Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag. II. Oktober 198() Kitzbüheler Anzeiger Seite 15 Zum 50. Todestag von Stadtpfarrer Karl Egger Gestorben am 8. Mai 1930 im 80. Lebensjahr, im 57. Jahr seines Priestertums »Unser geliebter Stadtpfarrer, Geistl.-Rat Karl Egger, der allen Kitzbü- helern ohne Unterschied des Alters und des Standes lieb und vertraut war wie ein Vater, der durch 30 Jahre hindurch mit ihnen Freud und Leid geteilt, der als treu- er Seelsorger oft tief eingegriffen in ihr Leben und Sterben, - ist uns durch den Tod entrissen. Mit Stadtpfarrer Egger ist einer der äl- testen Priester der Erzdiözese Salzburgs dahingegangen, bis ins höchste Greisen- alter auf seinem Posten gestanden, wenn ihn auch die Beschwerden des Alters in den letzten Jahren in seinem Seelsorgeei- fer vielfach behinderten. Stadtpfarrer Egger war geboren am 19. April 1851 zu Schwaz und wurde am 23. April 1874 in Salzburg zum Priester ge- weiht. Er wirkte äußerst eifrig und ver- dienstvoll als Kooperator in Stumm, Mit- tersill, kam 1883 als Stadtkooperator nach Kitzbühel. Bereits 1885 berief ihn das Vertrauen seiner vorgesetzten Behör- de als Pfarrer an den weltbekannten Kur- ort Badgastein, wo er alsbald eine so ge- segnete und allseitige Wirksamkeit entfal- tete, daß seine Gasteiner Pfarrkinder noch heute, nach 30 Jahren (1930), mit größter Hochachtung und Dankbarkeit von ihm sprechen. Als 1900 die Stadtpfar- re Kitzbühel frei geworden, vertauschte Pfarrer Egger auf den besonderen Wunsch der gesamten Kitzbüheler Bevöl- kerung, die sein Wirken als Kooperator noch nicht vergessen, Badgastein mit der Stadtpfarre Kitzbühel. Diesen Posten ver- sah er mit vorbildlicher Berufstreue durch drei Jahrzehnte bis zu seinem Tode. Inni- ge, in tiefem Glauben begründete Fröm- migkeit, unermüdlicher Seelsorgseifer, genaueste Pünktlichkeit in seinem ganzen Tagewerk, edle Vornehmheit in Wort und Benehmen, größte Aufmerksamkeit ge- gen seine Mitmenschen, wärmstes Interes- se für alle Vorkommnisse, glänzende Red- nergabe und köstlichen Humor, - das sind die hervortretendsten Eigenschaften in seinem Charakterbild. Sein verdienstvolles Wirken fand auch Anerkennung. Der Erzbischof ernannte ihn zum f. e. geistl.-Rat und anläßlich sei- nes goldenen Priesterjubiläums wurde er mit dem päpstlichen Verdienstkreuz pro ecclesia et Pontifice ausgezeichnet. Die Staatsregierung zollte ihm Lob durch die Verleihung des Franz-Josefs-Orden, die Stadtgemeinde ernannte ihn zum Ehren- bürger. Da er sich bis in sein hohes Alter immer gesund und kräftig fühlte, konnte er sich zum Abschied von seinem gewohn- ten Arbeitsfeld nicht• entschließen. Als sich in den letzten Jahren Vorboten ernst- licher Leiden einstellten, glaubte er immer noch, sie überwinden zu können. Doch Gottes Vorsehung hatte es anders be- schlossen. Eine schmerzliche lange Krankheit mußte er durchkosten, die an seinem Lebensmark zehrte. Je weiter die Krankheit fortschritt, desto ruhiger, ge- faßter und gottergebener wurde der greise Dulder. Mit seinem Leiden hat er stets ein stillsinniges Beten verbunden. Mit dem letzten Aufgebot seiner entschwindenden Kräfte raffte er sich immer wieder auf, um sich in die Kirche zu schleppen und dort das heilige Meßopfer darzubringen. Es war ihm ein schweres Opfer, erkennen zu müssen, daß ihm auch dieser Trost ver- sagt sei. Mit umso größerer Hingabe be- trachtete er sein Krankenzimmer als seine Opferstätte. Er war sich bewußt, daß auch von ei- nem geduldig ertragenen Leiden viel Se- gen auf seine geliebte Pfarrgemeinde aus- strömt. Den Rosenkranz ließ er fast nie mehr aus den Händen. Diese Leidensgrö- ße verließ ihn nicht mehr, bis es zum Ster- ben kam. Bitter schwer wurde ihm diese letzte Nacht. Eine Olbergnacht. Größten Seelentrost fand er darin, noch einmal den Heiland in Brotsgestalt