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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 21. März 1981 (Sommer- und Winternächtigungen Zu- nahme 641 o) bedenklich. Die Bauent- wicklung auf dem Fremdenverkehrssek- tor war zu stark. In vielen anderen Orten ist dagegen die durchschnittliche Betten- auslastung mehr gestiegen, indem weniger neue Betten als neue Übernachtungen zu verzeichnen waren, was einer Erhöhung der Rentabilität der Beherbergungsbetrie- be entspricht. Zur Erfüllung der Verpfle- gungsfunktion standen 1964 neun Hotels oder Gasthöfe, drei Restaurants, fünf Ca- fs und Bars, zwei Buffets und eine Milchtrinkstube zur Verfügung. Damit ist auch dem Mangel an Verpflegungsplät- zen, der in den Jahren 1957-1962 sich fühlbar bemerkbar machte, abgeholfen worden. Manche Fremdenverkehrsbetrie- be, wie Kino und Reisebüro haben in We- stendorf erst durch das Vorhandensein des Sesselliftes eine Lebensbasis erhalten. Den Angaben ist eine Ubersicht beige- geben, wie sich die Zahl der fremdenver- kehrsabhängigen Betriebe in Westendorf verändert hat: Beispiele für den Bestand an fremden- verkehrsabhängigen Betrieben in Westen- dorf (beschränkt auf das Kerngebiet der Gemeinde) 1947 1950 1955 1960 1965 Beherbergungs- betriebe 4 6 12 22 41 Privatvermieter 4 12 30 52 111 Restaurants 1 1 1 3 Cafs und Bars 2 2 2 5 5 Buffets 2 2 Kino 1 1 Verkehrsbüro 1 1 Gemischtwaren- handlung 3 4 4 4 7 Bäckereien 3 3 3 3 3 Tankstelle 1 1 Friseur 1 1 1 1 Installateur 1 1 Milchtrinkstube 1 Sportartikel- geschäfte und Skiverleih 5 Die Statistik zeigt den Aufstieg von Westendorf: Jahr Winter Sommer Gesamt 1950 5.598 13.680 19.278 1955 15.458 20.110 35.568 1956 20.901 24.526 45.427 1957 21.061 26.890 47.951 1958 24.475 33.598 58.073 1959 25.753 32.886 58.639 1960 36.392 44.977 81.369 1961 43.637 52.552 96.189 1962 55.880 66.597 122.477 1963 56.512 66.757 123.269 1964 54.899 73.353 128.252 1965 63.213 74.963 138.176 1966 68.677 94.270 162.947 1967 70.805 80.135 150.940 1968 74.058 92.789 166.847 1969 92.135 130.746 222.881 1970 118.988 183.304 302.292 1971 138.601 214.772 353.373 1972 141.831 222.620 364.451 1973 324.118 In seinem »Brixentaler Weißbuch« zur Brixentaler Straße (1963), herausgegeben von den Ortsgruppen des Wirtschaftsbun- des, zeigt Dr. Josef Ziepi auf, daß von 1950 bis 1963 die Anzahl der Hotelbetten von 0 auf 82, der Gasthofbetten von 110 auf 256, der Betten in Herbergen und Hütten von 20 auf 72, der Pensionsbetten von 0 auf 545 und der Privatbetten von 70 auf 540 angestiegen ist. In einem Freizeit- und Ferienatlas (1978) stehen folgende abgerundete Angaben: Privatbetten 1200, Frühstückspensionen 700, Gasthäuser 800, Hotels 450, Appartements 50, Ur- laub am Bauernhof 330. An besonderen Einrichtungen für den Sommer werden genannt: Trimm-Dich-Pfad, Frei- schwimmbad, Reitsport, Schutzhütten, Pferdeverleih, Pferdedroschken, Mini- golf, Fahrradverleih, Sauna, Gästekarte. In der Werbung bezeichnet sich Westen- dorf als »Urlaubsort mit der besonderen Note«, als ein gemütlicher Ort mit natür- lichem Rhythmus und großem Urlaubs- wert. Das ermöglicht einen Erholungs- oder Aktivurlaub in der unberührten Na- tur. Im Winter ist Westendorf »der Winter- sportort in den Kitzbüheler Alpen mit in- ternationaler Atmosphäre und gepflegter Gastlichkeit. Auf dem Sonnenplateau des Brixentales, abseits der Durchzugsstraße liegt das idyllische Westendorf.