Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 5 - Monatsbeilage Juli/Kitzbüheler Anzeiger Interview mit Reinhard Haggenmüller: Taktik entschied Meisterschaft Mit dem St. Johanner Spitzenpiloten sprach Dr. Horst Felsch Reinhard Haggenmüller begann mit dem Segelfliegen im Jahre 1961. Die Liebe zu diesem Flugsport hat er von seinem Vater Sepp Haggenmüller geerbt, der schon in den dreißiger Jah- ren mit dem Bau eines eigenen Segel- flugzeuges begonnen hat. Das große Ta- lent zum Fliegen hat sich bei Reinhard relativ früh gezeigt, seit 1968 nimmt er regelmäßig an den österreichischen Staatsmeisterschaften im Segelflug teil. Seine Ergebnisse seit dieser Zeit waren: 1968 Platz 10, 1973 Rang 13, dann 7., dann 4., vor zwei Jahren 3. Platz und im heurigen Jahr 2. Platz. Verfolgt man die- se aufsteigende Form, so läßt sich bei etwas Glück der künftige Staatsmeister schon jetzt voraussagen. 1977 wurde Reinhard Staatsmeister im Segelkunstflug und 1979 Vizestaats- meister. Gemeinsam mit Karl Schwöl- lenbach ist er Träger des österreichi- schen Geschwindigkeitsrekordes für doppelsitzige Segelflugzeuge. Reinhard hat bis heute etwa 3000 Flugstunden im Segelflugzeug, etwa 1500 Flugstunden im Motorflugzeug, über 12.000 Starts. Am Flugplatz St. Johann ist er Ausbil- dungsleiter; einen besseren Mann könn- te man für diese vertrauensvolle Aufga- be gar nicht finden. Reinhard, Du kommst gerade von den 17. österreichischen Meister- schaften im Segelflug aus Mariazell zurück; Du bist Vizestaatsmeister ge- worden - es war Dein bestes Ergeb- nis: Ja, das stimmt, es war mein bisher bestes Ergebnis in diesem Bewerb und dennoch freue ich mich nur zum Teil, da ich mit Leichtigkeit auch erster gewor- Einer der besten Segelflieger Öster- reichs - Reinhard Haggenmüller aus St. Johann St. Johann-Spezial Fluiplatzfest bietungen, wie sie der Kunstflug- schwarm Karo As zeigt? Der Unterschied liegt zweifellos in der Antriebsart. Das Segelflugzeug be- zieht seine Energie durch die Umset- zung von Höhe in Geschwindigkeit. Aus diesem Grund sind bestimmte Kunst- flugfiguren gar nicht durchführbar, weil der Geschwindigkeitsverlust viel zu groß ist. Eine Rolle senkrecht nach oben ist mit dem Segelflugzeug kaum möglich. Beim Motorkunstflug sind die Möglich- keiten für die einzelnen Figuren wesent- lich größer, da der Motor das Antriebs- aggregat fast unbeschränkte Freiheiten gibt. Bei der Karo As liegt die Sache ganz anders. Hier kommt es nicht auf spektakuläre Kunstflugfiguren an, son- dern auf die Präzision im Schwarm auf das Zentimetergenaue nebeneinander- fliegen bei höchsten Geschwindigkeiten. Wie sieht es mit den Belastungen beim Kunstflug aus? Beim Segelkunstflug sind die Bela- stungen schon sehr hoch. Positive Bela- stungen werden sechs bis sieben G ge- flogen, negative Belastungen (Rücken- flug) minus vier bis minus fünf G. Bei ei- nem Rückenkreis mit 60 Grad Schrägla- ge werden zum Beispiel über minde- stens 15 Sekunden lang minus vier bis minus 5 G erzeugt. Sehr kritisch ist auch der Wechsel von negative auf positive Belastung. Im Motorkunstflug sind die Belastungen ähnlich hoch; wesentlich geringer hingegen sind die Belastungen beim Düsenkunstflug, da hier einerseits entsprechende Ausgleichsanzüge getra- gen werden, andererseits werden nie mehr als plus minus vier G erreicht. Wie siehst Du als Ausbildungslei- ter den Segelkunstflug? Man kann sicher nicht vom