Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 13. September 1980 Kommerzialrat Ferdinand Achammer - 90 Jahre Am 20. August 1980 vollendete Korn- merzialrat Ferdinand Achammer sein 90. Lebensjahr. Die Stadtmusik Kitzbühel brachte ihm aus diesem Anlaß auf dem Haldenhof in Kitzbühel, der nun seit 50 Jahren im Besitz des Jubilars ist, ein Ständchen. Unser Jubilar und Wahikitzbüheler Ferdinand Achammer wurde am 20. Au- gust 1890 in Mühlbach im Pustertal gebo- ren. Nach dem Tode seiner Mutter kam er zu Verwandten nach Lindau, besuchte dort die Realschule und maturierte mit ausgezeichnetem Erfolg. Nach Abschluß der Mittelschulstudien trat er in die kauf- männische Lehre ein. Seine kaufmänni- sche Laufbahn erfuhr jedoch durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges eine jähe Unterbrechung. Dem Ruf des Vaterlan- des folgend, rückte er freiwillig zum 1. Ti- roler Kaiserjägerregiment ein, kam an die Front nach Galizien, wurde verwundet und fand erst bei Kriegsende wieder Gene- sung. Nach dem Weltkrieg fand Ferdinand Achammer im Weingeschäft als freier Unternehmer eine reale Erwerbsgrundla- ge. Im Jahre 1919 vollzog sich der ge- schäftliche Zusammenschluß mit seinen beiden Freunden und nachmaligen Gesell- schaftern, Marsoner und Rainer, unter der Firma »Vereinigte Kellereien Marso- ner & Rainer« in Innsbruck, für die er über sechs Jahrzehnte die ganze Kraft seiner starken Persönlichkeit einsetzte. 1923 wurde die alteingeführte Firma Weikl in Salzburg übernommen und als Filiale dem Stammhaus in Innsbruck an- gegliedert. In den Kriegsjahren 1941 und 1942 verstarben die beiden Mitbegründer Kommerzialrat Ferdinand Achammer - Träger des Verdienstkreuzes des Landes Tirol. des Unternehmens, so daß der Jubilar in harter Notzeit bis zum Jahre 1946 die al- leinige Geschäftsführung inne hatte. 1946 erfolgte der Eintritt der zweiten Generation, nämlich der von der Kriegs- gefangenschaft heimgekehrten drei Söhne der Firmengründer in das Gesellschafts- verhältnis. Mit ihnen mußte der Jubilar den Auf- bau des Unternehmens von neuem begin- nen. Nur sehr zögernd, mit der allmähli- chen Normalisierung der Gesamtwirt- schaft schritthaltend, entwickelten sich die alten Geschäftsverbindungen; man konnte wieder planen und arbeiten. Es wurde das Hotel »Veldidena« am Westbahnhof gekauft und nach dessen Liquidierung auf diesem Gelände eine Großkellerei mit modernen Anlagen und kellertechnischen Einrichtungen mit ei- nem Fassungsraum von einer Million Li- ter und einer eigenen unterirdischen Weinleitung zur Güterabfertigungsstelle des Westbahnhofes errichtet und 1950 in Betrieb genommen. Diese wesentliche Erhöhung der Be- triebskapazität ließ die Vollendung der bereits eingeleiteten Erweiterung von Ver- kaufsorganisation zu festen Stützpunk- ten in Form von Auslieferungslagern in Bludenz und Villach zu. Um auf der Einkaufsseite eine mög- lichst weitgehende Unabhängigkeit zu er- reichen und mit dem Südtiroler Weinpro- duzenten direkt Fühlung zu bekommen, wurde 1950 die renomierte Weinkellerei Sattler, des Schwiegervaters des Jubilars, in Tramin erworben und unter einer eige- nen Firma den Betrieben in Innsbruck und Salzburg dienlich gemacht. Dort wird alljährlich im Herbst das Le- segut von den besten Rieden im Produk- tionsgebiet von Tramin und Kaltem ge- keltert und nach fachmännischer Pflege und Behandlung als Originalabfüllung zur Bereicherung des Verkaufssortiments exportiert. Zum Arbeitsrhythmus des Jubilars ge- hörte die