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Seite 14 Kitzbüheler Anzeiger Samstag. 5. Juli 1980 Ausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck anläßlich der 800-Jahr-Feier der Stadt Innsbruck, ge- öffnet bis 28. September 1980. Besuchs- zeiten Montag bis Samstag von 9-17 Uhr. Sonn- und Feiertagen 9-12 Uhr. Wie der Direktor-Stellvertreter des Fer- dinandeums Dr. Gert Ammann bei sei- nem Lichtbildervortrag am 30. Juni 1980 in der Hauptschule mitteilte, ist es das er- ste Mal, daß der Freiburger Münster- schatz in diesem Umfang gezeigt wird. Die Stadt Freiburg gehörte von 1368 bis 1806 freiwillig zu Osterreich. Diese Aus- stellung ist auch eine Erinnerung an ein größeres längst verlorenes Vaterland im Heiligen Römischen Reich Deutscher Na- tion. Krippenkelch Georg Lorenz Gaab. Augsburg um 1720. Silber gegossen und ziseliert, Kuppa getrieben und vergoldet. Bei der Sitzung des Landes-Frem- denverkehrsrates Tirol am 30. Juni 1980, im Sitzungssaal des Neuen Landhauses hielt unser Obmann des Fremdenver- kehrsverbandes Kitzbühel, Kommerzial- rat Wolfgang Hagsteiner, ein vielbeachte- tes Referat über die Probleme des Erho- lungstourismus, dargestellt am Beispiel Kitzbüheler Alpen. Wir folgen hier dem Referat von Kommerzialrat Hagsteiner, der dieses auf Einladung der Tiroler Han- delskammer, Sektion Fremdenverkehr, hielt: Die Problematik des Erholungstouris- mus ist österreichweit. Vielleicht gelingt es mir, anhand des Beispieles der Kitzbü- heler Alpen daraus ein allgemein ver- ständliches Bild abzuleiten. Wenn ich von Problematik spreche, dann meine ich damit nicht die Leistung der Fremdenverkehrswirtschaft in unse- rem Land Tirol, sie ist unangetastet gut und stark - wie die Ergebnisse bestätigen - sondern ich meine damit Fragen die noch nicht gelöst sind, die offen sind, sich in eine Richtung bewegen die uns nicht behagt, uns vielleicht sogar mit Sorge, wenn nicht mit Angst erfüllen. Erholungstourismus muß heutzutage all das miteinbeziehen, was der Gast als Gesundurlaub und als Aktivurlaub ver- steht. Wenn wir in Zukunft Erfolg haben wollen, dann dürfen wir nicht bauen wie es uns gefällt, sondern müssen das errich- ten was der Gast will. Mit den Worten von ERP-Direktor Dr. Graenz gesprochen, müssen wir von den »ICH AUCH oder PRESTIGE-IN- VESTITIONEN« abgehen und zu einer rationelleren, betriebswirtschaftlich ver- tretbaren Bauweise kommen, die im Abgehen von der Gigantomonie im Berücksichtigen der Energiequel- len und der Energiekosten, in der Zweckmäßigkeit der Anlagen und in der Bewairung von Natur und Bewegungsfreiraura ihren Niederschlag finden wird. Die Kitzbühelet Alpen als ein in sich ge- schlossener Zweisaisonen-Großraum ver- fügt in den 20 Gemeinden bereits über 51 .000 Gästebetten, die selbstverständlich alle winterfest sind. Im Laufe der vergangenen 30 Jahre sind mit dem Bettenangebot auch die son- stigen, vor allem für den Erholungstouris- mus notwendigen :ouristischen Infra-Ein- richtungen, harmonisch mitgewachsen. Das BettenangebDt, welches vom Privat- vermieter und Bauernhof über die Früh- stckspension, dei Gasthof und das Fa- milienhotel bis zum Großhotel und Lu- xushaus reicht wird im Winter von 167 Seilbahnen und Skiliften, 600 km Skiab- fahrten, 400 km Langlaufloipen, 20 Ski- schulen, 14 Eisaufplätzen und einem breiten Angebot an gastronomischen Be- trieben, flankiert