Kitzbüheler Anzeiger

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Sitzend mit der Zither Hermann Primus; stehend von links Toni Praxmair mit der Gi- tarre, Max Oberlindober, Franz Hatzl und Toni Hatzl (Hausbank Tischlerei Weixlbau- mer, Kitzbühel). Foto: Georg Angerer, Schwaz Samstag, 21. März 1981 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 »Max und Prax« vor 50 Jahren in Traunstein Zum Volkslieder-Preissingen von Toni Praxmair und Max Oberlindober - Kitzbühel Nationalsänger in London - Rettung uralten Volksgutes Heuer im November wird in Traunstein das Jubiläum »50 Jahre Volkslieder- Preissingen« gefeiert. Toni Praxmair und Max Oberlindober errangen damals den 1. Preis. Insgesamt wurden damals 44 Preise vergeben. Den 44. Preis erhielt der Martin Helminger aus Lauter. Die Kon- kurrenz für die Kitzbüheler Sänger war sehr groß. Aus der »Urzeit« der Kitzbühe- ler Nationalsänger, dem Preissingen in Traunstein, dem Besuch des Prinzen of Wales bei Toni Praxmair in Kitzbühel und die ersten Englandbesuche beschreibt die »Münchner-Sonntag-Morgenpost« in einem Artikel vom 30. August 1936, den uns kürzlich Frau Hedwig Hatzl freundli- cherweise zur Verfügung stellte; ebenfalls die Bilder. Des Königs Schuhplattler Sieben Tiroler Burschen erfreuen den Herrscher des britischen Weltreiches Vorwort: In aller Stille sind vor einigen Tagen sieben Burschen aus Kitzbühel in Tirol, die König Eduard VIII. während seines Tiroler Aufenthaltes (1935) zum Besuch der englischen Hauptstadt einge- laden hatte, aus London in ihre Heimat zurückgekehrt. Es sind keine sogenannten »Salontiroler« oder jene sattsam bekann- ten »Original-Schuhplattler«, denen etwa die hohe Ehre zuteil geworden war, Gast des englischen Königs zu sein, sondern einfache Dorfburschen, die im harten Le- benskampf stehen, aber in ihren Feiera- bendstunden Lied und Tanz ihrer Berg- heimat pflegen. Wie die Kitzbüheler zu der Auszeichnung kamen, vor der Königs- mutter und ihrem Sohne Eduard VIII. so- wie vor der englischen Hocharistokratie zu singen und zu schuhplattln, und was die bei ihren Besuchen in der britischen Hauptstadt erlebt haben, erzählen sie un- serem Mitarbeiter, der sie unmittelbar nach ihrer Rückkehr in Kitzbühel besucht hatte. Die sieben Unentwegten »Wir muaßn was tun, sunst hättn mir lei auf amol koa echts Liadl mehr« sagte ei- nes Tages der Zuckerbäcker Toni Prax- mair zu seinen Kameraden, die in der hin- teren Stube der idyllischen Konditorei zu- sammengekommen waren. Es waren lau- ter kernige Burschen, die um den Kaffee- wirt, den Toni, herumsaßen und mit zu- stimmenden Nicken seinen Worten zuhör- ten. Seitdem das Tiroler Städtchen Kitz- bühel ein mondäner Kurort mit erstrangi- gen Hotels und einer eleganten Bar ge- worden ist, ist es um die alten Sitten und Gebräuche schlecht bestellt. Die Bauern- burschen und Holzknechte wurden Frem- denführer und Skilehrer und hatten keine Zeit mehr für den Heimgart, der sonst die Jugend zum Volksliedersingen und Plattin zusammenführte. Es war daher schon notwendig, daß man irgendetwas zur Rettung uralten Volksgutes unter- nahm. »Jeden Dienstag und Freitag tref- fen wir uns da herin«, fuhr der Toni Prax- mair fort. Du nimmst dei Zither mit und du dei Klampfn und du dei Ziach ' und wenn oaner a