Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
An der Hauptfassade des Hotels Bayerischer Hof wehte an diesem Jage die Kitzbüheler Stadtfahne. Von einem Balkon aus (6. Stockwerk) erzählte Hotelier Falk Volkerdt den Kitzbühe- lern Wissenswertes über die Entstehung der Fußgängerzone in München, der größten Europas. Samstag. 5. Juli 195() Kitzbitheler Anzeiger Seite 5 Besichtigung der Fußgängerzone in München Kommunalpolitiker unter Führung von Bürgermeister LA Hans Brettauer und Fremdenverkehrsexperten unter Führung von Kommerzialrat Wolfgang Hagsteiner besichtigten am 27. Juni 1980 die Fußgän- gerzone in München und in Bad Reichen- hall. In München erfolgte die Beratung und die Unterrichtung durch Hotelier Falk Volkardt und Karl Heinz Puchta vom Baureferat der Landeshauptstadt Mün- chen. Dem Baureferat gehören allein 4000 Bedienstete an. Wir folgen nachstehend den Erklärungen der beiden genannten Persönlichkeiten. Die Fußgängerzone im Herzen der Münchner Altstadt hat die städtebaulich und kulturgeschichtlich wertvollen Stra- ßenräume, Plätze und Einzelbauwerke in einer neuen Perspektive zur Geltung ge- bracht und dient damit vor allem der Ver- besserung der Umwelt- und Lebensbedin- gungen für alle, die sich in der Innenstadt aufhalten, die hier ihrer Arbeit nachge- hen, Besorgungen erledigen oder spazie- rengehen und sich erholen wollen. Durch den Bau der öffentlichen Nah- verkehrsmittel, der U- und S-Bahn und des Altstadtringes ist die Einrichtung des ehemals vom Individualverkehr dicht be- fahrenen Bereiches als Fußgängerzone und die allgemeine Verkehrsberuhigung der gesamten Altstadt ermöglicht worden. Die Baumaßnahmen hatten in den Jah- ren 1967 bis 1972 starke Behinderungen für Bevölkerung und anliegende Ge- schäftswelt mit sich gebracht. Alle Er- schwernisse wurden jedoch mit Geduld ertragen mit der Aussicht auf die Verwirk- lichung einer Planung, die den Vergleich mit anderen Fußgängerzonen in Europa nicht zu scheuen braucht. Die Einführung der Fußgängerzone war zu Beginn der XX. Olympischen Spiele sichergestellt. Diese Zone ist von den Münchner Bür- gern und ihren Gästen als Münchens »gu- te Stube« mit vollem Herzen in Besitz ge- nommen worden. Im Jahre 1967 schrieb die Stadt Mün- chen einen städtebaulichen Ideenwettbe- werb aus, der die Gestaltung des Fußgän- gerbereiches zum Ziele hatte und sich an Architekten, Landschafts- und Gartenge- stalter, Bildhauer und Maler richtete. Das im Laufe der Jahrhunderte entstandene reizvolle Stadtbild sollte jedem so intensiv wie möglich nahegebracht werden. Zwei der Preisträger wurden beauftragt, auf der Grundlage des Wettbewerbsergebnis- ses ein gemeinsames Projekt auszuarbei- ten. Dieses wurde Ende 1969 vom Münch- ner Stadtrat genehmigt. Die Öffentlich- keit nahm regen Anteil an der Entwick- lung. Münchens Fußgängerbereich erstreckt sich zwischen ehemaligen Stadttoren, dem Karlstor im Westen und dem Alten Rat- haus im Osten, dessen Turm, der einstige Torturm, wiedererstehen soll. Die Durch- gangsstraße wurde durch Aufenthaltsbe- reiche ersetzt, die sich bis in die Neben- straßen hineinziehen. Damit ist die Stra- ße, die man durchgeht oder durchfährt, von charakteristischen Verweilbereichen abgelöst worden. Die große Breite, durchschnittlich 20 Meter, gab Anlaß zu Befürchtungen, daß dieser Raum niemals mit Leben gefüllt werden könne. Das Gegenteil ist der Fall. Der Gedanke, in der Fußgängerzone Verweilbereiche zu schaffen, wurde von den 19 gastronomischen Betrieben aufge- nommen. Sie bieten über 1200 Plätze im Freien an und damit eine der Chancen, den Fußgängerbereich auch nach Ge- schäftsschluß lebendig zu halten. Durch Gruppierungen von Blumenkä- sten wurden die Sitzbereiche gestaltet. An einigen Stellen wurden auch Bäume ge- pflanzt, Platanien, Kastanien und Ahor- ne, Leuchten ziehen sich als optisches Band durch den Bereich und das bunte Bild wird zu festlichen Zeiten durch eine Beflaggung gesteigert. Im Jahre 1969 wurde die Arbeitsge- meinschaft Fußgängerzone gegründet. Sie nahm im Frühjahr 1970 ihre Arbeit mit dem Ziele auf, an der Ausgestaltung mit- zuwirken. Dem Vorstand der Anliegerge- meinschaft gehören alle zuständigen Ver- bände an, auch der Hausbesitzerverein. Für den Wiederaufbau des alten Rat- hausturmes haben Münchner Bürger über 1 Million DM gespendet. Aber auch sonst beteiligten sich die Bürger an der Einrich- tung des Fußgängerbereiches. München
< Page 4 | Page 6 >
< Page 4 | Page 6 >