und im Sommer von 6 großen öffentlichen Hallenbädern, 16 ge- heizten Freiluftschwimmbädern, 114 Ten- nishallen, 16 Minigolfplätzen, 2 Golfplät- zen, 12 Reitställen und 300 km gepflegte Wanderwege in Tallage abgestützt. Wie gesagt, waren diese für einen den Erfordernissen entsprechenden Erholungs- tourismus notweudigen Anlagen im Lau- fe von drei Jahrzehnten errichtet worden. Sie entstanden aus der privaten Unterneh- merinitiative. Ein gewaltiges Investitons- aufkommen und ein Angebot das aller Wahischeinlichkeit nach den Großteil des Erholungsbedürfnisses beziehungsweise Aktivbedürnisses der Gäste aus rund 30 Herkunftsländern abzudecken in der La- ge ist. Damit konnten im Fremdenver- kehrsjahr 1978/79 5,750.000 Nächtigun- gen herausgeholt werden. Ich kann kein Erfolgsrezept anbieten, aber zum Infra-Angebot gehört selbstver- ständlich auch ein gesellschaftliches Pro- gramm, um das man sich in den Fremden- verkehrsverbänden der 20 Gemeinden sehr kümmert. Ich würde es mit auch zu leicht machen, wenn ich nur die Empfeh- lung abgeben würde, mehr und grössere Anlagen zu bauen. Das wäre zu billig und zu einfach, denn gehören zu zwei Saisonen auch die entsprechenden topographischen und kli- matischen Voraussetzungen, auf 2000 m Seehöhe wir man kaum eine Sommersai- son aufziehen können, auf 500 m Seehöhe kaum eine klassische Wintersaison und geht es nicht nur um die Abdeckung der Bedürfnisse des Gastes, sondern auch um die Abdeckung des Investitionsauf- kommens. Denn wir alle, so wie wir da sitzen, hal- ten von der NACH MIR DIE SINTFLUT Theorie nichts, aber schon gar nichts, weil wir als Unternehmer, mit unseren Fami- lien und Mitarbeitern, als Tiroler Frem- denverkehrswirtschaft und als Fremden- verkehrsland Tirol weiter bestehen und weiter leben müssen. Die Kitzbüheler Alpen haben frühzeitig eines erkannt, nämlich daß man auf zwei Pferden, auf dem Fremdenverkehrspferd und auf dem Schwerindustriepferd zu- gleich nicht reiten kann. Sie haben sich klar und unmißverständlich für den Fremdenverkehr als die wirtschaftliche Dominante entschieden, ohne dabei die übrigen Wirtschaftsbereiche verkümmern zu lassen. Die Ablehnung des Bergwerk- sprojektes hat diesbezüglich die Einstel- lung und den Charakter der Bevölkerung eindeutig unter Beweis gestellt. Auch gegen eine Lasten- oder Transit- straße oder Autobahn durch den Erho- lungsraum Kitzbüheler Alpen würden wir mit der Kraft der 51.000 Betten, hinter de- nen die Bevölkerung eines ganzen Bezir- kes steht, zur Wehr setzen. Am Beispiel Kitzbühel, dem geographi- schen und wirtschaftlichen Mittelpunkt der Kitzbüheler Alpen, darf ich den Weg zum klassischen Erholungstourismus ebenfalls mit ein paar Sätzen erläutern, weil von Kitzbühel, seit Anbeginn des Tourismus, immer wieder wegweisende Initiativen ausgegangen sind. Kitzbühel hat sich schon vor 10 Jahren entschlossen, der wilden Expansion Ein- halt zu bieten und die Gästebettenanzahl möglich auf 8000 beschränkt zu halten. Das hat wohl dazu geführt, daß der ei- ne oder andere Ort frequenzmäßig an Kitzbühel vorbeigezogen ist, aber um wel- chen Preis? Um den Preis einer giganti- schen und ungesunden Expansion, wenn Landesmuseum Ferdinandeum Der Freiburger Münsterschatz Probleme des Erholungstourismus - dargestellt am Beispiel der Kitzbüheler Alpen
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