Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Fieberbrunn, der Hauptort der Pillersee-Region, Seehöhe: 788 in, Fläche: 7632 ha; Ein- wohner: 3454 (bei Gründung der Region 1970); seit 1980 Marktgemeinde. Seite 36 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 28. März 1981 Die Landwirtschaft im Pillerseegebiet von Bezirkssekretär Ing. Josef Wörgötter, Bezirkslandwirtschaftskammer Kitzbühel Dem um die Buchensteinwand und den Wildseeloder gelagerten und die Gemein- den Fieberbrunn, Hochfilzen, St. Jakob und St. Ulrich umfassenden östlichen Teil des Bezirkes Kitzbühel gab der Pillersee seinen Namen. Die Region 23 wird, grob gezeichnet, von den Loferer- und Leoganger Stein- bergen, dem Spielberg, Bürglkopf, Reich- hendlkopf, Bischof, Karstein, den Aus- läufern des Kitzbüheler Horns und dem Kalkstein umgrenzt. Diese von ca. 1500 auf 2600 m anstei- genden Erhebungen bilden eine Land- schaftskulisse, die der ganzen Talschaft einen eigenen Reiz verleiht. Dazu trägt auch der geologische Aufbau dieses Be- zirksteiles bei, der auf relativ kleinem Raume dem Beschauer viel Abwechslung beschwert. An die den östlichen Kalkalpen zuzu- zählenden Loferer Steinbergen schließt die teils nördlich, teils südlich der Bahnlinie verlaufende Bunt sandsteinzone an, deren rotes Gestein wohl auch der »Rotache«, einem Zufluß der Fieberbrunner Ache, den Namen gab. Südlich folgt dann die Grauwackenzone, die aber teilweise von Dolomiteneinlagerungen durchzogen ist, welche mit dem »Wildseeloder« ihre höchste Erhebung findet. Die landschaftliche Schönheit des Pil- lerseegebietes und die Tatsache, daß so- wohl gelände- wie auch schneemäßig äu- ßerst günstige Voraussetzungen für den Wintersport gegeben sind, brachte dem Fremdenverkehr in den letzten Jahren ei- nen beachtlichen Aufschwung. Für die landwirtschaftliche Produktion sind vom Boden her durchwegs nicht sehr günstige Voraussetzungen gegeben. We- der die flachgründigen, humusarmen Kalkböden, noch die nährstoffarmen Buntsandsteine lassen höhere Erträge zu. Die schwereren Böden der Grauwacken- zone neigen weithin zur Vernässung. Der Mangel an Bodennährstoffen, besonders im nördlichen Teil der Region, führte ja, wie ältere Bewohner aus eigener Erfah- rung wissen, früher zu verschiedenen Mangelerscheinungen bei Feldfrüchten und in der Viehhaltung. Deshalb konnte dieses Gebiet seinerzeit in der Viehzucht qualitätsmäßig mit besseren Lagen nie mithalten. Heute hat sich dies durch ver- schiedene Förderungsmaßnahmen wäh- rend der letzten Jahrzehnte sehr gebes- sert. Es zeigte sich aber, daßvom Boden her auch hier Grenzen gesetzt sind. Klimatisch machen der Landwirtschaft die hohen Niederschläge und die Vegeta- tionszeit zu schaffen. Nicht selten liegt die Schneedecke von Mitte Oktober bis Ende April. Die Niederschläge betragen im langjährigen Durchschnitt ca. 1600 mm und steigen in manchen Jahren bis über 2000 m. Das Jahrestemperaturmittel liegt bei 5,6 Grad Celsius. Die ungünstigen Verhältnisse waren auch mitbestimmend dafür, daß bei der Zonierung