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Seite 20 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 3 1. Mai 1980 Johann Grünwald für ihr Erscheinen. Hierauf erklärt Herr Provisor den Anwe- senden den Wert und die Bedeutung einer Freiwilligen Feuerwehr an den vier F des Wappens der Feuerwehr: frisch, fromm, fröhlich, frei.« Dann forderte Bezirksverbandsobmann Grünwald die Oberndorfer auf, eine frei- willige Wehr zu gründen. Von allen An- wesenden wurde der Antrag des Herrn Provisors, daß in Oberndorf eine freiwil- lige Feuerwehr gegründet werden soll, an- genommen. 48 Mann erklärten ihren Bei- tritt. 12 andere Herren haben schon vor- her ihren Beitritt erklärt, waren aber an der Teilnahme verhindert. Die Wahl der Funktionäre ergab: Ob- mann: Peter Hochfilzer; Obmannstellver- treter: Georg Zwischenbrugger; Schrift- führer: Franz Burger; Kassier: Georg Lichtmanegger; Zeugwart: Sebastian Hauser; Spritzenmeister für Oberndorf: Jakob Mayr; Spritzenmeister für Wiesen- schwang: Ulrich Landmann; Hornist: Pe- ter Entleitner; Stafettendienst: Bartlmä Golser; Steigeführer: Bartlmä Wendlin- ger; Ordnungsmannschaftsführer: Peter Landmann; Sanitätsobmann: Provisor Sebastian Oberhauser. Der Antrag, der Ausschuß möge die Statuten ausarbeiten, wurde einstimmig angenommen. Das Gründungsprotokoll ist gezeichnet von Peter Hochfilzer, Kom- mandant, und Franz Burger, Schriftfüh- rer. Die Statuten wurden auch schon eini- ge Tage später ausgearbeitet, wobei fest- gelegt wurde: Der Titel soll lauten »Frei- willige Feuerwehr in Oberndorf bei St. Johann in Tirol«. Unterstützende Mitglie- der müssen einen regelmäßigen Jahresbei- trag leisten. Der Ausschuß wurde um den Obmann der Sanitätsmannschaft erwei- tert. Bei Auflösung des Vereins wird das Vereinsvermögen der Gemeinde St. Jo- hann in Tirol zur Gründung einer künfti- gen freiwilligen Feuerwehr in Oberndorf zugewendet. Am 16. Mai 1909 beriet der Ausschuß die Vergebung des Blusenmachens an Schneidermeister Johann Kurz in Going. Auf Antrag des Provisors wurde be- schlossen, eine Leiter von der Wehr in St. Johann, die kostenlos überlassen wird, zu nehmen. »Der Wunsch ging dahin, die freiwillige Feuerwehr von St. Johann mö- ge noch 2 Hackenleitern bereitstellen.« Kommandant Hochfilzer teilte mit, daß man einen geeigneten Platz hinter dem jetzigen' Spritzenhaus für eine Leiterremi- se zu kaufen bekäme. Bei dieser Aus- schußsitzung konnte der Kommandant mitteilen, daß die Gemeinde St. Johann 300 Kronen zur Gründung gewidmet hat, »was vom Ausschuß mit Freuden entge- gengenommen wurde.« Nach der Sommersaison 1909, die we- niger dem Fremdenverkehr und vor allem der Landwirtschaft diente, wurde das Gründungsfest für den 14. November festgelegt. Das Programm umfaßte einen Gottesdienstbesuch und am Nachmittag eine Festversammlung, eine Übung und danach gesellige Unterhaltung beim »Wirt«. Die Bestrebungen zur Gründung einer eigenen Feuerwehr gingen rascher in Er- füllung, als der Wunsch nach einer eige- nen Gemeinde und einer eigenen Pfarre. Erst 1927 wurde Oberndorf selbständig und erst 1940 wurde eine Pfarrei einge- richtet. Nach dem ersten Jahr der Tätigkeit wurde am 8. Mai 1910 beim Krämerwirt die Generalversammlung abgehalten, zu der 43 Mitglieder kamen. Die vom Kassier vorgetragenen Ziffern sind noch 70 Jahre danach mit Bleistift eingetragen. Es wur- de ein Defizit von 196,69 Kronen ausge- wiesen. Da die Revisoren Sebastian Ob- kircher und Jsoef Schwenter die Kassen- gebarung für richtig befunden hatten, wurde dem Kassier das »Absolutorium« erteilt. Herr Provisor Oberhauser bean- tragte, daß die seinerzeit versprochenen Hackenleitern aus St. Johann sobald als möglich heraufgeschafft werden. Das Defizit von 1910 ist das einzige in der Geschichte der Oberndorfer Wehr. Knapp vor dem Zweiten Weltkrieg wurde mit 19,93 5 und in den folgenden Jahren mit 22,01 RM der niedrigste Aktivstand verzeichnet. Die Gründungsmitglieder hatten sich die Uniformierung selbst be- zahlt. Am 19. Oktober 1910 stellte Kom- mandant Hochfilzer den Antrag, daß bei der Spritzhütte zwei elektrische Lampen angebracht werden, von denen eine das Konsortium