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Seite 16 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 29. November 1980 Wer sich über Teilaspekte der Österrei- chischen und deutschen Kulturszene in- formieren will, kann bei sogenannten »Kleinen Galerien« oft mit Erfolg Um- schau halten. Die offiziellen Stellen - Land und Bund - kaufen meist beim Künstler selbst und entledigen sich damit einer öffentlichen Verpflichtung. Bei »Kleinen Galerien« finden sich mitunter noch Mäzenatentum, persönliche Initiati- ve und eine gewisse Bereitschaft zum Risi- ko. Das kann für die Galerie Maier in Kitzbühel gewiß gelten. Sie vertritt etwa auf den internationalen Kunstmessen von Basel und Wien ihre »eigenen« Galerie- künstler (Hans Staudacher, Ernst Fried- rich, Ernste Caramelle, C. A. Wasser- burger, Wassili Sitnikow, Hans Bischofs- hausen, Hannes Schwarz u.a.) und be- treut diese außerdem privat. Es geht dem ehrgeizigen Galeristen dabei nicht um die Fixierung eines Wunschbildes »Moderne Kunst«, sondern um eine Vielzahl von grenzüberschreitenden Kunstwirklichkei- ten. Zur Eröffnung der neuen Galerieräume in der Hammerschmiedgasse 5 am 16. Mai 1980 präsentierte Ferdinand Maier den Ravensburger Objektkünstler Her- mann Waibel, einen markanten Vertreter kinevisueller Kunst in Deutschland. Her- mann Waibel (Jahrgang 1929) begann sei- ne Ausbildung als Restaurator und Kir- chenmaler an der staatlichen Akademie in Freiburg, wandte sich aber nach 1960 der von Duchamo, Gabo und Pevsner inau- gurierten »Dynamisch-Konstruktivisti- schen Bewegung« zu. Waibels »Lichtin- strumente« sind durch Lichtprojektion erzeugte »konkrete Strukturen«, die bei scheinbar linearem Gefüge und statischer Konstruktion räumliche Dimensionen an- nehmen und Bewegungsabläufe freige- ben. Als »Helligkeitsfilter« wirken bei diesen Experimenten transparente Kunst- stoffplatten, die vielerlei Übergänge sicht- bar machen, bald als graphische Kontu- ren, bald als serielle Abfolge nuancierter Grauwerte. »In diesem visuellen Wechsel- spiel ist der Betrachter aktiv als Form- Erfinder einbezogen und wird stimuliert, seine Spielmöglichkeit am Lichtinstru- ment durch eigenen Standortwechsel und durch Positionswechsel der Lichtquelle vielfältig auszukosten.« (D. Gerhardus) Die zweite Ausstellung in den neuen Räu- men (vom 11. Juli bis 23. August) galt ei- nem jungen, erfolgreichen und begabten Tiroler Künstler, Ernst Friedrich, der vom Handwerk herkommt, und sich sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Professor Max Weiler und Prof. Ferdinand Welz nach jahrelan- ger Berufstätigkeit als Tischler erkämpf- te. Angeregt durch Weilers lyrische Ab- straktionen (»Strichwesen«) zeichnet Ernst Friedrich mit dem Buntstift, Strich für Strich, »Strukturfelder«, ein dichtma- schiges Netz von Texturen, die das Weben der Natur, das Wachsen, sich Entfalten und Auflösen der Naturformen darstel- len. Ernst Friedrich hat sich im Laufe der letzten Jahre eine Mischtechnik erarbei- tet, an der er bis heute festhält. Die Male- rei ist für ihn »das einzige Medium, in dem er seine Sensibilität in Form, Farbe und Fläche ausdrückt.« Friedrichs zartge- flochtene Liniengewebe, die er mitunter zu dreiteiligen Bildflächen (Trytischen) zusammenschließt, erscheinen dem Auge als kostbare Stoffmuster von graublauen oder graugrünem Samt. Sie verwandeln sich bei schräg einfallendem Licht in Me- ditationsbilder, in deren Mittelpunkt alle Wege zusammenlaufen. Als Kontrastprogramm zeigte die Gale- rie Maier (vom 12. September bis 22. Ok- tober) Federzeichnungen und Druckgra- phiken (Radierungen) von Paul Flora. Wer die Arabesken und Fiorituren einer typischen »Flora-Komposition« nur vom »Lineament« her betrachtet, fühlt sich unwillkürlich an die perlenden Etüden und Passagen einer Höheren Schule der Geläufigkeit erinnert, doch wer genauer hinsieht, entdeckt hinter der dekorativen Fassade die Tiefenschichten der Persön- lichkeit. Man