Liedl findt, dann nimmt er dös a mit«. Sieben Burschen waren es, die dann zum Liedersammeln auszogen und die Bauern weitum um die alten Melodien und Tänze plagten: die Brüder Franz und Toni Hatzl, der Primus Hermann, der Zimmermann Hans, der Haiss Adolf und der Oberlindober Max. Der eine ist hier Schuster, der andere Tischler, der dritte Senner, der vierte Fotograf und die übri- gen sind arbeitslos. Wohin die Burschen kamen, ob in das Dorfgasthaus oder in den einsamsten Bergbauernhof zuhöchst oben, wurden sie mit Freuden aufgenom- men. »D'Liedlsammler kemman« hieß es da, und der Bauer, der besucht wurde, war stolz, wenn er in der Großvatertruhe etliche alte Aufzeichnungen gefunden hatte. Es dauerte nicht lange, da kannte die ganze Umgebung die sieben Burschen, die rote Weste mit Talerknöpfen und ei- nem großen goldaufgestickten Tiroler Adler tragen und glänzende Lederhosen anhaben. In ihre Heimatabende durfte aber kein Mensch kommen, höchstens ein Holz- hacker, der ein Lied entdeckt hatte, oder ein Bauer, der noch irgend einen vergesse- nen Tanz wußte. Die sieben Unentwegten tanzten und jodelten nicht des »Geschau- es« wegen, sondern einzig und allein, um das Althergebrachte zu erhalten. Nur einmal, als draußen im »Bayeri- schen« ein großes Volksliederwettsingen veranstaltet wurde, machten sich die zwei auf die Walz, um dort auch einige Tiroler Lieder zu singen und zu zeigen, daß man auch in dem mondänen Kitzbühel am alten festhält. In einem Mehlsack hüllten sie als ihr kostbarstes die Klampfn ein und pil- gerten nach Traunstein, wo ihre Lieder als die schönsten preisgekrönt wurden. »Wo seid ihr denn gewesen«, fragte man sie bei der Rückkehr. »Wir haben nur einen Aus- flug gemacht«, war die Antwort. Aber bald wußte es der ganze Bezirk, daß die beiden sich den 1. Preis im Volks- liedersingen ersungen hatten. Eine außergewöhnliche Einladung An einem Winterabend vor drei Jahren (1933), an den die sieben Burschen trotz der schweren Schneestürme, die durch das Kitzbüheler Tal tobten, und obwohl man- cher von Ihnen einen weiten Weg hatte, zu ihrem Lieder- und Plattlerabend zu- sammen gekommen waren, trat in die Konditorei eine elegante Dame, die sich sofort in die hintere Stube begab, wo ge- rade der Haiss Adolf die Zither schlug und der Praxmair Toni zur »Klampfn« sang. Die vornehme Dame nahm mitten unter den Sängern Platz und lauschte mit tiefer Ergriffenheit den Liedern und Jod- lern, die sie bei ihren wiederholten Besu- chen in Tirol noch auf keinem der übli- chen Heimatabende gehört hatte. Zwi- schen zwei Schuhplattlern unterhielt sie sich dann mit einigen Burschen. Ob sie nie daran gedacht hätten, nach London zu kommen, fragte die den blondschöpfigen Toni. Nein, daran hätte noch keiner ge- dacht, antwortete der Tiroler. »Bloß manchesmal davon geträumt«, setzte er hinzu. Der Besuch lächelte dann still vor sich hin, sah sich noch einige Schuhplattler an und lauschte noch etlichen Liedern. Dann verabschiedete sich die Dame, während die Burschen weiter plattelten und jodelten. Die Lady, eine englische Hocharisto- kratin, erzählte ihren Bekannten von den wackeren sieben Kitzbühelern. Im exklu- sivsten Londoner Night-Club war die Re- de von ihnen. Fortsetzung folgt
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