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Das Fischerhäusl in Kössen, in der Firstpfette die Jahreszahl 1279 - Firstfassade. Seite 3$ Kitzhiilieler Anzeiger Samstag, 22. November 18() Das »Fischerhäusl« in Kössen als Denkmal spätmittelalterlicher Hausbauweise in Tirol Erhebliche Grabarbeiten und Gelände- korrekturen waren an der Tagesordnung. Gemessen am bevorstehenden Brücken- bau allerdings nur »Kleinigkeiten«. Zentnerschwere Stahlbauteile, in Kös- sen meisterhaft gefertigt, mußten auf km- langem Weg händisch zur Baustelle ge- schafft und dort in mühsamer Millimeter- arbeit zusammengebaut werden. Dennoch hat sich gezeigt, daß diese Lö- sung am Zielführendsten war, bedenkt man, daß ursprünglich im Zusammen- hang mit der Überquerung der Ache von einem Fährboot, aufwendigen Holzkon- struktionen oder gar einem Lift die Rede war. Die Seilbrücke, welche eine Länge von 31,5 m aufweist, wurde kürzlich unter be- währter Aufsicht des Planerstellers Ing. Miller, vom Amt der Tiroler Landesregie- rung, Abt. III dl, seinen Monteuren und Arbeitern des Fremdenverkehrsverbandes Kössen fertiggestellt. Anlaß genug für den Fremdenverkehrs- verband Kössen, die am Projekt maßgeb- lich Beteiligten zu einem kleinen Richtfest einzuladen. Mit Dank für die lobenswerte Arbeit am Projekt »Maria Klobenstein«, erin- nerte Obmann Ing. Hanser an die Entste- hungsgeschichte dieser Arbeiten. Mit besondrs herzlichen Worten un- terstrichen auch die beiden Projektanten, nämlich Ing. Miller vom Amt der Tiroler Landesregierung und Dr. Sturtzel vom Landschaftsdienst, die hervorragende Zu- sammenarbeit aller Beteiligten und den zügigen Baufortschritt. Das gemütliche Beisammensein wurde besonders durch die Anwesenheit von Bürgermeister Fritz Asti aufgewertet und bereits jetzt kam gelegentlich der geführ- ten Gespräche zum Ausdruck, daß diese neue Fußgängerverbindung größtes Inter- esse in der Öffentlichkeit hervorgerufen hat und man mit Freude der Eröffnung der kompletten Anlage am 1. Mai kom- menden Jahres entgegensieht. Die Gesamtkosten für die Anlage stellen sich auf 5 400.000 bis 5 450.000. Wanderbares Osterreich, in Kössen wird man dem Slogan einmal mehr ge- recht. * * * **** *** * *** *** * * ******* * Dorfbildungswoche in Kössen Vom Sonntag, 30. November, bis Don- nerstag, 4. Dezember 1980, findet in der Grenziandhalle eine Dorfbildungswoche statt. Das Programm bringen wir in unse- rer nächsten Ausgabe. Vom Widderschießen in Kössen Das Widderschießen in Kössen, durch- geführt vom 24. Oktober bis 9. November 1980, endete mit einem Rekordergebnis von 452 Schützen. Die Preisverteilung fin- det am Samstag, 29. November 1980, im Gasthof Hüttwirt statt. Die Ergebnisse bringen wir in unserer nächsten Ausgabe. Im Grundbuch der Gemeinde Kössen, Einlagezahl 201/11, wird das Haus »Vor- deres Bichlhäusl« genannt und trägt die Hausnummern 295a und 295b. 295a für das Erdgeschoß und 295b für das Oberge- schoß. Haus-Nr. 295a steht im Eigentum der Barbara Keiler, geb. Heim (jetzt wohnhaft in Niederndorf) und Haus Nr. 295b im Eigentum der Josefine Kalk- schmied (jetzt wohnhaft in Innsbruck). Über diesen Bau finden wir in der Schlernschrift »Beiträge zur Heimatkun- de des nordöstlichen Tirol - Festschrift zum 70. Geburtstag Matthias Mayer's« 1954 - Universitätsverlag Wagner, Inns- bruck, einen wertvollen Beitrag von Univ.-Prof. Dr. Karl lig, Institut für Volkskunde der Universität Innsbruck, dem wir nachstehend folgen. In der zweibändigen Abhandlung über den bekannten tirolischen Wallfahrtsort im Unterlande »Maria-Stein« beschrieb DDr. Matthias Mayer im Jahre 1933 ei- nen »uralten Bau«. Pfarrer Mayer (Going) konnte diesen Bau gerade noch vor seinem gänzlichen Umbau im Jahre 1932 aufnehmen. Das Haus in Maria- Stein, »zum Bäcken« genannt, trug im Firstbalken die Jahreszahl 1150. Nun Dr. Ilg: »Wir sind nun in der Lage, auf einen ähnlichen alten Bau im Forschungsbe- reich unseres Jubilars aufmerksam zu ma- chen, der eine bevorzugte Behandlung verdienen würde. Er steht in Kössen und weist nahezu dieselben Maße wie jener von »Maria-Stein« auf. Nur daß es sich um einen zur Gänze aus Holz erstellten Bau handelt. Auch er trägt am Firstbal- ken eine genauso »rätselhafte« Jahreszahl in arabischen Ziffern, die hier als 1279 zu lesen ist. Es scheint uns jedoch nicht aus- geschlossen, daß hier die Zahl sogar dem tatsächlichen Alter des Firstbalkens ent- spricht, in welchem Falle allerdings eine besonders frühe Niederschrift arabischer Zeichen in unserem Raume zu sehen ist. Das neben der Jahreszahl eingekerbte Kreuz als Segenszeichen wurde zu jener Zeit allgemein hochgeachtet. Auf dem konstruktiven Gebälk läßt sich keine Spur einer nachträglichen Ver- änderung erkennen. Nur die innere Decke des Oberstockes wurde - offenbar nach- träglich - hochgehoben, und zu diesem Zwecke sogar hängend konstruiert. Die Deckenbalken sind mittels eiserner Schrauben an den Seitenpfetten hängend festgemacht. Das Haus in Kössen trägt den Hausnahmen »Fischerhäusl«. Es weist die Hausnummer 295 auf und er- hebt sich unweit der Pfarrkirche, deren Grundmauern 1518 errichtet wurden, auf einer kleinen Anhöhe. Diese stellt die Hochterrasse des ursprünglichen Sees dar, der den heutigen Dorfplatz von Kös- sen und den Talboden erfüllte, woran auch z. B. die Bezeichnung »Moosgraben- haus« im Dorfe erinnert. Man hatte jenes erste Haus im Dorfe auf »Moos«, also auf dem unmittelbar entwässerten Seebo- den errichtet. Das »Fischerhäusl« mag so- dann sogar aus der Tätigkeit eines Bewoh- ners am See seinen Hausnamen erhalten haben. So erklärt es zumindest der Volks- mund. Wir sehen einen Bau vor uns, der siebeneinhalb Meter in der Breite und acht Meter in der Länge umschließt. Die Firsthöfe von rund sechs Metern über dem Boden entspricht ungefähr, wie nachzu- tragen ist, dem »Bäcken« in »Maria- Stein«. Desgleichen handelt es sich um ein schindelgedecktes Flachdach-Haus, des- sen Wirtschaftsgebäude an die rückwärti- ge Giebelfront angebaut war. Allerdings
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