglieder war der Maschinenring sehr erfolgreich. Hatte sei- nerzeit kein Mitglied einen Telefonan- schluß, so besitzen jetzt 30 Mitglieder ein Telefon. Als Hauptschwierigkeiten im überbetrieblichen Maschineneinsatz be- zeichnet der Geschäftsführer die starke arbeitsmäßige Auslastung der Mitglieder auf den eigenen Höfen und klimatische Erschwernisse, die mit der kurzen Vegeta- tionszeit in Zusammenhang stehen. Der Obmann des Maschinenrings, Ortsbauernobmann Thomas Trixl, »Lacken«, konnte unter den ca. 40 Teil- nehmern auch eine Anzahl Bäuerinnen begrüßen. Deren Anwesenheit bei dieser Jubiläumsveranstaltung sei, wie Trixl be- tonte, sehr sinnvoll, werden doch gerade die Bäuerinnen durch die Tätigkeit der Maschinenringe weitgehend von der schweren Arbeit in der Außenwirtschaft entlastet. Er hob in seiner Ansprache besonders die Verdienste hervor, welche sich Josef Edenhauser, »Innergrub«, als Obmann des Gründungskomitees und Waldaufse- her Hans Egger, »Wittboden«, als Ge- schäftsführer in der Aufbauphase erwar- ben. Beide erhielten dafür ein Ehrenge- schenk des Ringes. Fachl. Ing. Ludwig Pischl als Vertreter des Landesverbandes sprach dann über die wichtigsten Zukunftsaufgaben der Ma- schinenringe. U. a. verwies der Referent dabei auf die Notwendigkeit einer guten Maschinenpflege und die dafür vorhande- nen Prüfungs- und Serviceeinrichtungen. Bezirkssekretär Ing. Wörgötter betonte in seinen Ausführungen die gute Arbeit In Going wurde heuer von der Wasser- rettung auf der Insel des Fisch- und Löschwasserteiches des Stanglwirts ein Maibaum aufgestellt. Die Insel ist eine »gewachsene Welt« und entstand durch die Verlegung des Teiches im Zuge des Straßenbaues. Der Verein »Wasserret- tung« Going schlug ein Stahlrohr in die Insel und in dieses Rohr wurde dann der Maibaum gesetzt; letzten Endes mußte die Stangimühle mit dem Lkw-Kran zu Hilfe eilen, da das Stahlrohr zu hoch stand und auch keine Einsetzrinne aufwies. Aber das Werk gelang. Der Stanglwirt stiftete die 30 m hohe Fichte aus dem »Nagei- wald«; außerdem auch Würste, die in der Höhe des Kranzes aufgehängt wurden. Am 1. Mai (das Setzen erfolgte am Vor- mittag) wurden diese Würste herunterge- holt. Zuerst ging es etwas dramatisch zu, denn die Dorfjugend benützte zum Über- setzen einen Sautrog, der aber umkippte. Es wurde dann ein Schlauchboot benützt; der Maibaumkietterer benützte eine Schlinge, wie die Kaiserkletterer, und warf eine Wurst nach der anderen ins Schlauchboot. Zum Brauch des »Maibaumsetzens« finden wir wenig Literatur. Ludwig v. Hörmann beschreibt den Brauch in sei- nem Buch »Tiroler Volksleben«, Verlag des Maschinenringes Fieberbrunn und dankte namens der Bezirkslandwirt- schaftskammer besonders dem seit der Gründung amtierenden Obmann Thomas Trixl sowie dem derzeitigen Geschäftsfüh- rer und den beiden Ausgezeichneten für ihre erfolgreiche Tätigkeit. Bei der Gelegenheit gab Ing. Wörgötter auch einen kurzen Überblick zur Entwick- lung des Maschinenringgedankens im Be- zirk Kitzbühel. Adolf Bonz & Comp., Stuttart, 1909, wie folgt: »Von der volkstümlichen großen Feier, welche einst den Eintritt des schönen Mai begleitete, haben sich in Tirol nur wenige Reste erhalten. . . So das Setzen des Mai- baums durch Erwachsene. Als Vertreter des Wonnemonats kommt der Maibaum, so viel mir be- kannt, nur noch vereinzelt in manchen Bezirken des Unterinntales, so im Söll- Landi, im Brixental und