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Seite 22 Kitzbüheler Anzeiger Samstag. 5. Juli 198() Die Handelskammer-Bezirksstelle Kitz- bühel gibt bekannt: Im Anschluß an die Urwahlen der Handelskammer im April 1980 wurden von den neuen Funktionären in den verschiedenen Sektionen die Wah- len für die Bezirksobmänner und deren Stellvertreter durchgeführt. Die Ergebnisse lauten: Bezirksobmann der Sektion Gewerbe: Ing. Max Mantl, Baumeister in Westen- dorf; Stellvertreter: Jakob Lackner, Schuhmacher in Kitzbühel. Bezirksob- mann der Sektion Fremdenverkehr: Korn- merzialrat Wolfgang Hagsteiner, Hotelier in Kitzbühel und Kirchdorf LT.; Stellver- treter: Franz Klausner, Hotelier in St. Jo- Jeder, der sich einigermaßen um die Vorgänge in unserem Land kümmert und sich für die Fremdenverkehrswirtschaft interessiert weiß, daß Osterreich derzeit bereits 1,250.000 Gästebetten anbietet, Tirol davon allein 380.000 Betten und die Kitzbüheler Alpen wiederum davon 51.000 Betten dem In- und Ausland offe- rieren. Das ist eine Prokopfdichte, die in keinem anderen Land auf der Welt bis- lang erreicht worden ist. Und es wird hurtig weitergebaut. Das zeigt sicherlich von Initiativen und belebt das Gewerbe und die Industrie, aber wird es uns bei der Gästebettenproduktion nicht möglicherweise so ähnlich gehen wie einem Autokonzern, der auf Halde pro- duzierte und dann hunderttausende von fabriksneuen PKW's in die Schrottpresse schicken mußte, weil sie in einer abflauen- den Konjunktur nicht mehr abgesetzt werden konnten und auf den Abstellplät- zen verrottet waren. Könnte nicht auch bei uns in der Fremdenverkehrswirtschaft ein ähnlicher Zustand eintreten, jener nämlich, daß zwar weiter Gästezimmer gebaut werden und eingerichtet werden, aber dann nicht belegt werden können, sozusagen auf Halde gelegt werden müs- sen? In gewissen Bereichen des Appartment- wohnungssektors sind derartige Erschei- nungen bereits feststellbar. Die Häuser- komplexe sind einige Wochen im Winter und noch kürzer im Sommer belegt und dann ist nichts als herabgelassene Roll- Läden und Stille. Sind das wirklich noch vertretbare Investitionen? Aber die Alarmzeichen mehren sich auch auf dem Sektor der konzessionierten und privaten Vermieterbereiche. Die durchschnittliche Auslastung steigt in Osterreich nicht, im Gegenteil sie fällt. Wenige scheinbar wis- sen dies, sonst könnte nicht weitergebaut und weitergebaut werden. Unter Weiterbauen meine ich die Flut von neuen Betten, die alljährlich dazu- hann i.T. Bezirksobmann der Sektion Handel: Landesrat Kom.-Rat Christian Huber, Kaufmann in Waidring; Stellver- treter: Werner Tscholl, Kaufmann in Kitzbühel. Bezirksobmann der Sektion Verkehr: Alois Nothdurfter, Taxiunter- nehmer in Oberndorf; Stellvertreter: Jo- sef Schreder, Autobusunternehmer in Waidring. Bezirksobmann der Sektion In- dustrie: Michael Hofer, Sägewerksbesit- zer in Going am Wilden Kaiser. Die gewählten Bezirksobmänner gehö- ren als Kammerräte den Sektionsleitun- gen der Landeskammer in Innsbruck an und werden in der Tiroler Kammervoll- versammlung Sitz und Stimme haben. kommen. Und um das Tempo und Aus- maß der Bettenvermehrung noch zu be- schleunigen, werden noch ganze Hotel- dörfer, Feriendörfer, Hotelketten errich- tet. Ich machte in der letzten Zeit zwei Er- fahrungen, die mir leider meine Bedenken bestätigten. Beim Treffen der Hoteliers mit den ERP- und HYPO-Bankers in St. Johann in Tirol wurde die »Ich-auch-In- vestition« oder Prestigeinvestition von den Fachexperten total entblättert und als ruinös bloßgestellt. Und dann öffnete mir eine Studienfahrt durch das schöne Salz- kammergut die Augen. Daß wir in Tirol zumeist noch ein wenig besser dran sind als unsere Kollegenschaft an den Seen ist kein Trost, denn der Trend ist europaweit und heißt, hoffentlich nur kurz- bis mit- telfristig, kürzer urlauben. Das bedeutet natürlicherweise weniger Auslastung