« Im Som- mer ist es eine »Sonnenterrasse 800-2400 m« und im Winter lockt das »Sonnenpla- teau 800-2000 m«. Westendorf gehört zu den am intensiv- sten gewachsenen Fremdenverkehrsorten des Bezirks Kitzbühel. Schon in der Raumordnungsstudie von 1966 steht, daß der Baubestand von 1947 bis 1965 um das Vierfache angestiegen ist (ohne Um- und Zubauten). Damals waren 19 Asthütten vermietet. Die Studie gibt an, daß der Er- trag aus einem Privatzimmer dem Ertrag aus der Haltung von ein bis zwei Kühen im Jahr entspreche. Eine der ältesten Mitteilungen über den Versuch einer überörtlichen Zusammen- arbeit in den »Kitzbüheler Alpen« ist ein Brief des Verkehrsvereins Kitzbühel am 20. Juni 1951, gerichtet an den Verkehrs- verein Westendorf. Darin heißt es: Vorschlag einer Gemeinsamkeitswer- bung »Kitzbüheler Alpen«. Im Gebiet der Kitzbüheler Alpen ver- fügt allein der VV Kitzbühel über eine hauptberuflich besetzte Geschäftsstelle. Langjährige Erfahrung lehrte, daß der als Wintersportplatz in der ganzen Welt be- stens bekannte Name »Kitzbühel« viele Anfragen von überallher an diese Ge- schäftsstelle zieht, welchen oft aus dem Grund nicht entsprochen werden kann, weil der Kitzbüheler allgemeine Pres- stand naturgemäß ein höherer ist und da- her die hier gebotenen Unterkunftsmög- lichkeiten für viele Anfragen zu teuer sind. Damit verlieren diese Anfragen ih- ren Wert, die Anfrager, denen nicht ent- sprechende Unterkünfte angeboten wer- den können, verlieren sich in andere Ge- biete, oft in andere Länder und sind für Kitzbühel auch im weiteren Sinne verlo- ren. Diesem Umstand könnte leicht dadurch abgeholfen werden, daß sich die Frem- denverkehrsgemeinden in der Umgebung Kitzbühels zu einer Zusammenarbeit inso- weit entschließen könnten, einen gemein- samen Werbeprospekt »Kitzbüheler Al- pen« herauszubringen. Nach der Detailvorstellung eines sol- chen Prospekts steht zu lesen: Dieser Sammelprospekt soll kein Ersatz für die Einzelprospekte der einzelnen Orte sein, sondern soll den nun einmal in der ganzen Welt bestens bekannten Namen »Kitzbü- heI« in der neutralen Ausdrucksform zu- gute kommen lassen. Schließlich wird es leichter sein, bei Bahn, Post und Straßen- verwaltung Verbesserungen durchzuset- zen, wenn das ganze Gebiet der »Kitzbü- heler Alpen« als ein geschlossener Frem- denverkehrskomplex auftritt, als wenn je- der Ort für sich selber um Verbesserungen herumstreiten muß. Die Kosten für einen derartigen Falt- prospekt in einfärbig Kupfertiefdruck werden mit S 30.000.-, bei einer Auflage von rund 40 000 Stück anzunehmen sein, welcher Betrag nach Bettenzahl der ein- zelnen Orte aufgerechnet, bei Annahme von zurzeit rund 3000 Fremdenbetten des Gesamtgebietes, jeden Ort mit rund S 10.- pro Fremdenbett treffen würde, ein Betrag, welchen wohl auch der kleinste Verkehrsverein für eine so wichtige Wer- besache auslegen kann. Um schon im Sep- tember für den kommenden Winter mit einem solchen Werbeprospekt heraus- kommen zu können, müßten die Vorar- beiten schnellstens in Angriff genommen werden.. Der Verkehrsverein Westendorf ant- wortet schon am 30. Juni 1951 und nahm die Sache günstig auf. Auf der Antwort- karte steht: Behufs einer diesbezüglichen Aussprache sind wir gerne bereit daran teilzunehmen, wenn Sie eine solche ge- meinsame in Kitzbühel durchführen, und eine Rücksprache mit den Herren aus Hopfgarten und Itter hätte den Wunsch geäußert, einen Samstagnachmittag oder Montagabend zu bestimmen, da wir zu diesem Zeitpunkt gemeinsam ein Privat- auto benützen könnten (zwecks etwa un- günstiger Zugsverbindung). Stets gerne von Ihnen hörend verbleibe mit ergebener Hochachtung Gg. Ager. Die Rückantwort aus Kitzbühel vom 12. Juli 1951 war wenig erfreulich. Nur die Verkehrsvereine Hopfgarten und We- stendorf hatten sich zustimmend geäu- ßert. Es dauerte noch Jahre bis zur Grün- dung eines gemeinsamen Verbandes und fast noch zwei Jahrzehnte bis zum ersten Gemeinschaftsprojekt. Allerdings war dann in die »Kitzbüheler Alpen« nicht nur der zuerst konzipierte Bereich Brixen- tal - Leukental - Jochbergtal mit den Endpunkten Hopfgarten, Jochberg und St. Johann einbezogen, sondern der ge- samte Bezirk Kitzbühel.
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