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Radweltcup in St. Johann: AUS 150 wurden 2000! Unglaubliches Starterfetd - Drei tragen die Verantwortung Mit den Rennen der Sonderklasse und der Altersgruppen bis 40 Jahre geht am nächsten Sonntag der 12. Radweltcup für Senioren zu Ende. Fast 2000 Fahrer aus 35 Nationen waren am Start. Eine Woche lang war St. Johann Zen- trum des Radsports. Schon einen Tag später beginnen die Vorbereitungen für die dreizehnte derartige Konkurrenz. Die »Königsidee« um ehemalige Radkö- nige wurde von drei Männern verwirklicht: Franz Baumann, Robert Fuchs und Hans Moriggl. Die Idee war aufgetaucht, als die France-Teilnehmer und Radbahnprofis Rad-Union St. Johann ein Rennen veran- ihren »Weltmeister«. staltete, bei dem zufällig eine große Zahl Mit der Zahl der Teilnehmer wuchs von Senioren am Start war und man sich natürlich auch die Arbeit der Organisa- überlegte, ob für sie nicht eine eigene toren. Aus vier wurden 24 Klassen und Klasse geschaffen werden sollte. Rennen, der finanzielle Aufwand ver- Das gewaltige Interesse der Radse- mehrte sich, es gab immer mehr Schrei- nioren und der enorme Eifer, mit dem bereien und Sorgen (Bearbeitung der sie in den Sattel stiegen, veranlaßte Nennungen, Unterbringung, Sponsorsu- schließlich einige Tiroler Radsportfunk- che usw.) tionäre, eine Weltmeisterschaft für Se- Als Veranstalter tritt die Rad-Union St. nioren zu organisieren. Es waren drei St. Johann auf. Baumann, Fuchs und Mo- Johanner: Franz Baumann, der in Inns- riggl sind die Hauptverantwortlichen für bruck lebt, Robert Fuchs und Hans Mo- Organisation und Rennleitung. Zur ärztli- riggl. chen Versorgung der »alten Herren« ste- Aus der Weltmeisterschaft wurde je- hen entlang des 54-Kilometer-Kurses doch nichts. Der Weltverband war dage- mehrere Krankenwagen mit Funkkon- gen, doch das Trio Baumann, Fuchs und takt bereit. Als Rennarzt fungiert Dr. Moriggl ließ nicht locker. Schließlich Siegfried Tirala, der als »Radspezialist« fand das Triumvirat die Lösung: der gilt und auch selbst startet. An die 200 ert JJ KitzLühelerAnzeiger/ Monatsbeilage - Seite 14 Weltpokal, der im internationalen Rad- renngeschehen offiziell verankert wer- den konnte. Zur ersten Austragung des Weltcups kamen bereits 150 Fahrer, die in vier Klassen um den Siegeslorbeer kämpf- ten. Lawinenartig vergrößerte sich in den folgenden Jahren das Starterfeld. Heute wird in St. Johann - gemessen an den Aktiven - zweifellos die größte Radsportveranstaltung der Welt ausge- tragen. Der Riesenerfolg hat mehrere Ursa- chen. Vor allem bemühten sich die Ver- anstalter vom ersten Tag an besonders um die Teilnehmer, sie organisierten ta- dellose Rennen und ließen bei den Se- nioren nie das Gefühl aufkommen, ihre sportlichen Leistungen würden nicht mehr allzu ernst genommen werden. Der gute Wille und der sportliche Geist der Veranstalter übertrugen sich merklich auf die Fahrer aller Altersklas- sen, die sich auf ihre Art revanchierten; sie gaben im Rennen ihr Letztes und sorgten für Spannung und Dramatik. Neben dem rein sportlichen Moment zieht noch etwas anderes die Old Boys Jahr für Jahr nach St. Johann: die schö- ne Landschaft - viele planen gleich ih- ren Urlaub mit ein - und die Aussicht auf ein Wiedersehen mit Gegnern und Freunden vergangener