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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 28. März 1981 Leserbrief zu den Ski-Fit-Wochen Horst Pickardt, 1000 Berlin 46, Rehauer Pfad 8 An den Fremdenverkehrsverband Kitz- bühel. Sehr geehrte Damen und Herren! Sowohl positive als auch negative Er- fahrungen habe ich mit einer Kollegin und einem Kollegen bei den angebotenen Ski- Fit-Wochen zwischen dem 6. und 18. De- zember 1980 in zwei verschiedenen Skige- bieten gemacht. Ober beide getesteten Gebiete habe ich jeweils einen Erfahrungsbericht geschrie- ben, den ich Ihnen hiermit zukommen las- se. Kopien der Berichte gingen an die Osterreichische Fremdenverkehrswer- bung, die einschlägigen Skizeitschriften und an das Reisemagazin des Senders Freies Berlin. Skifitwochen in Obergurgl - Hochgurgl ein Genuß? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Bei den vielen Pauschalangeboten für vorweihnachtliche Skifitwochen fiel unse- re Wahl auf das bis zu 3000 m hoch gele- gene Skigebiet von Obergurgl-Hochgurgl. Dieses auch aus dem Grunde, weil wir we- nig Lust verspürten, bis zum Erreichen des Skigebietes ein Fahrzeug zu benutzen. Wir entschlossen uns, in Obergurgl zu bleiben, zumal auch das Angebot um 2000 öS inclusive Frühstückspension und Skipaß für 6 Tage noch annehmbar er- schien. Die Zimmer mit Dusche und WC waren sehr sauber, das Frühstück recht ordent- lich. Etwas Enttäuschung schlich sich schon ein, als wir feststellten, daß man beim Skipaß im Pauschalangebot zum ermä- ßigten Vorsaisonpreis nur 40 öS sparte, also nicht einmal DM 1.— pro Tag. Und das bei Einzelfahrpreisen, die an vielen Liften zwischen 35 und 40 öS, also DM 5.— bis 6.— lagen. Der wenige Schnee in der Woche bis zum 13. 12. 1980 tat ein übriges, um die Stimmung sinken zu lassen. Darüber half auch nicht die herrliche Bergwelt hinweg, wenn speziell in den unteren Streckenab- schnitten herzlich wenig für die Pisten- pflege getan wurde. Auf der Piste kamen die Steine durch, obwohl direkt neben der Piste riesige Schneeverwehungen lagen und es eine Kleinigkeit gewesen wäre, Schnee in die Piste zu bringen. Die grimmige Kälte zog uns nach eini- gen Abfahrten in eine der Hütten. Etwas erschrocken waren wir schon, als man uns für einen viertel Liter Glühwein 30 öS, also fast DM 4.30 abnahm. Wir diskutierten und verglichen die angeschla- genen Preise. Für eine kleine Tasse Kaffee wurden uns 20 öS, also fast DM 3.—, für eine Portion Pommes frites gar 35 öS ab- verlangt, was genau DM 5.— entspricht. Als Gipfel der Unverschämtheit be- trachteten wir die 30 öS, die auf einer der Hütten für einen Obstler gefordert wur- den. Gewundert hat es uns nicht, daß viele nur eine Tasse Tee für rund 20 öS tranken und dazu mitgebrachte Brote aßen. Für eine Flasche Bier, die im Laden 7.50 öS kostet, wurden überall 25 öS verlangt, ein Gewinn von über 300 07o. Wen wundert es nun noch, daß wir nach einer Woche abreisten, da wir das Gefühl hatten, zu wenig für unser Geld zu bekommen. Ein Urteil können wir uns schon erlau- ben, denn wir blieben noch eine Woche in dem als Nobelort bekannten Kitzbühel, wo wir allerdings wesentlich erfreulichere Eindrücke mitbrachten. Erfahrungen mit Skifitwochen im Skigebiet von Kitzbühel Gerade rechtzeitig, eine Woche vor Be- ginn der Weihnachtssaison, wurden alle Liftanlagen in Betrieb genommen. So je- denfalls lautete die telefonische Auskunft des Fremdenverkehrsvereins. Nach herben Enttäuschungen bei den vorweihnachtlichen Skifitwochen in Obergurgl-Hochgurgl erreichten wir et- was skeptisch das als Nobelort bekannte Kitzbühel. Gleich zu Beginn eine kleine Enttäu- schung, denn Samstag Nachmittag war das Fremdenverkehrsbüro geschlossen, so daß wir selbst auf Zimmersuche gehen mußten. Dieses erwies sich zumindest in der Vorsaison gar nicht als nachteilig, konnte man dabei doch ein Quartier in Liftnähe buchen. Preislich war das durch- aus noch akzeptabel, um 220 öS pro Tag mit Frühstück, Dusche und WC, also um die DM 30.