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Fortsetzung von A asgabe Nr. 24 Dr. Josef Taus bei einem Vortrag der Jungen ÖVP: of Oftt fentliche Hand kann wirtschaftliche Macht nicht ausnützen Dr. Taus (Mitte) mit Landesrat Kornmerzialra Christiwi Huber (inks) und LA Paul Landtnani. Seite 24 K.tzb.he1er Aizeiger Samstag. 28. Juni 1980 Echten Wohls-and gebe es nur in Staaten, in denen der Wettbewerb funktionierte, e:wa in Österreich, Deutschland und Schweiz. Daß es in Ost- deu:schland, ..n der Tschechei oder in an- deren sczialistischen Ländern nicht so funktioniere, etwa in Österreich, oder an C- en Voraussetzungen, sondern an der Politik. Der Mensch werde nicht her- ausgefordert und er bringe deshalb auch nicht diese Leistung. Auch in Österreich bewege sich die Ge- sellschaft ganz langsam in Richtung Staatsallmacht. Jahrelang habe man mehr ausgegeben als erarbeitet wurde. Die Ver- schuldung sei enorm gestiegen. Langsam aber sicher müsse der Staat die Steuer- schraube immer mehr anziehen. Die Be- steuerung liege derzeit schon bei 41 Pro- zent, was bedeute, daß man von fünf Ar- beitstagen in der Woche schon zwei für den Staat arbeite. Mit der Steuerlast wachse auch der bürokratische Apparat und Schritt für Schritt die Abhängigkeit der Menschen. Die Förderungspolitik sei, so Taus weiter, ein Beispiel dafür: Über die Besteuerung mache es der Staat dem Unternehmer möglich, Eigenkapital zu bilden. Bei Investitionen sei der Unter- nehmer dann gezwungen, Förderungsmit- tel zu beanspruchen. »Uni sie zu bekom- men, muß er schön fragen gehen«, meinte Taus dazu ironisch. In einer regen Diskussion - die Veran- staltung dauerte ganze drei Stunden - wurde der ehemalige Bundesobmann der Österreichischen Volkspartei auch auf das Wahlversprechen aus dem Jahre 199 an- gesprochen, das den Abbau der Politiker- privilegien vorgesehen häre. Taus sagte dazu, wer.n ein politisches System glaub- würdig sein wolle, dürfe es auch für Poli- tiker keine Vorteile geben. Es gehe nicht darum, jemandem etwas wegzunehmen. Er, Tau;, sei dafür, daf der Politiker gut verdiene, weil sonst die qualifizierten Leu-e, die das Land uni die Demokratie bräuchten, nicht in die Politik gingen. Nicht die Höhe des Einkommens stehe im Vordergrund, sondern die G.eichbehand- lung der Politiker mit allen anderen. Das Politikereinkommen solle genauso ver- steuert werden wie jedes andere. Zur ÖVP-Reform sagte Dr. Taus, es sei ein Anfang gemacht, nun gelle es, mit den eigenen Ideen den Durchbruch zu schaf- fen. Es gelte. die Diskussion mit den ge- sellschaftspolitischen Denkern zu suchen, weil das, was heute geschrieben werde, in 15 bis 20 Jahren aktuelle Politik sein wer- de. Die Politik sei nicht eine Vertre:ung von Interessen, sondern ein Kampf der Ideen. Umbei den nächsten Wahlen einen Schwenk zu erreichen, müsse man si:h nur das Ziel setzen, einfach stärker rn werden. Auf keinen Fall dürfe man Bun- desobmann Mock unter Siegzwang set- zen. Von der Landwirtschaft zeichnete Dr. Taus ein sehr optimistisches Bild, das in der Diskussion starker. Zweifeln ausge- se:zt wurde. Er meinte, die Bauern hätten sich etabliert, man diskutiere nicht mehr darüber, daß die mittleren und kleineren Betriebe keine Existenzberechtigung