Kitzbüheler Anzeiger

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Tollkühne Segelflug figuren. . gezeigt von Reinhard Haggenmüller Nach den sensationellen Flügen der Gebrüder Wright um die Jahrhundert- wende wurde das motorgetriebene Flug- zeug mit zum Interessantesten, was es um diese Zeit gab. Als es im Jahre 1912 in Essling bei Wien zum ersten Flugfest kam, säumten etwa 60.000 Zuschauer die Landepiste. (Davon träumen noch heute die Veran- stalter von Flugfesten). Schon damals gab es tollkühne Männer, die versuch- ten, Attraktionen mit dem Fluzeug zu zeigen. Die Historiker haben herausge- funden, daß der erste Looping von ei- nem russischen Piloten namens Peter Nikolayew Nesterov am 20. August 1913 mit einem Nieuport-Eindecker Typ IV geflogen wurde. Nesterov war damals Leutnant der kaiserlich russischen Luftwaffe und als der Looping seinen Vorgesetzten ge- meldet wurde, reagierten diese mit zehn Tagen Arrest wegen Gefährdung von Staatseigentum. Flugfeste waren vor allem in England gesellschaftliche Ereignisse ersten Ran- ges. Ein Flugtag in Hendon war ver- gleichbar mit einem Pferderennen in Aspen. Die Kunstflugvorführungen wa- ren damals so tollkühn, daß viele be- rühmte Piloten vor den Augen der Zu- schauer abstürzten. Alle Beiträge über das Flugfest wurden uns von Dr. Horst Felsch vom Flieger- klub St. Johann zur Verfügung gestellt. Adolphe Pegoud war ein derart toll- kühner Pilot, der dem Fliegen mit Haut und Haaren verschrieben war. Durch seine spektakulären Kunstflüge avan- cierte er zum Helden Frankreichs. Unter anderem konstruierte er eine Landevor- richtung, ähnlich einer Drahtseilbahn, um Flugzeuge auch auf unebenen Pi- sten zu landen und in der Spur zu halten. Die Zuschauer der damaligen Zeit liebten vor allem steile Kurven, Gleitflü- ge und gefährliche Sturzflüge. Das Flie- gen bei Wind von jeglicher Stärke erfüll- te die Leute mit Staunen und nirgends wurden diese Darbietungen so gut auf- genommen wie im Londoner Airodrom in Hendon. Der vorhin genannte Adolphe Pegoud überraschte 1913 mit folgendem Trick: Er sprang mit einem Fallschirm aus ei- nem alten, ausrangierten Flugzeug ab. Somit war er der erste Pilot, wenn auch nicht der erste Mensch, der aus einem Flugzeug in der Luft ausstieg. Es war auch Pegoud, der am 2. September 1913 als erster Mensch in Rückenlage mit einem Flugzeug flog. Am 21. Sep- tember glückte ihm mit einem beson- ders verstärkten Bleriot-Eindecker ein Looping. Immer neue Attraktionen wurden aus- geknobelt: Ein Starpilot auf diesem Ge- biet war Anfang der 30er Jahre Geoffrey Tyson, z dessen Tricks es gehörte, ein Taschentuch mit den Flügelspitzen von der Graspiste aufzuheben. Ebenso wa- ren Wetirennen zwischen Flugboot und Rennboot sehr beliebt. Bereits in den Zwanzigerjahren führten zwei AVRO 504 N das Kreuzen der Doppeltragfläche im Flug vor Wenn auch ähnliche Darbietungen heute eher unter Begriff Show fallen und St. Johann-Spezial Fluplatzfest aus heutiger Sicht nichts mit dem Kunst- flug zutun haben, so bleibt doch, daß diese Piloten ein ungemeines fliegen- sches Können und draufgängerischen Mut bewiesen haben. Wer heute Kunstflieger werden will, der muß zunächst einmal eine entspre- chende Ausbildung machen und danach vor einer Prüfungskommission sein Wis- sen und Können zeigen. Er lernt früh- zeitig, daß Kunstfliegen nichts mit Aben- teuerlust zutun hat, sondern das auch bei dieser Flugart die Sicherheit an er- ster Stelle steht. Bei jeder Kunstflugvorführung, z. B. bei Flugfesten, muß vom Pilot an die Be- hörde ein Ansuchen gestellt werden, und erst die Behörde erlaubt die Mm- destflughöhe, die bei der Flugvorfüh- rung nicht unterschritten werden darf. Fortsetzung Seite 4 Seite 3 - Monatsbeilage Juli/Kitzbüheler Anzeiger Kunstflum agDstgbm und Heute
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