bestreitet. Mitte November 1910 verfügte die Wehr über nur mehr 140 bis 150 m guter Schläuche. Daraufhin wurden 200 m Schläuche bestellt. Die Schlauchhaspel wurde in Oberndorf be- stellt. Es scheinen erstmals Ausgaben für die Wiesenschwanger Spritze auf. Im April 1911 konnte der Kommandant mit- teilen, daß die Gemeinde St. Johann 200 m Schläuche und die Feuerwehr Obern- dorf 100 m Schläuche angekauft hat. Pro- visor Oberhauser stellte den Antrag, daß von nun an nach den Übungen praktische Besprechungen über Feuerlöschwesen ab- gehalten werden. Bei der Generalversammlung 1911 hat- te die Wehr 54 aktive Mitglieder. Die Kas- sa wies nun 610 Kronen Reinvermögen auf. Bei dieser Versammlung wurden zahlreiche Kommandanten gewählt: Peter Hochfilzer, Kommandant; Georg Zwi- schenbrugger, Kommandantstellvertreter; Franz Brugger, Schriftführer und Schlauchmannschaftskommandantstell- vertreter; Georg Lichtmannegger, Kassier und Schlauchmannschaftskommandant; Sebastian Hauser, Zeugwart; Josef Schwenter, Steigerkommandant; Peter Graz, Steigerkommandantstellvertreter; Jakob Mayr, Kommandant der Obern- dorfer Spritze; Nikolaus Waltl, Komman- dantstellvertreter der Oberndorfer Sprit- ze; Ulrich Landmann, Kommandant der Wiesenschwanger Spritze; Simon Lind- ten, Blessierten und zu Krüppeln geschos- sene Kameraden zu beklagen. Und noch etwas erzürnte die Soldaten aufs höchste. Die instinktive, dem aktiven Militär unge- wohnte und daher verhaßte Kampftaktik der Tiroler! »Ehe man einen sieht ist man schon verwundet«, drückte es ein Grena- dier wütend aus. Diese »Rangerkampf- art« kam erst wieder bei den Indianerkie- gen in Nordamerika zu Ehren. Auch da war die schwerfällige Linieninfanterie oft in wenig beneidenswerter Lage. Nicht so jedoch die aufgelockert kämpfende stets auf Deckung bedachte Siedlermiliz. Ab dem Marsch durch den Paß Strub begann eine lange Kette rachsüchtiger Ausschreitungen. Feuer wurde in Höfe geworfen, Plünderungen und Mißhand- lungen begleiteten den Weg der Division und wer mit einer Waffe erwischt wurde, war auf der Stelle des Todes. Als Wintersteller am späten Nachmit- tag mit einigen Kompanien die Gegend von Erpfendorf erreichte, traf er dort sei- ne zurückgegangenen Kampfgenossen Oppacher und Hechenberger, erfuhr den Fall des Paß Strub und hörte durch die vorauseilenden Gerüchte von den Misse- taten des heranrückenden Militärs. Um Haus, Hof und das Leben von Frauen und Kindern bangend, ließen die Haupt- leute überall Sturm ansagen und nun trieb ein Keil den anderen. Die Soldaten, von den Tirolern neuerlich an den Flanken grimmig attakiert, revanchierten sich mit verstärkten Ausschreitungen. Auf dem Wege vom Paß Strub bis gegen St. Jo- hann zählte man dreiundvierzig brennen- de Häuser und viele dutzend erschlagene Einheimische. Mit beinahe gänzlicher Zerstörung büßte Kirchdorf, der Heimat- ort Winterstellers. Auch St. Johann, des- sen Bewohner größtenteils geflohen wa- ren, verfiel der Plünderung. Nur der De- kanatshof, in dem Lefebre abgestiegen war, blieb verschont. Eine Einäscherung des Ortes konnte Dekan Wieshofer durch inständige Fürbitten beim Marschall ver- hindern. Der selbstlose geistliche Herr, immer auf das Wohl seiner Gemeinde be- dacht, eilte auf die Anhöhen und versuch- te die erbitterten Menschen zu beruhigen. Vergeblich! Dem Haß und der Rachsucht war nicht mehr Einhalt zu gebieten. Eine bezeichnende Episode ist aus St. Johann überliefert: Dort wurde ein Schwachsinni- ger von gewissenlosen Leuten angestiftet, die vorbeiziehenden Truppen zu schmä- hen. Er besorgte !ies so ausgiebig und lange, bis einigen Soldaten »die Sicherun- gen durchbrannten« und es dem armen Teufel auf grausame Art das Leben koste- te. Der Widerstand verhärtete sich immer mehr. Im ganzen Jahr 1809 wurde auf beiden Seiten nirgends so haßerfüllt ge- fochten wie in diesen drei Tagen zwischen dem Paß Strub und Söll. Und beide Teile, durch die Verhältnisse gegeneinander ge- hetzt, waren nur Opfer und Werkzeuge großräumiger politischer Schachzüge und Agressionen, wobei auch das Haus- machtsstreben kaltblütig über Leichen
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