mehr hätten, niemand schimpfe mehr auf die Landwirtschaftsförderung. Vor 15 Jahren noch habe man das Heil in landwirtschaftlichen Importen gese- hen, heute erkenne man eine krisensichere Nahrungsmittelproduktion im Inland schon als riesigen Vorteil an. Der Berg- bauer sei strategisch besser dran als man- cher Talbauer; ihm seien etwa im Frem- denverkehr Funktionen zugewachsen, von denen man vor Jahrzehnten noch nichts gewußt habe. Österreich könne es sich gar nicht leisten, auf die Bewirtschaf- tung der Berggebiete zu verzichten. Die Diskussionsredner machten vor al- lem die Probleme der Bergbauern geltend. Die erschwerten Produktionsbedingungen würden über die Einkommen noch kaum berücksichtigt. Die Produktionskosten seien wesentlich höher (größerer Arbeits- aufwand, größerer Treibstoffverbrauch, größerer Maschinenverschleiß usw.) als in anderen Gebieten, der Ertrag somit der Erlös im Gegensatz dazu wesentlich gerin- ger. Als Beispiel wurde angeführt, daß ei- ne Bergbauernfamilie 40 bis 45 Stunden arbeiten müsse, um etwa eine Stunde ei- ner Landmaschinenwerkstätte abzugel- ten. Mit dem Satz »Der Staat nützt die Bauern und ihre Treue zum Hof schamlos aus« wurde die Meinung der bäuerlichen Diskutanten treffend umschrieben. Taus versprach, diese Probleme der ÖVP-Füh- rung mitzuteilen. Im Jahre 1957 hatte die österreichische Fremdenverkehrswirtschaft mit 440.000 Gästebetten 33 Millionen Nächtigungen erzielt und damit den nationalen und in- ternationalen touristischen Siegeszug ein- geläutet. Im Fremdenverkehrsjahr 1978/79 ha- ben 100.000 Vermieter 1,250.000 Gäste- betten angeboten und 112 Millionen Nächtigungen registrieren können, davon 85 Millionen Ausländernächtigungen. Das Bundesland Tirol hat mit seinen 380.000 Gästebetten in diesem Zeitraum allein 37 Millionen Nächtigungen erzielt. Das sind 32,8 o des gesamtösterreichi- schen Nächtigungsergebnisses und 40,5 % aller Ausländernächtigungen in Oster- reich. Das bedeutet, daß in Osterreich in den vergangenen 22 Jahren 810.000 Gästebet- ten eingerichtet oder durchschnittlich pro Jahr 37.000 Gästebetten installiert wor- den sind. Eine gewaltige Investitionswel- le, die zusammen mit den dazu notwendi- gen Verpflegungssätzen und den sekun- därinfrastrukturellen Einrichtungen Seil- bahnen und Lifte, Freischwimmbäder, Hallenschwimmbäder, Tennisplätze, Ten- nishallen, Golfplätze, Reitställe, Veran- staltungszentren, ohne die ein Quantitäts- tourismus nicht mehr das Auslangen fin- det, gesehen werden muß. Sie drückt sich derzeit in einem jährli- chen Investitionsstoß von runden 10 Mil- liarden Schilling in die gewerbliche und industrielle Wirtschaft unseres Landes aus. 18 Millionen Menschen haben im ver- gangenen Berichtsjahr Osterreich be- sucht, in unserem Land verweilt, unsere Dienstleistungen in Anspruch genommen, konsumiert. Sie haben uns 74,4 Milliar- den Schillinge an Devisen gebracht, wo- mit die österreichische Fremdenverkehrs- wirtschaft in der Lage war, das Handels- bilanzpassivum von 66,4 Milliarden Schil- ling brutto mit 123,1 Prozent abzu- decken. In dieser Wirtschaftsbranche finden derzeit Arbeitnehmern, Betriebsfamilien- mitglieder und Lehrlinge zusammenge-
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