Kitzbüheler Anzeiger

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Schmied/ehen mit dn Steinbergen. St. Ulrich am Pillersee. Verlag: VeAschönerungsverein St. Ulrich (um 1900). samstag, 14. März 1981 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 die Befugnis, ihn abzusetzen. Auch ein Säumer, der in der Hofmark ansässig ist, hat die Pflicht, dem Pfarrer oder ei- nem anderen frommen Mann auf dessen Begehr gegen Bezahlung Wein auszu- schenken. Wenn die Nachbarn (Bauern) zur Fas- nacht mit dem Wirt nicht übereinkom- men, dürfen sie selbst Wein einkaufen, soviel sie brauchen und trinken. Der Wirt soll das ganze Jahr guten Wein für die Kindsbetterinnen und Aderlasser vorrätig haben. Wenn der Abt von Rott kommt, soll man ihm insgesamt 14 Mahlzeiten auf- warten und mit zwei Yhren Wein, wovon eine Yhre (= 78 Li:er) vom besten Wein sein muß, den man in der ganzen Hof- mark findet, der andere gewöhnlicher Tischwein. Zu einem Mahl gehören drei Metzen Hafer, zwei Hühner, drei Ballen Heu, 15 Brote, 30 Eier, für neun Pfennig Schmalz, für ebensoviel Käse, für 32 Pfennig Fleisch.« Dieser erste Hinweis auf einen nicht ganz freiwilligen Fremdenverkehrsbetrieb in St. Ulrich bleibt ein wenig rätselhaft: Was hat der Abt mit Hafer und Heu ge- macht? Die ObrigKeit sorgte mit dem Selbstkaufrecht der Bauern schon dafür, daß der Wirt nicht nur für Wöchnerinnen und Aderlasser guten Wein hatte. Einnahmen verschafften sich im 17. Jahrhundert die Bauern auch durch die unberechtigte Errichtung von neuen Häu- sern auf ihren Grundstücken, die sie wei- tervermieteten. Im Jahre 1579 beschwerte sich Abt Friedrich, daß ohne seine Bewil- ligung in der Hofmark Pillersee Gaststät- ten eingerichtet, würden, die Branntwein, Wein, Bier und Met ausschenkten und für Tanzunterhaltung sorgten, ohne daß der Kitzbüheler Richter dagegen eingeschrit- ten sei. Auch das 5chreibt Köfler in sei- nem Chronikbeitrag. Aus moderner Sicht kann man in dieser Haltung einen Versuch der Appartement- vermietung im 17. Jahrhundert sehen und erkennen, daß schon im 16. Jahrhundert Lämmern statt mit Gulden oder Schillin- gen. In der Napoleonischen Zeit wurde das Kloster Rott am Inn aufgehoben und das Gebiet der Hofmark dem Landgericht Kitzbühel eingegliedert. Es gab die Wer- chate Prama, Weißach, Wald, Pfaffen- schwendt, Warming und Kalch, aus de- nen um 1830 die Gemeinden Fieberbrunn, St. Jakob, Hochfilzen und St. Ulrich wur- den. Letzteres entstand aus dem Werchat Kaich. Der Name rührt vom Kalktal und den Kalkbrennereien her. Erst 1848 wur- den die früheren Bauleute volle Eigentü- mer durch das Grundentlastungsgesetz. Die Pfarrei kam 1809 nach Fieberbrunn, das längst wirtschaftlich bedeutender war als der ursprüngliche Prioratssitz. In St. Ulrich wirkte nun ein Vikar. Gleichzeitig mit St. Jakob und Hochfilzen wurde es 1891 eine Pfarre. Recht interessant ist ein Überblick über die Bevölkerungszahl im Kalcher Werchat bzw. in der Gemeinde St. Ulrich: Jahr Einwohner Häuser 1615 361 50 1812 368 1880 392 69 1910 440 84 1934 447 93 1951 616 114 1961 703 171 1971 864 254 1977 960 360 (Angaben nach der Chronik von W. Köfler) Der Pillersee. Der See gehörte dem Klo- ster Rott als Inhaber der ganzen Hof- mark. Dieses besaß das ausschließliche Fi- schereirecht. Nach der Auflösung des Klosters bzw. des Priorats verkaufte der Staat den See an einheimische Bauern. 1861 erwarb die Riesterische Priesterhaus- stiftung mit dem erzbischöflichen Konsi- storium Salzburg den 30 ha großen See. Unter Pfarrer Bernhard Fuchs (1905- 1916) wurde nicht nur das Wieshäusl und das Moarhaus gekauft, sondern auch die erste Badeanstalt errichtet. die Behörde nicht immer in der Lage war, auf dem Land alle gesetzlichen Vorshrif- ten zu überwachen. PrDbleme gab es da- mals mit der Jagd, wobei dem K1ostr die Niederjagd, die Fischereirechte und die Bärenjagd zustanden. Der Kitzbülieler Landrichter verbot schließlich die 3..ren- jagd und den Schaden hatten die Ba.ern, deren Viehbestand gefährdet war und durch die Bären dezimiert wurde. Das erste Wirtshaus in St. Ulrich ist schon 1377 bekannt. Damals gab es an nichtbäuerlichen Betrieben noch einen Schuster, einen Weber, einen Müller und einen Kürschner. Der Weiler Flecken lie- ferte damals an die Hofmark Pillersee 8 Lämmer und 8 Haspeln Flachs ab. Vcr al- lem aber wurde Käse gzinst, in der gan- zen Hofmark 1600 Käse. Die Hofmark hatte 1413, als der Bayernherzog Ludwig VII. der Bärtige Erhebungen einholte. 130 Häuser sowie 14 Pferde und 6 Holzwä- gen. Letztere wurden zjr Landesver:eidi- gung notiert. Nur die Steuerzahler-.i war damals anders, man zahlte mit Käse und
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