Erweiterung des einzigartigen Felsenkellers in Salzburg und die Moder- nisierung des Betriebes in Innsbruck. Von unserem Jubilar wurde die Brücke zu »Coca-Cola« geschlagen, das längst den Siegeszug auf allen Weltmärkten an- getreten hatte. Im Jahre 1955 wurde unter der Firma »Tiroler Frischgetränke-Gesellschaft« an der Haller Straße ein Unternehmen ge- gründet, das den höchsten technischen und kaufmännischen Anforderungen un- serer Zeit gerecht wurde. In einem ebenso formschönen wie zweckmäßigen Neubau, der nach den Bauplänen und unter der Leitung des zweiten Sohnes des Jubilars, Dipl.-Ing. Architekt Fred Achammer, aufgeführt wurde, werden dort bei »offe- nem Fenster«, also vor den Augen der Öf- fentlichkeit, am Fließband täglich tausen- de von Flaschen Coca-Cola gefüllt und mit eigenen Fahrzeugen auf den Markt gebracht. Zugleich erfüllte der Jubilar zahlreiche öffentliche Aufgaben, war in den zwanzi- ger Jahren schon Vorstand des Tiroler Weinhändlerverbandes und Fachbeirat beim Handelsministerium, wirkte viele Jahre als Sensor der Österreichischen Na- tionalbank und setzte sich in den Kriegs- jahren 1932 bis 1934 besonders verdienst- voll für das damals notleidende Gastge- werbe ein. Seiner Tätigkeit ist es mitzu- verdanken, daß viele Gastwirte durch Vermittlung langfristiger Kredite vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch be- wahrt werden konnten. Nach 1945 setzte sich der Jubilar neuerlich als Mitglied des Weinhandelsausschusses für die Entwick- lung seines Berufsstandes ein und leistete dabei wertvolle Arbeit. Trotz seines hohen Alters ist der Jubilar mit Rüstigkeit und geistiger Frische in den Betrieben der von ihm mitbegründeten Firma tätig. In Würdigung seiner großen Verdienste um die gewerbliche Wirtschaft wurde ihm 1955 die Silberne Ehrenme- daille der Tiroler Handelskammer und 1980, am Hohen Frauentag, das Ver- dienstkreuz des Landes Tirol. Das Geschlecht der Achammer hat eine traditionsreiche Geschichte. Ein Träger dieses Namens, Vinzenz Achammer, ist schon im 16. Jahrhundert als Ratsbürger der Stadt Rattenberg nachzuweisen. Sein direkter Nachkomme, Sebastian Acham- mer, besaß 1650 das alte Färberhaus in Innsbruck, Innrain 31, das 1943 den Kriegsbomben zum Opfer fiel. Einer sei- ner Söhne war Glockengießer in Wien und hat sich durch sein Meisterwerk, den Guß der Pummerin, einen geschichtlichen Namen gemacht. Der jüngere Sohn dieses Glockengießers, Franz, begründete die Pustertaler Linie der Achammer, die den Sillianer Schützenhauptmann Josef Rai- mund Achammer hervorbrachte, der im Tiroler Befreiungskrieg 1810 von den Franzosen öffentlich erschossen wurde. In Kitzbühel ist der Jubilar Ferdinand Achammer als Förderer vieler Vereine und kultureller Veranstaltungen bekannt und beliebt. Seit 1951 ist er auch Mitglied des Kitzbüheler Skiklubs. Ihm gelten die Wünsche noch für viele weitere Jahre in bester Gesundheit. Galerie Ferdinand Maier, Kitzbühel Ausstellung Paul Flora In den neuen Galerieräumen in der Hammerschmiedgasse 5, 1. Stock, zeigt Ferdinand Maier Zeichnungen und Gra- phiken von Professor Paul Flora. Eröff- nung am 12. September, 1980, 19.30 Uhr; geöffnet bis 22. Oktober 1980. Dem Herbst sollt' man nicht böse sein, weil er uns kühl empfängt und Nebel, Regen, Blitz und Sturm oft über uns verhängt. Denn er malt auch zu unserer Freud' dem Wald ein buntes Kleid und schenkt viel süße Früchte uns zur frohen Erntezeit. L. Borch, Altersheim
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