Tage. Viele Rennfahrer blieben auch nach der akti- ven Zeit miteinander in Kontakt, viele sind noch in Klubs organisiert. So mach- te die Mundpropaganda St. Johann welt- weit bekannt. Ungeachtet des offiziellen Titels der Veranstaltung ermitteln die ehemaligen Olympiasieger, Tour-de- Personen tragen als freiwillige Helfer zum Gelingen der Veranstaltung bei. Wichtig ist die gute Zusammenarbeit der Gemeinden, durch deren Gebiet das Rennen führt und die Mitarbeit der Gen- darmerie, die für eine verkehrsmäßig einwandfreie Durchführung sorgt. Die Organisatoren: Franz Baumann ist ein gebürtiger St. Johanner, lebte aber bis zu seiner Pen- sionierung in Innsbruck, wo er Besitzer einer Konditorei war. In seiner Jugend war er - wie die aktiven Teilnehmer »seiner« Veranstaltung - Radrennfah- rer, der eine ganze Reihe von Pokalen und Siegespreisen einheimste. Später verlegte er sich ganz auf Organisieren. *** Robert Fuchs ist Besitzer eines Sportartikelgeschäftes in St. Johann. Heute sagt er rückblickend: »Wenn wir gewußt hätten, was wir da mit dem Welt- pokal anfangen, hätten wir uns nie drü- bergetraut. Wir sind schon beim ersten- mal erschrocken, als 150 Fahrer kamen. Daß wir einmal Rennen für fast 2000 Teilnehmer organisieren werden, hätten wir nie gedacht.« *** Hans Moriggl ist wie Robert Fuchs in St. Johann zu Hause. Während Fuchs für die Sicherung der Strecke verant- wortlich zeichnet, hat der nun pensio- nierte Gemeindeangestellte für einen klaglosen Zieleinlauf zu sorgen. Daß sie Ganz gleich, in welchem Haus Sie ?.wohnen, ein Kauf bei uns wird sich immer lohnen. - ) Tel. 49312 / KITZBÜHEL \ teppich mühle ‚ Böden Tapeten ))J • Vorhänge von ihrer Idee, die plötzlich riesige Di- mensionen angenommen hat, förmlich überrollt wurden, gestand er vor zwei Jahren, als er noch berufstätig war: »Für die letzten Vorbereitungen vor der Ver- anstaltung geht immer mein ganzer Ur- laub drauf ... Ein Faktum, das sich durch den Ruhe- stand erledigt hat. Es ist fast unglaublich, was sich aus der Idee der Herren Baumann, Fuchs und Moriggl entwickelt hat. Neben der großen sportlichen Bedeu- tung des Weltpokals der Senioren wurde er auch zu einem wirtschaftli- chen wichtigen Impuls am Saison- ende für St. Johann. Daß es sich nicht um '>Bierrennen« handelt, geht aus der Höhe des Preis- geldes hervor, das heuer eine Höhe von 200.000 Schilling erreicht. Insge- samt erfordert die Veranstaltung ei- nen Kostenaufwand von 700.000 Schilling, der durch Nenngeld, durch Werbung und durch Subventionen von Fremdenverkehrsverband und Gemeinde aufgebracht wird. Sehr viele der 2000 Teilnehmer was der Einwohnerzahl einer Ge- meinde wie Brixen im Thale ent- spricht! - bringen ihre Familie mit nach St. Johann und verbinden das Rennen mit einem längeren Aufent- halt. Aus zwei Gründen: Erstens wür- de sich für viele eine Anreise auf ein, zwei Tage wegen einer großen Ent- fernung nicht rentieren. So mancher Veteran nimmt für einen Start in St. Johann mehrere hundert Kilometer, mancher sogar den Wechsel von ei- nem Erdteil zum anderen, auf sich. Zweitens sind sie zumeist noch so er- geizig und kommen aus Trainings- gründen schon frühzeitig, um am gro- ßen Tag topfit und mit entsprechen- den Streckenkenntnissen in Rennen zu gehen.
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