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Unser Präsident sagte einmal: »Das schönste Gefühl beim Fliegen für mich ist, einen Doppelsitzer zu steuern, während meine Frau hinter mir Butterbrote streicht. « Abschluß der Renovierungsarbeiten der Kirche St. Nikolaus zu Spital auf der Weitau Seite 30 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 18. Oktober 1980 Zunächst eine Frage an Sie, verehrter Leser, mögen Sie Reinhard Mey? - Ja - gut, dann sind wir einer Meinung. Die Überschrift stammt nämlich von ihm. Reinhard Mey gab vor kurzem in Inns- bruck ein Konzert. Mein Freund Gerhard war dort. Seine Begeisterung war so groß, daß er noch am nächsten Tag während der gesamten Jausenzeit mit glühenden Augen erzählte, schwärmte und erzählte. Was das mit der Fliegerei zu tun hat? - Feierlicher Festgottesdienst am Sonntag, den 26. Oktober 1980 Nach der Außenrenovierung der Kirche St. Nikolaus zu Spital auf der Weitau im Jahre 1978 konnte die im Juni 1979 be- gonnene Innenrenovierung unter der um- sichtigen Leitung des Kirchenrektors Pro- fessor Johann Strasser vor kurzem abge- schlossen werden. Aus diesem Anlaß wird am Sonntag, den 26. Oktober 1980, um 9 Uhr ein feierlicher Festgottesdienst, zele- briert von Domkapitular Prälat Dr. Seba- stian Ritter, abgehalten, bei dem die Mis- sa brevis in B, genannt die Orgelsolo- Messe (J. Haydn) durch den Pfarrkir- chenchor St. Johann in Tirol (Leitung H. Seibl) zur Aufführung gelangt. Die Bevölkerung von St. Johann und Umgebung, darunter ganz besonders je- ne, die durch ihre Spenden zur gelunge- nen Renovierung dieser beliebten Tauf- und Hochzeitskirche beigetragen haben, sind herzlich zum feierlichen Festgottes- dienst eingeladen. Sehr viel, denn Reinhard Mey ist seit eini- gen Jahren Privatpilot und versteht es als feinfühliger Künstler, die Gefühle, die man »Über den Wolken« hat, großartig wiederzugeben. Und damit sind wir schon beim Thema: Ich möchte Sie gerne einmal im Geiste auf einen Flug mitnehmen und etwas über die Gedanken und Gefühle reden, die man dort oben hat. »Wie ist das, wenn man in einem Segel- St. -Nikolaus-Kirche 4 flugzeug sitzt und so dahinfliegt?« Diese Frage wurde mir schon oft gestellt - aber meist endet das Gespräch vorzeitig mit dem Satz »Nein, in so eine Kiste würde ich nie einsteigen, da könnt man ja ab- stürzen!« Schade, denn gerade wenn man beginnen möchte, von den Schönheiten zu erzählen, wird alles durch Angst zuge- schüttet. Aber im Geiste ist das ganz anders, da gibt es keine diesbezügliche Angst und das Erlebnis wird durch nichts getrübt. Also kommen Sie. Die vielen Vorbereitungen am Boden vor einem Flug sind durch intensive Ka- meradschaftshilfe geprägt. Keiner kann mit einem Segelflugzeug starten, ohne laß ihm geholfen wird - und das ist gut 30. Zunächst wird der schwere Fallschirm umgeschnallt. Linker Schultergurt, rech- ter Schultergurt, dann die beiden Beingur- te, zuletzt der Brustgurt. Wo ist der Griff der Reißleine für den Notfall - links! Dann vorsichtig in das Cockpit einstei- gen. Die Wände der älteren Modelle sind ja nur mit Leinen überzogen und leicht verletzbar. Der schmale Holzsitz ist nicht besonders bequem. Die Beine ganz aus- strecken, bis sie die Pedale des Seitenru- ders erreichen. Nun wird angeschnallt. Zuerst die Beckengurte, dann die beiden Schultergurte. In der Nabeigegend wer- cen alle Gurte zusammengeführt und curch einen Splint gesichert. Insgesamt neun Gurte bringen es mit sich, daß man mit dem Flugzeug äußerst eng verbunden ist. Wehe dem, der jetzt nicht gut sitzt. Er wird während des ge- samten Fluges diese Sitzposition einhalten müssen. Ein Blick über die vielen Instrumente, Höhenmesser korrigieren - er verändert sich mit dem Luftdruck. Dann kommt der Flugzeugcheck: alle Ruder gängig, Brems- klappen verriegelt. . . Außerhalb tut sich in der Zwischenzeit allerhand, das Shleppseil wird geholt, das Motorschlepp- flugzeug rollt heran, dreht ab, das linke Fenster klappt auf und der Pilot Heinz Braun läßt die linke Hand lässig heraus- fallen. In diese müssen drei grüne Scheine eingeschoben werden. Hand wird einge- holt, Scheine kontrolliert. Heinz wendet sich dem Helfer zu und lüftet etwas den Kopfhörer. Der langsam laufende Motor macht doch viel Lärm, daß eine Verstän- digung nur durch Schreien möglich ist. >Wallerberg 1000 m Schlepphöhung« wiederholt der Helfer. Heinz schaut etwas mitleidig. »Am Wallerberg geht's doch jetzt gar nicht!« denkt er. - Ich muß ein- mal einen eigenen Bericht über unseren Heinz schreiben. Welcher Fliegerklub hat schon das Glück einen Schleppiloten zu haben, der mehr als 7000 Stunden im Cockpit zugebracht hat. Diese Erfahrung ist unbezahlbar. Das Schleppseil wird zwischen beiden Flugzeugen verbunden. »Aus«, »aus«! Zug am gelben Knopf »ein«, »ein«. Alle Kommandos werden wiederholt. Gelber Knopf aus. Das Seil ist eingerastet. Die Fliegerklub St. Johann in Tirol: Über den Wolken muß die Freiheit wohl grenzenlos sein
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