im Jochbergtal vor. Dort wird noch nach alter Sitte am Vorabend des 1. Mai von den Burschen im Gemeindewald eine Fichte gefällt, bis auf einen kleinen Stück Wipfel (»Kopf«) entästet, entrindet und dann auf dem Dorfplatz aufgestellt. Auch Zierrat findet sich hie und da angebracht, mitunter eine Inschrift. So fand ich vor Jahren in Ehm- au einen Maibaum mit der herausfordern- den Schrift: Ein schöner Baum, ein Riesenheld, Am 1. Mai hieher gestellt, Den Nachbarsgemeinden zum Schrecken und Verdruß, Mein Kopf baßt (?) gut für Herkulus. Ich werde alle die zerschlagen, Welche gegen mich keineEhrfurcht haben. Eine ähnliche Inschrift zeichnete ich Der Maibaum beim Stangiwirt Allgemeines zum Brauch des Maibaumsetzens und »Maibaumstehlens« nissen nicht abseits stehen konnte. Rasch wurde aus Studenten ein Freiwilligen- corps von zweihundert Mann gebildet, mit alten Musketen bewaffnet und in Richtung Scharnitz in Bewegung gesetzt. Bereits beim Marsch zum Zirler Berg hin- auf - zwanzig mann hatten sich schon abgesetzt - schmolz im Schneeregen die vaterländische Begeisterung der streitba- ren aber schlecht bekleideten oder etwas verweichlichten Studiosi bedenklich dahin und in Mittenwald war es mit dem Patrio- tismus ziemlich aus und alle. Ein wahres Glück, daß gerade zu diesem Zeitpunkt an der Alma Mater die Vorlesungen wie- der aufgenommen wurden und das Corps nach neuntägiger Abwesenheit wieder ei- lends in die Hörsäle zurückkehren durfte. Der Siegeslorbeer blieb den Heimkeh- rern zwar versagt, ihr Empfang im Re- doutensaal zu Innsbruck war aber von beispielloser Großartigkeit und von herz- bewegendem Pathos. Die zweifelhaften Vorstöße über die Grenze hinaus fanden auch einen literari- schen Niederschlag. Der Meister der tiro- lischen Mundartdichtung, Karl von Lutte- rotti, ein Zeitgenosse der beschriebenen Kriegswirren, wurde selbst schwer ver- wundet, als er als Bub von der elterlichen Wohnung in Hötting aus, neugierig dem Sturm der Tiroler über die Innbrücke ge- gen die Ottoburg zusah. Er schilderte in einem köstlich derben Epos und in allen Einzelheiten den Ausmarsch der Schüt- zenkompanie St. Nikolaus und deren Kriegserlebnisse im Raum von Kochel. Die Höttinger sind ein liebenswertes aber rauhbeiniges Völklein und, soweit es den weiblichen Teil anbelangt, überaus flink mit der Zunge. Die originellsten Höttin- ger wiederum sind jene von St. Nikolaus. Dieser Ortsteil (speziell die St. Nikolaus- Gasse) wird seit alters her wegen der dort herrschenden urwüchsigen Verhältnisse und Sitten die »Kotlacke« genannt und folglich der Abmarsch der dortigen Schützen ins Feld als der »Koatlackler- auszug« bezeichnet. Diese Milizkompanie - Lutterotti kannte die meisten Schützen persönlich - hielt sich ihrem Rufe ent- sprechend zwar nicht gerade zartfühlend aber immerhin wacker und unerschrocken und wurde erst auf grund der schweren Niederlage Chastelers in Wörgl zum Rückzug gezwungen. In den Worten, mit denen im Epos der tapfere Hauptmann, der Wirt zum »Goldenen Brünnl« in St. Nikolaus, seiner Würde ade sagte, ist si- cherlich die allgemeine Stimmung im Lan- de getroffen: Vom Tuifl sein si bsößn, die saubern groaßn Hearn miar mögen jez die Brüah ausfrössn dö kanntn mar gstohln wearn! 1 wollt i war dahoam ban Brindiwirt Wein einschönkn i will mei Löbtig nimma ins Hauptmann wearn dönkn. Fortsetzung auf Seite 41
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