Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 12. Jänner 1980 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 ein unermüdlicher Arbeiter und verlangte von seinen Söhnen das gleiche. Daß die Arbeit nie ausging, dafür sorgten allein schon die 27 Dächer, welche nur nebenbei zu betreuen waren. Noch in tiefer Nachkriegszeit traf die Familie Reisch der furchtbare Schlag vom Tode des Vaters am 6. Jänner 1920. Da- mit begann schon mit knapp 18 Jahren der Ernst der Verantwortung für Her- mann Reisch. Er war vom Tode seines Vaters an allein für die Landwirtschaft verantwortlich; darüber hinaus war er aber auch mit der Mutter, dem Bruder Ernst und Schwester Gretl in den anderen Betrieben beschäftigt. Die Büroarbeit lag ganz auf seinen Schultern, bis er schließ- lich auch den gesamten Einkauf, die Kal- kulation, die Kassa, die Buchhaltung und das Steuerwesen zu bewältigen hatte. Gleichzeitig setzte auch die öffentliche Tätigkeit ein. Er half seinem Bruder Ernst beim Wiederaufbau des Wintersportver- eins und des Verkehrsvereins und war maßgeblich bei der Durchführung der im Jahre 1925 abgehaltenen großdeutschen Skimeisterschaften beteiligt, welche sein Bruder Ernst organisierte. 1928 schloß er mit der Wiener Bürgers- tochter Herma Lorenz den Bund der Ehe und übersiedelte in den Reischhof. Im Frühjahr wurde er zum Obmann der Han- dels- und Gewerbebank gewählt. Er war damals auch Obmann der damaligen Mühlbach-Interessentschaft. Im Herbst 1928 begann der Umbau der Reischhäuser und der Neubau des Reisch- saales, der heutigen »Tenne«. Diese Bau- ten sollten in den nachfolgenden Jahren der Deflation und wirtschaftlichen De- pression die Ursache ungeheurer Sorgen werden, da sie riesige Geldsummen erfor- derten, die zum Teil mit Wucherzinsen aufgebracht werden mußten. Hermann Reisch gehörte 1926 dem Gründungskomitee zur Erbauung der Hahnenkammbahn an und unterfertigte im Auftrag der Firma Franz Reisch die Haftungserklärung. Dieser Notariatsakt war ein Eckstein in der Geschichte der Bergbahn AG Kitzbühel. Zusammen mit Georg Laucher und Jo- sef Rieser gründete er 1928 die Molkerei- genossenschaft Kitzbühel, war seit der Gründung im Vorstand tätig, seit 1951 bis vor wenigen Jahren als Obmann; in den letzten Jahren als Ehrenobmann. Hermann Reisch war der erste Fähnrich des Kitzbüheler Turnvereins und seine Mutter Fahnenpatin. 1934 mußte er ge- zwungenermaßen ins Ausland; ein Jahr davon verbrachte er in England zum Stu- dium der dortigen Hotelerie. Aus Anlaß der Vollendung seines 60. Lebensjahres komponierte Stadtkapell- meister Sepp Gasteiger den »Bürgermei- ster-Reisch-Marsch«. Musikobmann Paul Hochfilzer übergab damals Hermann Reisch den Klavierauszug in einem Prachtband und betonte in seiner, im Na- men der Stadtmusik vorgebrachten Glückwunschadresse, daß für die Wid- mung und die Namengebung dieses Mar- sches das Leben und Wirken der bisheri- gen Bürgermeister aus dem Geschlecht der Reisch's, Franz Reisch, Ernst Reisch und Hermann Reisch, bestimmend war, um damit diesem Geschlecht aus Dank- barkeit für ihre öffentliche Tätigkeit ein musikalisches Denkmal zu setzen. Hermann Reisch wäre, so berichtet der Chronist, gar nicht 60 Jahre alt gewor- den, wenn nicht der damalige Betriebslei- ter der Stadtwerke Karl Bodenseer gewe- sen wäre. Dieser zog den damals vierjähri- gen Hermann aus dem Becken des Spring- brunnens des Stadtparks, in welchem der Bub nach einem Sturz bereits bewußtlos, mit dem Gesicht nach unten, schwamm, und ihm damit das Leben rettete. So ge- In Anwesenheit von Bundesminister für Unterricht und Kunst, Dr. Fred Sinowatz, Bundesminister für Bauten und Technik, Karl Sekanina, Landeshauptmann Eduard Wallnöfer, Landeshauptmann- stellvertreter Dr. Fritz Prior sowie des Bürgermeisters der Stadt Kitzbühel, Hans Brettauer, werden am Freitag, 11. Jänner 1980, um 11 Uhr in einem großen Festakt die von der Stadtgemeinde Kitzbühel in Zusammenarbeit mit dem Bund und dem Land Tirol neu errichtete Bundeshandels- akademie und Bundeshandelsschule