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Schloß Itter Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 27. Dezember 1980 Gruener selbst hatte beim ersten Tor die Inschrift anbringen lassen: »Halt! Wanderer, der Du nicht eingeladen, kehre um!«. Er schreibt, daß »böswilliger Kri- tik, Aufdringlichkeit und Interesselosig- keit vieler Besucher, Zeit- und anderer Diebstahl unlauterer Gesellen« den Schloßherrn zwangen, eine ernst abwei- sende Miene vorzutäuschen. Bald war die Wand vollgeschmiert mit Bemerkungen von Besuchern. Nach einigem Kampf ließ der Besitzer alle Inschriften, auch seine Kurzmahnung, übertünchen. Nun stört - so schrieb er 1932 - die Besucher nichts mehr als die kleine Tafel »Bissige Hunde«. Die damalige Einrichtung des Schlosses ist weitgehend verloren gegangen. In der Mitte des ersten Platzes stand eine überle- bensgroße Bronzestatue Abels von. Prof. Gustinus Ambrosi, an den Wänden waren andere Arbeiten des Meisters, darunter ein Bronzebild des Dichters Alfons Pet- zold. Bei seiner Aufstellung fand man im Kopf einen Zettel, den Petzold selbst am 6. Dezember 1916 im Atelier Ambrosis geschrieben hatte: »Aber ich danke der Ewigkeit, daß sie mir dieses Stückchen Zeit schenkte. Meinem lieben Freund Ambrosi.« Gruener konnte sich seines Besitzes nicht lange erfreuen. Nach 1938 erhielt das Schloß eine andere Aufgabe. Es wur- de enteignet und diente als Außenlager. In Itter waren vorwiegend prominente Ge- fangene. 1943 wurde das Schloß geplün- dert und der Kunstschätze beraubt und dann umgebaut. Nach dem Krieg war das Schloß eine Rarität, weil es frühere Politi- ker, vor allem aus Frankreich, beherbergt hatte. Bekannt wurde das Schloß wieder, als 1955 der Innsbrucker Hotelier Woldrich daraus ein Hotel machte und im nächsten Jahrzehnt rauschende Feste gefeiert wur- den. Zur Ruhe gekommen ist das Schloß auch seither nicht. Es befindet sich derzeit im Besitz der Lauda-Air und wird nicht für die Öffentlichkeit geöffnet. Nachzutragen ist noch, daß Franz Gruener in der »Itterer Burgruine - Schloßhotel bei Kitzbühel« 1936 Freilicht- aufführungen geplant hatte. Sie wurden aber von der »Hohen Tiroler Landesre- gierung wegen Konkurrenz Thierseer un- ter höchstem Protektorate stehenden Pas- sionsspieles« verboten. Gruener rief den Bundesgerichtshof an, der in dem Verbot keine Verletzung der Bürgergleichheit vor dem Gesetze erkannte und die Beschwer- de abwies. Dies kann man in dem Buch »I.N.R.I Die Passion vom Itterer Burg- schloß in zwei Akten mit einem Vor- und Nachspiel« von Gruener nachlesen, das 1938 im Gruener-Verlag-Innsbruck er- schienen ist. Die Zeitumstände haben auch in der Folge die Verwirklichung des Spieles unmöglich gemacht. Die Geschichte des Schlosses Itter ist mehr als 1000 Jahre alt. 902 vermachte Ratold und Adalonna ihren Besitz im Bri- xental dem Bistum Regensburg. 1132 brach Herzog Heinrich von Bayern, der Stolze, plündernd in das Unterland ein, nahm auch Itter und das Brixental zu Le- hen. 1247 wurden Feste und Dorf Itter an Gebhard von Felben um 1068 Pfund ver- pfändet. 