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Samstag. 11. Oktober 1980 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 Oberschulrat Maria Rupert zum Gedenken Am Dienstag, 30. September, starb nach kurzer Krankheit, wohlvorbereitet durch das Leben und eine bewußte Vorbe- reitung auf den Tod, Frau Oberschulrat Maria Rupert. Drei Wochen vor der Vol- lendung des 78. Lebensjahres wurde sie in die Ewigkeit heimgerufen. An einem herrlichen Herbsttag wurde sie von einer großen Trauergemeinde zu Grabe getragen. Eine ungewöhnlich große Zahl von Mitbürgerinnen und Mitbür- gern, viele ehemalige Schülerinnen und Schüler, vor allem aus Aurach, und viele Berufskollegen gaben Maria Rupert das Geleit. Hinter der Schulfahne schritten Schülerinnen »ihrer« Mädchenvolks- schule. Die Lehrerkollegen des Ruhestan- des, in deren Mitte sich Frau Rupert gerne aufgehalten hatte, waren fast vollzählig gekommen. Unter den Lehrern aus dem ganzen Bezirk waren viele junge Lehrerin- nen und Lehrer. Berufskollegen aus Kitz- bühel trugen den Sarg. Dahinter folgten die Söhne Manfred und Harald mit den Verwandten. Unter den Trauergästen wa- ren Bürgermeister LA Hans Brettauer und die Mitglieder des Schulausschusses, aber auch der 91jährige Altbürgermeister Franz Pletzer aus Aurach und viele Aura- cherinnen und Auracher. Den Sterbegottesdienst in der Pfarrkir- che feierte Pfarrer Johann Danninger un- ter Assistenz von Pfarrer Ignaz Binggl aus Kirchdorf. Der Pfarrer würdigte in herzli- chen Worten die treue Kirchenbesucherin und Mitarbeiterin in der Legio Mariae. Die Pfarre feiert nicht nur für sie nun bei jedem Pfarrgottesdienst Eucharistie son- dern mit ihr. Pfarrer Danninger dankte Frau Rupert für eine lebenslang bewahrte ideale Einstellung als christliche Lehrerin und Mutter. Sie hat in ihrem Leben, das in die schrecklichen Abschnitte unseres Jahrhunderts hineinfiel, viel Bitteres er- lebt und ertragen. In besonderer Weise würdigte der Pfarrer ihr bewußtes Ab- schiednehmen von dieser Welt in der Ge- wißheit einer schweren Operation. Darin zeigte sich die zutiefst gläubige Haltung einer Frau und Mutter. Am Grabe sprach Bezirksschulinspek- tor Dr. Walter Bodner. Dabei führte er u.a. aus: »Ich weiß, daß noch sowohige- meinte und schöne Worte über den Schmerz dieser Stunde nicht hinwegtrö- sten können. Vielleicht aber können sie heute und in unserer Zeit den Blick auf die wirklichen Werte dieses Lebens und auf ein lohnendes Lebensziel frei machen, das uns Frau Oberschulrat Rupert in ihrer stillen, bescheidenen Art, aber ganz deut- lich vor Augen geführt hat«. 1902 in Reith im Alpbachtal als Tochter eines Bergmanns geboren, der später als Hutmann in Kitzbühel wirkte und sich hier hinter dem Pfarrhof ein Heim errich- tete, besuchte sie in Reith die Pflichtschu- le und anschließend die Lehrerbildungs- anstalt in Salzburg. Ihren Schuldienst be- gann sie 1921 an der Volksschule in Aur- ach. Dort wirkte sie bis 1945. Sie lehrte die Kinder und gab ihnen mehr als nur Schulwissen mit auf den Weg. Die mei- sten der heute 41- bis 65jährigen Auracher werden sich an diese Schulzeit mit Maria Lechner erinnern und ihrer ganz beson- ders gedenken. In dieser Zeit hat Frau Maria Rupert in Kitzbühel ein Haus gebaut und nach Ver- ehelichung mit einem Jugendfreund aus der »Neuland«-Bewegung zwei Kinder ge- boren. Die kleine Welt der Familie schien in Ordnung und vom Glück der Liebe ge- tragen. Doch es war Krieg und er zerstörte dieses Glück. Franz Rupert kam schwer verwundet aus russischer Gefangenschaft nach Hause. Die Gattin pflegte ihn bis zur Stunde der Erlösung für den Todkranken. Sie trug in dieser schweren Zeit allein die Last der Verantwortung für die Familie und schenkte die Liebe ungeteilt den Schülern, den Kindern und dem Gatten. Und sie trug diese Last ohne Verbitterung und ohne äußerlich sichtbare Zeichen. Sie trug den Schmerz über den frühen Tod des Mannes und es schien, als verwandle sich der Schmerz in neue Kraft und Liebe für ihre Kinder und ihren Beruf. Nach einjähriger Dienstzeit in Westen- dorf im ersten Nachkriegsjahr kam Frau Rupert 1946 als Lehrerin in ihren Wohn- ort Kitzbühel. 