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Fieberbrunn um 1900. Samstag, 6. Dezember 1980 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 beginnen die Herrlichkeiten Fieber- brinns. Die Station liegt bereits 780 m hoch, die Ortschaft aber ist langgestreckt a.if herrlichem Thalboden; die schmucken, oft auch recht verwitterten Häusern verstreut: die echte Bergidylle' vom Coupefenster aus. Die Wirtshäuser des 121&"gegründeten Ortes sind vielbe- sucht und werden gerühmt. Fieberbrunn ist ein Touristenstandort ersten Ranges. W:ldalpsee und Loder (2115 m) - über W-esen am Lärchfilzkogel ansteigend - lohnen den nicht zu langen Marsch durch eine Prachtaussicht nach Süden. Der Buchberg ist leicht zu nehmen und lohnt ..rnmerhin, dagegen gestattet der nicht schwierige Spielberg eine hervorragend schöne Südansicht, die der Hornfernsicht namentlich östlich die wildzerrissenen wuchtigen Wander der dolomitartigen Loferer Steinberge . . .« Im Jahre 1895 erschien auch ein »Kurz- gefaßter Führer durch da5 Pillerseethal in Tirol« von Josef Steiner-Kebritsch, her- ausgegeben vom Verschönerungsverein Fieberbrunn. Im Vorwort heißt es: Bis zur Eröffnung der Giselabahn im Jahre 1875 hatte man in der weiten Welt noch keine Ahflung von den Schönheiten dieses, bisher so einsamen Thales. Seither findet sich in Fieberbrunn eine zwar noch kleine, aber auserlesene Schar von Som- merfrischlern nd Badegästen zusammen, die im Herbste diesen tannendurchdufte- ten Gebirgsort mit seinen Eisen- und Schwefelbädern nur ungern verläßt. Die Zahl derselben steigt mit jedem Jahre...« In diesem Führer wird auch das mitten im Dorf befindliche Eisenmineral- bad mit 6 Cabinen vorgestellt, daß dem Arzte Gottlieb Erhard gehörig war. Landesgerichts-Chemiker Dr. Rudolf Spängler in Salzburg hat das heilkräftige Quellwasser analysiert und für sehr gut befunden. Auch das Schwefelwasser von August Millinger hatte 6 Cabinen. Die Badetradition war in Fieberbrunn sehr alt, sie lebt im »Badezentrum« und im Lauchsee, der seh einigen Jahren ein gut ausgebauter Naturbadesee ist, fort. Bei Steiner-Kebritsch kann man lesen, daß das eigentliche Dorf (1895) etwa 25 Minuten vom Bahnhofe entfernt ist und auf den Besucher infolge seiner »überaus netten, im Schweizerstyle gebauten Häu- ser« einen freundlichen Eindruck ausübt. Der schattige Erlenhain mit seinen lau- schigen Ruheplätzchen bildete einen Hauptanziehungspunkt von Fieberbrunn vor 85 Jahren. Um die Jahrhundertwende wurde in München und Dresden geworben und in München konnte sogar eine eigene Aus- kunftsstelle eingerichtet werden. 1901 sollte der Verschönerungsverein zusätz- lich als der Fremdenverkehrsverein fun- gieren. Zur Änderung hätte man sich ent- schließen müssen, weil zuletzt die Wer- bung die Hauptposten der Rechnungen ausgewiesen hatte. Der »Verkehrsverein« kam tatsächlich erst 1929 zustande, wurde aber durch eine amtsverfügte Änderung drei Jahre danach auf seine ursprüngliche Aufgabe der Ortsverschönerung zurück- geschnitten, weil der »öffentliche Ver- kehrsverein« die Fremdenverkehrsaufga- ben übernahm. Zu den Kuriositäten von Fieberbrunns Geschichte gehört der Plan einer Straßen- bahn. 1986 wurde unter anderen großen Vorhaben eine Trambahn vom Bahnhof Fieberbrunn bis Walchau beraten, doch mußte man sich wegen der fehlenden Mit- tel gleich eingestehen, daß die Ausfüh- rung einer späteren Periode vorbehalten bleibe. Damals gab es in Tirol nur die Dampftramway Innsbruck - Hall, Me- ran und Bozen berieten erst nach Fieber- brunn die Straßenbahnvorhaben. Aller- dings haben sie diese 1908 und 1909 ver- wirklicht. Für die Fortschrittlichkeit in Fieber- brunn sprechen das Schwimmbad (1902 errichtet), ein Tennisplatz und die elektri- sche Beleuchtung. Auch wurden gemein- same »Fremdenausflüge« veranstaltet. Die »Fieberbrunner Wandernadel« und der »Fieberbrunner Bergschuh« haben ei- ne lange Tradition. 1912 wurde über ein Kino debattiert, aber man erwartete sich die angeblich erforderlichen 78 Besucher pro Vorstellung aus den Reihen der Gäste und Einheimischen nicht, weshalb vorerst kein »Kinematographenapparat« nach Fieberbrunn kam. Soweit einiges zur Geschichte des Frem- denverkehrs. Fieberbrunn hat nach dem Zweiten Weltkrieg den Aufschwung zum Fremdenverkehrsort auf der Basis seiner jahrzehntelangen Entwicklung gemacht.
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