der Bergbauerngebiete von den 287 Betrieben der Region Pillersee 198 in die Erschwerniszone II und 98 in die Zone III eingereiht wurden. Die bis kurz nach dem 2. Weltkrieg auf- grund der hohen Niederschläge übliche Natur-Egartwirtschaft mit einem beschei- denen Selbstversorgergetreidebau wurde inzwischen vom Dauergrünland abgelöst. Dieses bildet heute die alleinige Wirt- schaftsfuttergrundlage für Viehzucht und Milchwirtschaft - neben der Waldwirt- schaft - die Haupteinnahmsquellen aus der landwirtschaftlichen Produktion. Die Bodenuntersuchungserhebung in Zahlen und Vergleichen 3716 ha landwirtschaftlich genutzte Heimgutfläche (ca. 13 ha je Betrieb), da- von 2534 ha Mähfläche (8,82 ha je Hof). Das sind 15,55 bzw. 13% der Bezirksflä- che. 2898 ha Almfläche, die auf 46 Almen mit 2196 Stück Auftrieb entfällt (10,70 07o der Almen und 9,27% des aufgetriebenen Viehs des Bezirkes). 6887 ha Wald. Davon 3594 ha vorwie- gend bäuerlicher Privatwald (je Waldbe- sitzer 7,93 ha, das ist etwas mehr als der Bezirksdurchschnitt). 3294 ha sind im Ei- gentum der Osterreichischen Bundesfor- ste. Qualitätsmäßig lassen sich naturge- mäß wegen der geologischen Vielfalt gro- ße Unterschiede feststellen. Viehwirtschaft Die 221 Rinderbesitzer der Region 23 (12,50 076 des Bezirkes) halten durch- schnittlich 19 Rinder, davon 8 Kühe. Dies entspricht fast genau dem Bezirksdurch- schnitt. Pferdehalter gibt es nur noch 28 mit 39 Pferden oder 5,43 Wo des Bezirksstandes. Von den 135 Schweinebesitzern (9,75 Wo des Bezirks werden 4 Schweine gehalten (Bezirksdurchschnitt 7 Stück). Die Schafhaltung wird von 36 Züchtern betrieben (14,40 07o des Bezirks). Der durchschnittliche Schafbestand beträgt rund 5 Stück, der des Bezirks 8 Stück. Die Ziegen sind auf 77 Stück oder 12,5 076 des Bezirksstandes geschrumpft. Hingegen liegt der durchschnittliche Hüh- nerbestand von 35 Stück bei 156 Besitzern etwas über den Bezirksdurchschnitt von 31 Stück. Die Imkerei wird von rund 50 Bienen- züchtern mit 800 bis 900 Völkern betrie- ben. Sie sind im Bienenzüchterzweigver- ein Pillersee organisiert (15 Wo des Bezirks). Was die Rinderhaltung angeht, werden vor allem das Tiroler Fleckvieh, das Pinz- gauer Rind und das Tiroler Braunvieh ge- züchtet. Es ergab sich hier in den letzten Jahren eine starke Rassenverschiebung. 1954: ca. 80 076 Pinzgauer Rind, der Rest Braunvieh und Fleckvieh. 1978: 42% Braunvieh, 25 Wo Pinzgauer, 25 Fleckvieh, 8 Wo Kreuzungen und sonstige. Es bestehen im Pillerseegebiet'7 Rinder- zuchtvereine mit 66 Mitgliedern (14,20% des Bezirks). Weiters sind in einem Nori- ker-Pferdezuchtverein 20 Mitglieder orga- nisiert, während 7 Haflingerzüchter dem Zuchtverein St. Johann in Tirol angehö- ren. Eine interessante Gegenüberstellung soll noch die Veränderung im Viehbesatz der Region während der letzten 110 Jahre aufzeigen: 1869 1979 2774 Rinder 4133 Rinder 113 Pferde 39 Pferde 149 Schweine 581 Schweine 1028 Schafe 190 Schafe 587 Ziegen 77 Ziegen Fortsetzung auf Seite 38
< Page 36 | Page 38 >
< Page 36 | Page 38 >