Kitz- bühel eröffnet. Mit Leasingvertrag vom 22. November 1973, abgeschlossen zwischen der Repu- blik Österreich und der Stadtgemeinde Kitzbühel, wurde der Neubau einer Bun- deshandelsakademie und Bundeshandels- schule auf dem von der Stadtgemeinde be- reitzustellenden Liegenschaft auf dem Ruadlfeld beschlossen. Ursprünglich war, um geeignete Vor- schläge zu erhalten, die Ausschreibung ei- nes baukünstlerischen Wettbewerbs vor- gesehen. Da jedoch wegen Nichtverkaufs- bereitschaft eines Miteigentümers das be- reits für Schulzwecke umgewidmete Bau- areal erst drei Jahre später, im Juni 1976, nach gerichtlicher Versteigerung von der Stadtgemeinde erworben werden konnte, einigten sich Bund und Stadt aus Zeiter- sparnis darauf, das Bauvorhaben nach Systemplänen durch einen Generalunter- nehmer durchführen zu lassen. In Anleh- nung an die bereits im Bau befindlichen Schulen in Oberpullendorf und in Luste- nau wurde durch die Bundeshochbauver- waltung - OR Dipl.-Ing. Karl Albert - eine an die örtlichen Gegebenheiten ange- paßte Systemplanung ausgearbeitet und ein umfangreicher Ausschreibungskata- log für die Generalunternehmerleistung so erstellt, daß verschiedene in Osterreich zugelassene Bausysteme angeboten wer- den konnten. Nach Genehmigung dieser Unterlagen seitens der Bundesministerien für Bauten und Technik und für Unter- richt und Kunst im Mai 1977 erfolgte die denken wir auch an den 1960 verstorbe- nen Karl Bodenseer. Eine besondere Würdigung erfuhr un- ser Hermann Reisch während der Jung- bürgerfeier am 25. Oktober 1977. An die- sem Tage wurde ihm von Bürgermeister Hans Brettauer die Urkunde über seine Ernennung zum Ehrenbürger übergeben. Die Urkunde trägt das Datum vom 24. Februar 1977. Hermann Reisch war auch Ehrenbürger von Greenwich (auf Lebenszeit) und von sechs anderen Städten Amerikas und Eh- renbürger der Schwesterstadt Yamagata sowie Ehrenmitglied des »Tiroler Bundes in Wien im Verband der Südtiroler« und Träger des Goldenen Ehrenzeichens des deutschen Schützenbundes. öffentliche Ausschreibung, an der sich elf Bauunternehmungen beteiligten und aus der nach eingehenden Prüfungen durch das Amt der Tiroler Landesregierung und Gegenüberstellungen der vorgeschlagenen Leistungen die Firma Eurospan, Krane- bitter GesmbH, Pfaffenhofen in Tirol als Bestbieter zur Vergabe vorgeschlagen, vom Bundesministerium für Bauten und Technik mit Erlaß vom 7. November 1977 den Auftrag erhielt. Durch den frühen Wintereinbruch 1977 wurde zwar der Baubeginn verzögert, je- doch konnte der Generalunternehmer im Einvernehmen mit der Landesbaudirek- tion diese Zeit für die Durcharbeitung der Details und der technischen Projekte nüt- zen, so daß, beginnend ab März 1978, nach 16 Monaten intensiven Arbeitsein- satz im Juni 1979 termingerecht die Schul- gebäude schlüsselfertig und im September auch die Sportfreianlagen und die gesam- ten Außenanlagen mcl. Bepflanzung fer- tiggestellt werden. Es stehen somit 20 Klasseneinheiten samt den zugehörigen Nebenräumlichkei- ten, 2 Gruppenräume, eine Bibliothek, der Turnsaal und die Außensportanlagen für den Schulbetrieb zur Verfügung. Der Zivilschutzbereich im Keller des ostseiti- gen Flügelbaues wird auch als Zentralgar- derobe genutzt, weiters ist eine außer- schulische Verwendung des Turnbereiches samt Außensportanlagen und Teilen der Schule beabsichtigt und möglich. Noch beim akademischen Bildhauer Sept Dangl in Ausarbeitung steht eine künstle- rische Freiplastik, die in der Gartenanlage seitlich des Hauptzuganges aufgestell: werden wird. Bei einer verbauten Fläche von rund 2600 m2 und einem umgebauten Raum von rund 26.240 m3 betragen die Gesamt- kosten des Bauvorhabens einschließlich der Planungen, Abgaben an die Gemein- de, Bauleitung und künstlerische Gestal- tung 47,067.000 Schilling, wovon die ab- gerechneten reinen Baukosten 44,630.000 Schilling ausmachen. Dies entspricht e- Feierliche Eröffnung der Bundeshandelsakademie und Bundeshandelsschule in Kitzbühel
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