Kitzbüheler Anzeiger

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Die Röcklgwandfrauen von Itter beim Festzug »100 12hre Musikkapelie Itter« am 10. August 1980. Samstag. 27. Dezember 1980 Kitzbiiheler Anzeiger Seite 5 Viebeckschen Stich von 1820 und nach der Neujahrskarte von Hopfgarten 1837 stand damals der alte rückwärtige Bau mit den Türmen noch unter Dach und Wehr. Dann aber ging es rasch abwärts. Der gro- ße Turm und der sagenhafte Messerturm, an dessen Höhlungen mit den rostigen Messern, in die die Delinquenten gewor- fen wurden, brachen ein. Die Mauern zum Neuschloß wurden abgetragen, der Schlammwall eingeebnet. Auch das Neu- schloß des Lang wäre zusammengebro- chen, hätte nicht ein pensionierter Vikar, Thomas Moser, den Widum für den Neu- ernannten räumen müssen und in den Fürstenzimmern Zuflucht gesucht. So wurde ihm zuliebe wenigsten das Dach er- halten; später siedelten sich Gemeindear- me in den alten Fürstenzimmern an. Efeu- und wilde Rosen überwucherten die im- mdankhnf?ldM R'dikwzhener Paul Spieß von der Gemeinde um 3000 Gulden den übriggebliebenen Schloßbesitz. Er er- kannte die herrliche Lage der Feste und wollte eine Fremdenpension mit 50 Zim- mern erstellen. Dieser Plan verschlang je- doch zu große Gelder und Erbin blieb eine Bank, die das Schloßzum Verkaufe aus- schrieb. Die Menterzeit (1883-1902). Die Schönheit und Herrlichkeit der Lage It- ters erfaßte eine Künstlerin, deren Name dem alten Sitze neuen Ruhm bescherte: Sophie Menter. Die gefeierte Pianistin, die Lieblingsschülerin und Freundin Franz Liszts, hielt 1883 auf Itter ihren Einzug. Es wurde nun gebaut. Freunde und Schüler kamen aus allen Weltteilen. Tschaikowskij, Chopin, der junge d'Al- bert waren in Itter. Wer nicht imSchloß Platz fand, wurde im nahen Krämerhaus untergebracht. In den Gärten miauten die fünfzig Katzen, die sich die Künstlerin hielt. Liszt eilte bald nach der Erwerbung in das »Zauberschloß« seiner Freundin und blieb dort viele Wochen. Von der It- terer Musik war er unten im Mühltal er- wartet und feierlich eingeholt worden. Nie hat der alternde Liszt diese Tage ver- gessen. Aus jedem seiner Briefe, den er der Freundin schrieb, nach Petersburg, wo sie eine Professur an der kaiserlichen Akade- mie angenommen hatte und wintersüber weilte, oder nach Itter, wo sie den Som- mer verbrachte, klingt seine Sehnsucht nach dem Zauberschloß. Und noch in sei- nem Todesbrief, dem letzten, den seine zitternde Hand an die Freundin richtete, möchte er nach Itter. Als Liszt 1886 in Bayreuth starb, ging von Itter ein großer Kranz Alpenblumen ab und die Schleife trug die Worte: »Heil dem Unsterblichen!« Es wurde stiller um Menter, das Kon- zert, das sie einst im Schlosse gegeben und zu dem von weit und breit feinhörige An- dächtige zugereist waren, während die ländliche Bevölkerung im Hofe stand und lauschte, war längst verrauscht. 1902 ver- kaufte Menter den Schloßbesitz an den Großindustriellen Eugen Mayer in Berlin. Mit 25 Katzen zog die gealterte Frau in ein kleines Häuschen beim Tanze: im Dörfl Itter. Dort, in den niederen Räumen, wohnte sie, die nie genug Luft bekommen konnte, vierzehn Monate. Heute noch ist ihr Andenken ob ihrer Menschenfreund- lichkeit und Güte bei den Itterern leben- dig und gesegnet. Später zog Sophie Men- ter nach Stockdorf bei München, wo sie 1918 hochbetagt, von einer treu gebliebe- nen Dienerin versorgt, ohne Kenntnis ih- rer Verarmung, sanft entschlummerte. Mit der Erwerbung durch Mayer be- gann für Itter eine neue Zeit. D:e gewalti- gen Ringmauern wurden neu- gefestigt, Steinbrücken erstellt, der Pallas heutigen Wohnerfordernissen, angepaß:, von dem Münchener Architekten Knörnschild dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend Zinnen und Türmchen in allzu reicher Menge zugefügt, eine Hochquellenwas- serleitung angelegt, elektrisches Licht ein- geleitet, Remisen und Garagen gebaut, Bäder angelegt, Wände in Eiche kostbar geschnitzt und getäfelt oder mit Seide be- spannt, Decken von berühmten Meistern, wie Stuck, Weblus u.a., mit Gemälden ge- ziert, kurz, durch Jahre von hunderten fleißigen Händen kostspieligste Arbeit ge- leistet, um das Schlo3 zeitgemäß wohnbar zu machen. Unter Mayer, der über eine Million Mark in den Bau hineingesteckt haben soll, zog fürchterliches Leben, bunt und frohbewegt, in die tausendjährige Burg. Berühmte deutsche Künstler, Maler, Bild- hauer, Virtuosen, Sänger bewohnten das Schloß, ganze Gesellschaften, einmal so- gar in ritterlichem Wams und Waffen, stürmten Küche und Keller. Und bei der Hochzeit des Schloßherrn müssen ganze Glasfabriken floriert haben, so viel Glas wurde, Glück bedeutend, geopfert. Drei Dörfer kamen angerückt, tranken und schleppten den Wem in Melkeimern mit nach Hause, so sie im eigenen Leibe kei- nen Platz mehr fanden. Wochenlang war weit un. breit alles betrunken und noch heute recen die Leute von diesen Zeiten. Der Krieg hat da manches geändert. Nach ungefähr zwanzig Jahren hat Mayer das kostbare Schloß abgegeben. Der neue Käufer bewohnte es ne recht selbst, such- te es nur mit Vorteil weiterzugeben, und es ware wieder verfallen, wenn sich nich: Ende 1925 ein Liebhaber gefunden hälte, der, angezogen durch den billigen Kauf- preis, die Räume für seine Sammlungen erwarb und die Zeitschäden ausbesserte. Gruener berichtet auch, daß er den alten »Wunderbrunnen der hl. Elisabeth« frei- gemacht und mit einem Brunnenhäuschen versehen habe, ein Elektrizitätswerk bau- te, Gründe dazuerwarb und eine alte Ka- pelle wieder einrichtete, aber auch auf de-- Südbastei er Südbastei ein »Deutschlanddenkmal« er- r:chtete. Diese Einrichtung ging während des Krieges verloren. In einem 1976 erschienen Buch »Von Schloß zu Schloß in Osterreich« (Kremayr & Scheriau. Wien) wird Itter unter den s.--hönsten Schlössern Osterreichs in Wort und Bild vorgestellt, wobei weitere Tiroler Beispiele die Innsbrucker Hofburg, Schloß Ambras, Münichau (»Kitzbüheler Edelsitz«), Stumm und Weißenstein an der Felbertauernstra3e sind. Im Bildtext heißt es: »Die als Hotel adaptierte einslige Burg mi: zwei Schwimmbädern, Fitneß- und Sporträumen besitzt auch einen Schießstand.« H.W. Luhhhhhhhhhhhhh 1lU 1111111111111111111I Energie verwenden - nicht verschwenden E iuuuuuuiiiiiiiuuuuuuiuiuiiuuuiuiuiiijiii
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