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Die bäuerliche Architektur im Tiroler Museum Aus: Tirol, immer einen Urlaub wert, Sommer 1980, von Dr. Hans Gscknitzer Die mäcntige Wand- und Deckenkonstruktion des Stades zu Hirterobernau Die Rauchkuchi des Bauernhausmuseums Hinterobernau in Kitzbü hei Foto Tirol, Kurt Lazzari, Kitzbü hei Samstag, 16. August 1980 Kitzbüheler Aizeiger - Seite 5 » . . . In Alpbach und Kitzbühel ent- standen an diesen Jahren Museen, die ei- nen alter. Bauernhof an Ort und Stelle als Heimatmuseum nutzen. Die Baulichkeit selbst bildet den Schwerpunkt des Mu- seums. Die einzelnen Räume sind so ein- gerichtet, als ob die bäuerliche Familie ge- rade bei der Feldarbeit wäre und nur Ne- benräume des Hauses finden als museale Schauräume mit Sammlungen bäuerli- chen Inventar; Verwendung. Diese Mu- seen verrolgen das Ziel, den Besucher in jene Welt zu versetzen, die über Jahrhun- derte nahezu unverändert das Bild unseres Landes formte. Der Bauernhof Hinterobernau bei K:tz- bühel stammt aus dem 16. Jahrhundert. Eine Terrasse am Fuß des Kitzbüheler Horns begeitet ca. 50 m über dem Talbo- den das Tal der Kitzbüheler Ache in Rich- tung Ncrden. Ein alter Straßenzug nutzt diese Terrasse: einzelne Höfe und Hof- gruppen - gegründet im hohen Mittelal- ter - prägen das Bild dieses alten Sied- lungslandes. Der Hof »Hinterobernau« wurde 1971 v':•n einem Verein erworben, restauriert und 1977 als Museum eröffnet. Das prach;volle Gebäude ist ein typischer Vertreter dieser Landschaft. Wohnteil und Stadel sind unter einem weitausladen- den Sat:eldaci vereint. Die Firstpfette (höchster tragender Balken im Dachstuhl) trägt die Jahreszahl 1559. Das Gebäude ruht auf einem niedrigen Bruchstein- sockel, ist aber im übrigen zur Gänze als überkämmter Vierkantblockbau aufge- zimmer:. Die in hervorragendem Zier- schnitt (kunstvolle Holzverbindung der Blockwand) eingefügten Zwischenwände im Erdgeschoß beweisen das außer- ordentliche Können der Z.mmerleute die- ser Zeit. Ein umlaufender Söller (Balkon) im Obergeschoß unterstreicht die klare, langgestreckte Form des Gebäudes. ein eigenes Wirtschaftsgebäude, wohl aus dem 17. Jahrhundert, das nicht nur höch- ste Zimmermannstechnik, sondern zudem die Reste eines Göpels (mechanischer An- trieb zum Korndreschen) zeigt. Dieses Ge- bäude gehört zwar nicht zum Museum, vervollständigt aber das Gehöft, denn es war ein typisches Merkmal vergangener Jahrhunderte, daß rund um das eigentli- che Bauernhaus eine Anzahl von Neben- gebäuden stand. Eine Holzkapelle konnte man vor wenigen Jahren sicherstellen und vor dem Bauernhaus wieder errichten. Vom Thema her ist »Hinterobernau« auf die Kitzbüheler Landschaft zuge- schnitten. Hinterobernau ist zu allererst ein wirkliches Heimatmuseum mit dem Ziel, nicht nur dem Gast aus dem Aus- land, sondern auch dem Einheimischen Lebens- und Wirtschaftsweise unserer bäuerlichen Vorfahren vorzuführen. Daß Hinterobernau darüberhinaus auch der Wissenschaft eine Quelle ist, ist ein wert- volles Nebenprodukt. Die Heimatmuseen ergänzen die Bemü- hungen des Denkmalamtes, möglichst viel alte Bausubstanz im Lande zu erhalten, denn es ist keine Frage, daß die zahllosen Gäste unser Land auch wegen seiner typi- schen und einmaligen Kultur besuchen und liebgewonnen haben. Jede Gemeinde Tirols sollte es sich gründlich überlegen, den alten Ortskern mit den alten Gebäu- den zu entflechten und an ihre Stelle cha- rakterlose Neubauten in Form von Ge- meindezentren und ähnlichem zu setzen. Es genügt nämlich bei weitem nicht, wenn die Heimat- und Freilichtmuseen einen letzten Winkel humaner Welt für die Zu- kunft erhalten. Das Heft »Tirol, immer einen Urlaub wert«, Verlag Heimatwerbung Innsbruck, ist im heimischen Buchhandel erhältlich. Besoniers reizvoll für den Besucher ist die Rauchküche (Bild) des Hauses, mit dem offenen Herd, der rußgeschwärzten Holzdecke und den Licht- und Schatten- spielen der kleinen Fen;teröffnunger. in Stube und Küche. Die Fenster sind in ver- schiedener Höhe in uie Blockwand einge- schnitten, geben den Uumen jedoch aus- reichend Licht. Sie sind aber zudem so sinnvoll eingesetzt, daß man sowohl im Sitzen wie auch im Stehen durch die Sitz- bzw. Stehfenster hinausschauen kann. Im Stadel, der eine Sammlung bäuerli- cher Feldgerate zeigt, ist man fasziniert von der mächtigen Wand- und Decken- konstruktion, de in Rundhölzern luftig aufgezimmert ist. Neben dem Hof steht
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