Kitzbüheler Anzeiger

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Brückenkopf vn Za/eszzyki, vom Äaiserschütze'izegirnent 11 1915 erorber Eröffnung des Museums der Tiroler Kaiserschützen im Leuthaus neben dem Stift Wilten in Innsbruck am 13. Juni 1980 Seite 20 Kilz2ühc;er Anzeigcr Samstag. 28. Juni 1980 1. Warum Miliiärmuseum? Dagegen spre- chen zwei verlorene Kriege nnd Tendenz der Osterreicher, Unangenelmes zu ver- drängen. 2. Wozu zweites Militrmuseum neben und nahe dem Bergisel, wo bereits das Kaiserjägermuseum ist? Bergisel: Die vier Kaiserjägerreginen- ter hatten dot bis 1918 ihren Schieß- stand, die drei Tiroler Lardesschützenre- gimenter sind legale Narfo1ge de am Bergisel 18A kämpfenden Schützenkom- panien, die damals erstmals Landesschüt- zen genannt wurden. Wer waren die Kaisers:Litzen, Landes- schützen und die Kaiserjäger? Die Kaiserjäger entsprachen etwa der jetzigen Bereitschaftstruppe des Bundes- heeres, überall verwendbar. Die Landesschützen waren Landwehr, zur Verteidigung des jeweiligen Krcnlan- des der Monarchie bestimm:. Die drei Re- gimenter Tiroler Landessenützen waren seit 1906 Gebrgstruppe mi: entsprechen- der Ausrüstung und jeder Landesschü:ze konnte genau den Verte1diungsabsJLnitt zwischen dem Kreuzberg bei Toblach und dem Ortler, wohin er im Ubungs. oder Kriegsfall einrücken mußte. Die Landes- schützen - 1917 von Kaiser Karl mt dem Ehrentitel Kaiserschützen ausgezeichnet - waren eine reine Verteidigungstruppe wie die heutige Landwer. Dazu kam als nur im Kriegsfall aufge- stellte Truppe der Landsturm der Jahr- gänge über 32 Jahre. der die Verte:di- gungskräfte verstärken s'llte -jnd schon altersmäß:g für weite Märsche nicht in Frage kam. 1915 kam als Lösung ir größter Not bei völlig entblößter Front gegen Italien die 44 Sandschützenb one dazu, bestehend aus zu Alten, zu Jungen und Untaugli- chen. die sich freiwLig zum Schutz Tirols zur Verfügung stellten. Das zwe:te Thema ist der Erste Welt- krieg als große Bewährungsprobe der ge- nannten Tiroler Verbände. Die Kiegser- kläruug der Monarchie gegen Serbien, ei- ner. Monat nach der Ermordung des Thronfolger; Franz Ferdinand in Saraje- vvo Erde Juli 1914. entsprach dem mittel- alterlichen EhrgefLlil des alten Kaisers und den Forderurgen der schwacl-ien österreichischen Regierung. Sie fand lei- ne Bestätigung durci die Parlamente (wie in Deutschland). Osterreica wußte, daß Serbier. als Sieger in Balkankrieg 1912/13 eine kregserfahrer.e Armee hatte und daß Rußland Serbien ede Hilfe versprochen hatte. Es war auch klar, daß Osterreich und Deutschland allein dem Bündnis Rußland—Frankre.ch—England gegen- über stehen würde und Italiens Neutrali- tät nicht lange h31ten konnte, weil Italien die italienischsprac:igen Gebiete von Dal- mat.en, Triest und Trient forderte. Der mit der österreichischen Kriegser- klärung ausgelöste Erste Weltkrieg brach- te 1914 die Teilung: Deutschland su:hte die militä-i;che Entscheidung in Frank- reicln und Osterreich sollte dafür gegen die riesigen russischen Armeen den Rücken freihalten. Die schlecht ausgerüstete östeneichis:he Armee wurde in diesem Abwehrkampf :n Galizien (heute im Osten mit Lemberg russfsh, im Westen mit Frzemysl und Krakau polnisch) in den Kriegsmonaten August 1914 bIs März 115 so schwer geschlagen, daß sie 1,500.000 Mann verlor und seither zu kei- ner erfolgreichen Offensive ohne Mi:wir- kung deutscher Verbände mehr fähig war. Diese Unterlegenheit führte dazu, daß der Kaiser die Tiroler Landesschützen und den Tiroler Landsturm sofort nach Gali- zien schickte, wo das Landsturmregiment unterging und die Landesschützen fast 10.000 Mann verloren. Das 2. Land- sturmregiment verblutete im mißlungenen Angriff gegen Serbien. Als Italien im Mai 1915 Osterreich den Krieg erklärte, war die Südtiroler Front von kampffähigen Truppen entblößt. Standschützen, Landsturm und das deut- sche Alpenkorps hielten die Front mühse- lig, bis im Oktober 1915 die Kaiserschüt- zen und andere Verbände eintrafen. Der Krieg in den Tiroler Bergen war vor allem ein Krieg der Gebirgstruppen: Kai- serschützen gegen Alpini. Der erste Krieg im Hochgebirge auf den Gletschern des Ortler, der Presenella und der Marmolata und in den Kletterbergen der Dolomiten zeigte die absolute Möglichkeit, ein Ge- birgsland wie Tirol mit geringem Einsatz gegen große Übermacht erfolgreich zu verteidigen. Österreichische Offensiven gegen Italien von Tirol aus scheiterten aus den gleichen Gründen. Der Krieg war in Tirol nicht zu entscheiden, die Entschei- dung fiel am Balkan 1918 und noch mehr durch die Aushungerung von Front und Hinterland. Auch der vom Anfang an für einen Frieden eintretende Kaiser Karl (seit 1916) konnte sich nicht mehr durchsetzen. Das Fazit des Ersten Weltkrieges war die Vernichtung der österreichisch-unga- rischen Monarchie. Übrig blieben die schwachen Nachfolgestaaten Tschecho- slowakei, Ungarn, Rumänien und Jugo- slawien und die Republik Osterreich, die an sich selbst nicht glaubte. Tirol aber be- zahlte diesen verlorenen Krieg mit dem Verlust Südtirols an Italien. Der Friede war so labil, daß 20 Jahre nachher der Zweite Weltkrieg folgte. Das Museum ist ein wichtiges Stück Ge- schichte Tirols im 20. Jahrhundert, das man nicht verdrängen kann: Die Opfe- rung der Tiroler Regimenter, der Jugend des Landes, in den Ebenen Galiziens und anschließend der Abwehrkampf in Tirol selbst mit der unabwendbaren Niederlage. Diese Situation wird dargestellt am Bei- spiel der drei Kaiserschützenregimenter, die in diesem Krieg 15.000 Tote hatten. Das Geschehen wird durch Schriftta- feln erklärt, weil die Umstände der Mo- narchie und viele Kriegsschauplätze heute nicht mehr bekannt sind. Die Bilder von Kriegsmalern und die Fotos zeigen, wie man den Krieg damals gesehen hat. Diese Tatsache ist nicht zu umgehen, weil allein die in diesem Krieg verwickelte Genera- tion entscheiden mußte, es waren unsere Väter, Großväter und Urgroßväter. Ge- schichte ist nicht manipulierbar, außer man fälscht sie. Tatsachen sind: Der Glaube der Tiroler an Recht und Pflicht, ihre Heimat zu verteidigen, war damals vorhanden. Der Glaube der Tiroler Soldaten ging in die gleiche Richtung. Die Teilnahme am Kampf in Galizien
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