zu empfan- gen. Mit ihm war auch Ruhe in sein leid- gequältes Herz eingekehrt. Ganz friedlich schlummerte er gegen 8 Uhr morgens hin- über. Am Donnerstag, den 8. Mai 1930, war's. Da erhob die große Glocke im Turm der Frauenkirche ihre eherne Stim- me. Wie ganz anders als am weißen Sonn- tag! Das war nicht mehr der Freude Feier- lichkeit, das war tiefgreifende Totenkla- ge! Ihre wuchtige Stimme trug bis zum höchstgelegenen Berghof hinauf die Kun- de: Euer Seelenhirt ist verschieden! Schwarze Fahnen wehten von den Kirchtürmen. Auch das Rathaus, das Schulgebäude und der verwaiste Pfarrhof hißten ihre Trauerzeichen. Man brachte die entseelte Hülle in die gotischdämmrige Katharinenkirche. Da lag er nun, der treue Verblichene, wie in einem Blumengarten. Die großen Wachskerzen, sich verzehrend in feier- lich, ernstem Leuchten, warfen ihren Schein auf das friedliche Priesterantlitz. Wie ergreifend schön war der Heimgegan- gene, angetan mit den priesterlichen Ge- wändern, zu seinen Füßen ein Meßbuch, darauf ein Kelch, von der Stola umwun- den. Zu beiden Seiten die Ehrenzeichen, die Papst und Kaiser für sein treues Wir- ken gespendet. Seine Pfarrkinder kamen; sie standen tiefbewegt und beteten. Wie manches Auge wurde feucht in dankbar- liebender Erinnerung! Beim Seelenrosen- kranz in abendlicher Stunde vermochte das Kirchlein die Schar der herbeige- strömten Beter kaum zu fassen. Am Samstagabend sagten wir ihm noch ein letztes, inniges Ruhe sanft. Dann wur- de der Sarg geschlossen. Noch drei Tage durfte er in unserer Mitte weilen. Am Dienstag mußten wir ihn zur letzten Ruhe bestatten. Schweigend zogen um 8 Uhr die Kinder mit ihren Trauerfahnen, be- gleitet von sämtlichen Lehrpersonen, zum Trauer-Schulgottesdienst in die Kirche, während der Sarg des treuen Seelsorgers in den Pfarrhof zur Einsegnung überführt Pfarrer Xar Egger (1851-1930) Foto. Aaron Rorhbacher, Ki!zj• wurde. Um Uhr erhoben alle Glccken ihre Trauerstimmen. Der große Leichen- zug setzte sich langsam in Bewegung. An der Spitze de schwarze Krchenfahne und das alrehrwi rdige, schwarzüberdachte Prozess:onskreuz. Hinter den langen Rei- hen der Schulkinder die Fahne der unbe- fleckten, gefclgt vcn weißen Mädchen mit Kränzen im Haar: sie trugen auf seidenen Kissen die gDldleuchter.de Krone de-- Jungfräulichkeit er Jungfräulichkeit und die Orden des Ver- blichenen. Der Jungfrauen- und Marieir- verein gaben dem Seelsorger mit brennet- den Kerzen das letzte Geleite. Ebenso die langen Männerreihen der Mitglieder des Geschenkteryereins. Dahinter schritt die Bürgerrnusik mit ihrer Kaiserjäger-Un:- form. Ihre trauerumflorten Fahnen an der Spi:ze marschierten auf: der Schlit- zenvere:n, d:e maler:sch interessanten Ge- stalten des Trach:envercins, die Feuer- wehr und die Rettungsabteilung. Dann folgten mit Fahren der Gesellenvereiiz, der kathol:che Arbei:erverein und der Mestererein. Den Vertreterinnen des Jungmdchen-Verbandes schlossen sh die zahlrei:hen Mitglieder der ka:hoL- schen Frauencrganisatiori an. Unter den Barmherzigen 'Schwestern bemerkten wohl viele dankbaren Herzens Schwester Agnes, die unermüdliche, gute Pflegerin des lieben Verstorbenen. Schulkr.al:•en trugen die zahlreichen Kränze und Blu- men, von aufrichtiger Verehrung und Dankbarkeit gespendet. Uber 50 Ver:reer der Geistlichkeit aus nah und fern waren erschienen. Herr Dechant Msgr. Dr. Rei- ter vor- St. Johann führte den Kondukt. Der H:ichw. -Herr Weihbischof Dr. Jo- hannes Filzer war leider durch die Fir- mungsre.se am Erscheinen verhinder:. Als Vertreter des f.e. Domkapitels Salzburg war der Generaldekan vri Tirol, Dom- sch Dias ii kus bersteiner, außerde ni wa- ren aus Salzburg herbeigeeilt seine treuen Freunde, Pralat Dr. Abfalter und der Stadtpfarrer von St. Andrä, Ehrendo rn— 1
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