Flugschü- ler erwarten, daß er sich in jedem Fall auch mit dem Segelkunstflug anfreun- det. Bei der Gefahreneinweisung, die je- der Segelflugschüler absolvieren muß, werden kunstflugähnliche Figuren simu- liert, aus denen dann der Schüler das Flugzeug wieder heraus führen muß. Fest steht, daß der im Kunstflug bewan- derte Segelflieger der sicherere Flieger ist. Von seiner Seite ist die vollständige Beherrschung des Gerätes zu erwarten. Dies ist besonders bei Flügen im Gebir- ge wichtig,, da hier starke Turbulenzen auftreten und man sich doch relativ na- he den Gebirgszügen bewegt. Hier wird sich der Kunstflieger ohne Panik bewäh- ren und das Flugzeug stets aus kriti- schen Fluglagen sicher herausführen. Eine letzte Frage: Gehört Dein Herz dem Streckenflug oder dem Segel- kunstflug? Mein Herz gehört meiner Frau Sabi- ne! Ansonsten ist mir der Streckenflug wichtiger als der Segelkunstflug, letzte- rer ist aber das Salz in der Suppe, ohne das der gesamte Segelflug nicht schmackhaft genug wäre. den wäre, wenn ich taktisch klüger ge- flogen wäre. Was meinst Du mit taktisch klüger geflogen? Staatsmeister in der 15 Meter Klasse wurde wie schon vor zwei Jahren Andre- as Hämmerle aus der Steiermark mit insgesamt 3859,7 Punkten, ich wurde Zweiter mit 3812,9 Punkten, somit ein sehr knapper Abstand, während der Ab- stand zum Dritten, Josef Staudinger aus Oberösterreich, mit 3507,4 Punkten schon ganz deutlich ausfällt. Diesen Punkteverlust erlitt ich an einem Wett- bewerbstag, bei dem ein Geschwindig- keitswettbewerb ausgeschrieben war. An diesem Tag hat sich gegen Abend hin das Wetter so stark gebessert, daß mein frühzeitiges Ergebnis nicht mehr so viel zählte. Ich habe es versäumt, an diesem Tag noch einmal zu starten und die Strecke zu fliegen. Aber ansonsten muß ich zugeben, daß es mir fliegerisch noch nie so gut ging wie diesesmal. Du hast Deinen fliegerischen Stil verändert? Ja, früher hatte ich einen ausgespro- chen harten Stil, heute gelingt es mir mehr und mehr, die Fluggeschwindig- keit an die entsprechende Wetterlage anzupassen. Der jungendlich brutale Flugstil konnte mit der Dauer nicht zum Erfolg führen. Wie schaut es mit deiner Weltmei- sterschaftsteilnahme aus? Ich bin derzeit in der Nationalmann- schaft Nummer fünf; es fehlen mir sechs Punkte auf den Vierten und aus diesem Grund bin ich derzeit nur Ersatz- mann für die Weltmeisterschaft. Der Grund liegt in meinem vorjährigen Ab- schneiden bei der Meisterschaft in Pin- kafeld, wo ich zuviele Punkte an den späteren Sieger Andreas Hämmerle ver- loren habe. Ich rechne mir aber gute Möglichkeiten für die Weltmeister- schaftsteilnahme in Argentinien im Jah- re 1983 aus. Neben Dir, Reinhard, ist auch noch Sepp Brunner vom Fliegerklub St. Jo- hann zu den österreichischen Mei- sterschaften gefahren. Wie ist es ihm ergangen? Beim 500 Kilometer Dreieck war das Wetter einigermaßen übersichtlich und Sepp Brunner konnte einen großartigen dritten Platz noch vor Andreas Hämmer- e belegen. Bei den anderen Wetterla- gen und dem fremden Gebiet hatte Sepp Schwierigkeiten wie sie ein jeder hat, der zum ersten Mal an Staatsmeister- schaften teilnimmt. Reinhard, reden wir über den Kunstflug! Du bist zur Zeit zweifellos der beste Segelkunstflieger Öster- reichs. Wie siehst Du die Unterschie- de zwischen dem Segelkunstflug, dem Motorkunstflug und jenen Dar-
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