kennt und schätzt den »Ro- mantiker« Paul Flora als brillanten Zeit- kritiker, auch »als Erfinder von nostalgi- schen Erinnerungsblättern« - und »Amateuraufnahmen«, aus dem Stamm- buch der k.k. Monarchie, aber man liebt vor allem den begnadeten Humoristen, dessen Heiterkeit die Traumgeister und Nachtgespenster, die in der Phantasie des Menschen ihr Unwesen treiben, mit einem Lächeln verscheucht und überstrahlt. Dr. Maria Hromatka Postgalerie Fieberbrunn Auf ein kleines Ausstellungsunterneh- men, das nun schon seit drei Jahren in Be- trieb ist, soll hier kurz einmal aufmerk- sam gemacht werden: es ist die im Schal- terraum des Post- und Telegraphenamtes Fieberbrunn installierte Postgalerie, um deren laufendes Programm mit Hauptge- wicht auf Tiroler Künstlern sich Postdi- rektor Leopold Mellitzer kümmert. Dieser Versuch der Kunstvermittlung auf dem Lande kann natürlich nicht unter Avantgarde-Vorzeichen erfolgen und hält sich verständlicherweise an leichter über- blickbarer. Werke oder an Arbeiten von lokal bekannteren Künstlern. Aus dem diesjährigen Ausstellungsangebot sind Arbeiten der Innsbruckerin Gretl Frey im surrealen Grene, von Hanns Burger, St. Johann, dessen präzis verkürzende Archi- tektur- und Stadtbildzeichnungen u.a. auch schon mehrfach in Innsbruck zu se- hen waren, oder vom jungen Osttiroler Lois Salcher - er zeichnet dünne, zar Reststücke von Landschaft - zu erwäh- nen. Manfred Loimer, ehemaliger Leiter der Aspahltgalerie in Innsbruck, war mit seinen verspielt-absurden Blättern vertre- ten, der Kitzbüheler Arzt und Expeditions- teilnehmer Dr. Geoffrey Jacobucci zeigte exzellent ausgearbeitete Fotos zu Archi- tektur und Landschaft von Kitzbühel und aus Nepal, die auch Thema einer Ausstel- lung im Kitzbüheler Spielcasino waren. Seine Tätigkeit als Galerist verbindet er Fieberbrunner Postamtsleiter mit einem anderen Hobby; er sammelt Autogra- phen, und zwar insbesondere zeitgenössi- scher Künstler - oder sonstwie bedeuten- de Persönlichkeitsautographen aus Tirol. Dr. Magdalena Hörmann Jugendraum Kitzbühel Am Sonntag, 16. November 1980 war es soweit! Der Seniorennachmittag hat nach sorgfältiger Vorbereitung begonnen. Zu unserer Freude hatten sich ca. 50 Leu- te im Jugendraum eingefunden. Leider war es uns nicht möglich andere Raum- möglichkeiten für diese Veranstaltung zu bekommen, und so mußten einige Senio- ren im Hausgang untergebracht werden. Bei Kaffee und Kuchen, der von unse- ren Eltern zur Verfügung gestellt wurde, gab es ein gemütliches Beisammensein. Für die musikalische Unterhaltung sorg- ten Peter Kohl und Rudi Söllner. Florian Beranek versuchte mit einigen Witzen die Veranstaltung aufzulockern. In einer kur- zen Rede dankte Obmann Walter Opperer den Senioren für ihr Kommen, und lud bereits zum nächsten Seniorennachmittag im Februar 81 ein. Das Ziel der Veranstaltung wurde voll und ganz erreicht. Der Kontakt zwischen den älteren Mitbürgern und der Jugend wurde gefördert. Sowohl die Senioren als auch die Jugendlichen haben einen netten und gemeinschaftsfördernden Nachmit- tag verbracht. Bei dieser Gelegenheit möchten wir Herrn Dir. Dr. Hans Philipp recht herz- lich danken, der uns das Geschirr der HAK-HAS-Schulküche zur Verfügung gestellt hat. Weiters bedanken wir uns bei Frau Beranek, Frau Opperer und Frau Wegener, die sich bereiterklärt hatten, die Senioren mit den Privatautos nach Hause zu bringen. Nochmals recht herzlichen Dank allen Beteiligten am Seniorennachmittag fürs Kommen und fürs Mithelfen. Auf ein Wiedersehen beim nächsten Treffen freu- en sich die Mitglieder des Jugendraums Kitzbühel. ww w ru w Plazierungswünsche bei Inseraten werden nach Möglichkeit berücksichtigt. Wir übernehmen hiefür aber keine Gewähr! Kulturberichte aus Tirol - Oktober 1980 Kulturabteilung beim Amt der Tiroler Landesregierung Ausstellungen Galerie Maier, Kitzbühel L W-$rruJun$nJuwj-uw.,,j
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