1297 haben die Regensburger aber von Otto von Felben dazugekauft. In der Folge sind die Pfleger bekannt. Ku- stos Kaspar Schwarz von Tirol Landes- museum Ferdinandeum hat die Geschich- te des Schlosses in einem Buch »Burgen und Schlösser im Unterland« veröffent- licht. Als die finanzielle Lage des Bistums Re- gensburg sehr schlecht war, verkaufte der Bischof 1380 Schloß und Herrschaft Itter mit dem Turm Engelsberg und der Herr- schaft Partschins bei Meran um 18 000 ungarische Gulden, 1384 wurde um weite- re 8000 Gulden das Rückkaufrecht beho- ben. Bis 1806 blieb Itter salzburgisch- tirolische Grenzmark. In den Bauernaufständen von 1526 wurde Engelsberg bei Hopfgarten nieder- gebrannt. Dann zogen die Rebellen nach Itter. Die Rebellen verlangten die Übergabe bei Schonung und guter Behandlung und der Pfleger Mandl übergab die Feste! Der Chronist schreibt darüber, daß er ein Ha- se gewesen und kein Mann, eben nur ein Mandi. Die Bauern plünderten das Schloß, leerten die Weinfässer und brann- ten dann alles zusammen. Der Erzbischof Lang schlug den Aufstand blutig nieder, baute die Festung neu auf und schloß ihr den Pallas mit der neu erbauten Peterskir- che an. Sein Bruder, Lucas Lang von Wellenburg, wurde Pfleger, ihm folgten seine drei Söhne (Auf der Friehofstiege in Hopfgarten sind seine und seiner beiden Frauen Grabplatten eingemauert. Pfleger und Richter verzogen nach Hopfgarten. 1658 war von der Schleifung der Feste die Rede. Eine spätere Inspek- tion ergab, daß man einem hochfürstli- chen Pfleger einen so elendiglichen Unter- stand nicht zumuten könne. Es hieß im Bericht: »Die dermaligen Benützer der Burg sind der hochfürstliche Oberjäger mit ei- ner Kompanie und ein Mesner für die neue Vicariatskirche; die Brücken sind faul und man soll das Schloß eingehen lassen.« Der Streit um die Festungsschleifung und die Kosten eines neuen Pflegschafts- gebäudes zieht sich zwischen Hofkammer und Landschaft immer länger hin mit der Endvidimierung vom 9. Juli 1790, »daß die nötige Verfügung noch getroffen wird«. Die Akten hatten das Schloß geret- tet, denn es geschah nichts, und 1803, nach der Allodisierung des geistlichen Fürstentums Salzburg, übergab Kaiser Franz von Osterreich den Besitz seinem thronlosen Bruder Ferdinand III., Groß- herzog von Toskana, der Itter 1804 be- suchte. 1805 durch den Preßburger Frie- den zu Osterreich geschlagen, kam Itter durch 1809 in französische und durch den Wiener Frieden in bayerischen Besitz. Kö- nig Maximilian Josef von Bayern ver- kaufte die ihm in Tirol zugefallenen Besit- zungen, um Gelder für die französische Kriegsunterstützung zu erlangen. Auch die Besitzungen der Herrschaft Itter wur- den losgeschlagen. Grundhungrige Bau- ern ließen sich billig ein; für das Schloß, dessen Grundbesitz man bis zu den Mau- ern weggenommen hatte, fand sich kein Käufer, da auf solche herrische Objekte niemand trauen wollte, eine Rückgabe zu befürchten war und überdies kein Ge- brauch und Nutzen genommen werden konnte. So fiel Schloß Itter um 15 Gulden an die Gemeinde Itter. Für das Schloß brach damit die schwerste Zeit herein. Wer behauene Steine brauchte, nahm sie von dort, das Krämerhaus und die nördli- chen Stützmauern sind mit Schloßsteinen gebaut, wer Holz brauchte, nahm Dach und Träme. Die Salzburger Marmortische und Wandwaschbrunnen stehen heute noch im Postgasthof in Söll. - Nach dem
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