und das, auf Grund des immer größer werden- den Angebotes, zu stagnierenden bis sin- kenden Preisen und steigenden Einsatzko- sten! Es wird an uns liegen ob wir diesen Weg weitergehen wollen? Der bessere, oder einer der besseren Wege, erschiene mir der auf die Qualität, auf die zweckmäßige Qualität einzu- schwenken, auf deren Basis dann doch noch eine vernünftige, den kaufmänni- schen Prinzipien entsprechende Kalkula- tion möglich ist. Mit dem Preisniederriß, dem gegenseitigen herablizitieren und zu- todekonkurrieren wird weder der einzel- nen Unternehmung noch der Gesamtwirt- schaft geholfen, weil Insolvenzen die Wirtschaft noch nie stabilisiert oder be- fruchtet haben. Die Qualität betrifft aber nicht nur die Ausstattung der Fremdenverkehrsbetrie- be sondern insbesonders auch das Service. Die schönste handgeschnitzte Decke nützt nichts, wenn Küche und Bedienung den Anforderungen nicht entsprechen. Klap- pen kann das Service aber nur, wenn die entsprechenden Mitarbeiter für alle Posi- tionen da sind. Das scheint mir mit der derzeitigen Ausländerkontingentpolitik nicht der Fall zu sein. Das Manko an Kräften wird Löcher aufreißen! Diese vermag auch die Wirtin, vermö- gen auch die Kinder im Betrieb zumeist nicht zu stopfen. Ich bin aber der Überzeugung, daß wir gegen die Weltkonkurrenz nur mit Quali- tät ankämpfen können und bestehen wer- den. Es ist, wie Generaldirektor Dr. Graenz vom ERP-Fonds gesagt hat, die Zeit bereits da, in der jeder einzelne Un- ternehmer sich für seine Gäste mehr ein- setzen muß als bisher, mehr Aufmerk- samkeit der Zufriedenheit der Gäste als der Expansion seines Betriebes widmen muß, beginnen muß, zu reisen, anzubie- ten, zu verkaufen. Mit einer soliden Leistung kann auch in harten Zeiten noch ein betriebswirtschaft- lich vertretbarer Preis erzielt werden. Wer die Worte von Dr. Graenz nicht beachtet, sie nicht hören will, der wird, wie er un- geschminkt andeutete, früher oder später auf der Strecke bleiben, den mit Pensions- preisen zu Gestehungskosten oder mit Dumpingpreisen wird auch in Osterreich auf die Dauer nicht Fremdenverkehr ge- macht werden können, dieses Wunder gibt es auch in Österreich nicht. Zu den Kämpfen am Paß Strub 1809 Die ausgezeichnete Darstellung der Kämpfe am Paß Strub im Mai 1809 be- darf keiner Berichtigung oder gar einer Kritik. Vielmehr ist Herrn Dr. Sandner für seinen klaren Überblick zu danken. Nur einige Randbemerkungen seien mir erlaubt. Bei der Betrachtung der Freiheitskämp- fe rund um 1800 muß man davon ausge- hen, daß Frankreich seit langer Zeit ein militärischer Gegner Osterreichs war. Die Kämpfe gegen Napoleon und seine fran- zösischen Truppen hatten bereits 1796 be- gonnen. Franzosen drangen in Tirol ein, es gab mörderische Kämpfe und zwar auch mit Tiroler Schützen, die nur ihre Heimat verteidigten, so beim blutigen Ge- fecht von Spinges. 1799 kam es abermals zum Krieg Napoleons gegen Osterreich und Franzosen fielen neuerlich in Tirol ein. Die herrlichen Südtiroler Orte Glurns, Mals und Schlanders legten sie in ihrem Übermut in Schutt und Asche und mißhandelten die Bevölkerung auf das grauenhafteste. Die Kämpfe dauerten auch in das Jahr 1800 hinein und wurden durch den Frieden von Luneville beendet. Aber schon 1805 kam es erneut zum Krieg zwischen Frankreich und Österreich. Franzosen rückten gegen Scharnitz vor und es gelang ihnen mit Hilfe von bayri- schen Förstern über einen Gebirgssteig bei Leutasch in den Rücken der Osterreicher und Tiroler zu gelangen. Schwere Kämpfe gab es auch am Paß Strub. Praktisch standen Tiroler Schützen nun fast 10 Jah- re in kriegerischem Einsatz! Osterreich Handelskammer Kitzbühel Bezirksobmänner und deren Stellvertreter Fremdenverkehr = hart arbeiten oder auf der Strecke bleiben Von Kommerzialrat Wolfgang Hagsteiner, Obmann der Sektion Fremdenverkehr des Bezirkes Kitzbühel
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