—. Die Zimmer waren sehr ordentlich und sauber, das Frühstück hätte etwas reichli- cher ausfallen können. Wer morgens je- doch noch kein Süßschnabel ist, bekam auf Wunsch auch Wurst oder Käse. Die erste positive Uberraschung erleb- ten wir an der Kasse der Seilbahn. Der Wochenpreis für alle Liftanlagen betrug 750 öS, worin lobenswerterweise auch die freie Benutzung des schönen Hallenbades eingeschlossen war. Auch die Beförde- rung per Skibus war eingeschlossen, was auch aus einem bestimmten Grunde nötig war. Die erste Fahrt mit der Seilbahn ergab einen Oberblick über das praktisch opti- mal erschlossene Skigebiet. Wartezeiten an den vielen, wirklich in Betrieb befindlichen Liftanlagen gab es nicht, man konnte praktisch an alle Lifte ohne Wartezeiten heranfahren. Die erstklassig ausgeschilderten Pisten dürften ein Verfahren unmöglich ma- chen. Bei den Schwierigkeitsangaben der Strecken dürfte man allerdings erheblich tiefgestapelt haben. Als »blau« bezeichnete leichte Abfahr- ten stellten sich beim Befahren auch bei sehr guten Schneeverhältnissen als minde- stens »rot« heraus, was weder den Zu- stand noch die Gesinnung des Beurteilers herausstellen soll. Bei der »Ski-Safari«, einer sehr lobens- werten Einrichtung, waren zwei Schul- klassen mit zaghaften und mittelmäßigen Kindern um 14 Jahre hoffnungslos über- fordert. Noch ein Wort zur »Ski-Safari« von Kirchberg über Kitzbühel, Jochberg nach Paß Thurn, einem Durchqueren des ge- samten Skigebietes ohne zweimalige Be- nutzung eines Liftes. Die Einrichtung selbst ist »Spitze«, doch leider nur in einer Richtung möglich, was aber auch vor Ort bekannt ist und durch die Errichtung ei- nes fehlendes Liftes beseitigt werden soll. Hier ist der Rücktransport per Bus nicht zu umgehen. Positiv überrascht waren wir beim Stu- dieren der Speisekarten. Für durchaus normale Preise bekommt man ein feines Essen, von dem auch der abgekämpfteste Skifahrer satt werden dürfte. Auch auf den vielen bewirtschafteten Hütten findet man nicht nur eine sehr freundliche Bewirtung, die nicht selten Zeit für einen privaten Plausch findet, sondern auch durchaus normale Preise. Für eine Riesenportion Ham and Eggs zahlt man gern 35 öS, ebenso wie die 15 öS für eine erstklassige Bohnensuppe oder die 10 öS für einen Obstler. Dieses ist ein Beispiel, wie man auch Geld zu einer Zeit sparen kann, wo es kei- ne Wartezeiten an den Liften gibt wie Weihnachten und Ostern und wo man doch in herrlichem Pulverschnee die er- sten Bögen dort fahren kann, wo vorher in dem neugefallenen Schnee noch nie- mand gefahren ist. Insider gaben uns den Rat, es auch mal im Januar nach der Weihnachtszeit bis zum Beginn der Saison im Februar zu ver- suchen, man müßte den Bericht nur mit veränderten Daten noch einmal schrei- ben. Horst Pickardt, Berlin Gelungener Vortrag im Festsaal der Handelskammer Die Edelweißgilde Kitzbühel, seit Jah- ren bemüht, interessante Vorträge über das Bergsteigen zu veranstalten, lud letz- ten Mittwoch zu einem Vortrag unter dem Titel »Sieg im Westalpenstil« ein. Vortragender war Dipl.-Ing. Eduard Koblmüller aus Linz, sein Thema die Erstbegehung der 3000 m hohen Südwand des Cho Oyu, 8153 m, im Himalaya in Nepal. Kobimüllers ausgezeichnete Fotos, seine Art der Präsentation - zum ersten Mal in Kitzbühel kam Uberblendtechnik bei der Projektion der Dias zum Einsatz - und vor allem auch das, was er von sei- nen Erlebnissen in einer so hohen Acht- tausenderwand zu erzählen hatte, fanden Interesse und Begeisterung der Zuhörer. P.B.jr.
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