1960 übernahm sie die Di- rektion der Mädchenvolksschule als Nachfolgerin von Josefine Zahlfleisch. Damals begannen die Veränderungen im Schulwesen unseres Landes. Und auch hier wirkte Frau Rupert in ihrer ruhigen und feinen Art ausgleichend und stabili- sierend. Vor allem organisatorischen Neuerungen und vor allem administrati- ven Notwendigkeit, die sie gleichermaßen lautlos und mustergültig bewältigte, galt ihr Einsatz der Ausbildung und Erziehung der Jugend. Unbeirrbar zeigte sie ihr in ei- ner immer turbulenter werdenden Zeit die wahren Werte einer humanen Mensch- lichkeit. Und sie zeigte sie nicht nur, sie lebte sie vor. Noch nach dem Übertritt in den Ruhe- stand im Jahre 1967 half sie, wenn Kinder wegen des zu dieser Zeit herrschenden Lehrermangels einen Lehrer brauchten. Die Dienstbehörde hat ihren Einsatz und ihre Berufshingabe anerkannt und gewürdigt, soweit eine Behörde das über- haupt würdigen kann. Bezirksschulrat und Landesregierung haben ihr mehrfach den Dank und die Anerkennung ausge- sprochen. 1967 wurde ihr als erster Lehre- rin im Bezirk Kitzbühel der Berufstitel Oberschulrat durch den Bundespräsiden- ten verliehen. Aber auch solcherlei Eh- rungen haben sie in ihrer Bescheidenheit nicht erschüttert. Sie hat sich still darüber gefreut und diese Freude in vertiefte Hin- gabe für die Jugend umgesetzt. Oberschulrat Maria Rupert war eine Frau, die uns allen Leitbild sein kann: Ih- ren Söhnen in ihrer bedingungslosen Lie- be, ihren Berufskollegen in ihrer stillen, ehrlichen Pflichterfüllung und in der Art ihres Berufsverständnisses, den Schülern in ihrer Güte und grenzenlosen Obsorge, uns allen in der Art, wie sie die schönen und schweren Stunden ihres Lebens ge- meistert hat. Als Leitbild wollen wir sie in Erinnerung behalten und ihr danken da- für, daß sie Werte geehrt und gelebt hat in einer an wahren Werten immer ärmer werdenden Zeit. Nach der: Grabrede von BSI Dr. Walter Bodner sang ein Lehrerchor unter Her- bert Mitterwallner das Grablied. Der Chor hatte schon den Sterbegottesdienst mitgestaltet. In besonders eindrucksvoller Weise hatten Schüler der Volksschule II und Dir. Elisabeth Erharter dabei die Für- bitten gesprochen. Als im Jahre 1972 die Kollegen an der Volksschule II (damals noch Mädchen- volksschule) mit Frau OSR Rupert den »Siebziger« feierten, antwortete sie mit ei- nem kurzen Dankbrief, in dem sie schrieb: »Ich war immer mit Freude Lehrerin, in jungen Jahren froh wie die Kinder, in schweren Zeiten half die Arbeit in der Schule hinweg über Sorgen. Ich wünsche Ihnen allen, daß Sie immer gesund und froh in der Schule sein können und daß Sie später einmal sagen können: Es war schön, Lehrer zu sein, und es hat sich gelohnt. Das ist mein Wunsch für Sie. Ich danke Ihnen allen und grüße Sie. Ihre Kollegin Maria Rupert« In eindrucksvoller Weise, die symbol- haften Charakter hat, erklang zum Schluß des Sterbegottesdienstes die »gro- ße« Glocke von Kitzbühel für eine Lehre- rin und Mutter, die den Ruf dieser Glocke zutiefst in sich aufgenommen und ihr Le- ben zu einem begeisterten Lob Gottes ge- macht hat. So bleibt sie inmitten der Pfar- re bis zum Tag des Wiedersehens. 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