Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 4. April 1981 Funde beim Neubau des Hotels Tiefenbrunner in Kitzbühel Von Univ.-Prof. Dr. Richard Pittioni - in Österreichischer Zeitschrift für Volkskunde - Sonderdruck Im Jahre 1976 wurden in Kitzbühel die auf den Bp.-Nr. 95 (Haus Vorderstadt 3) und 97 (Haus Vorderstadt 1) stehenden Ge- bäude des Hotels Tiefenbrunner abgebro- chen, um Platz für einen Neubau zu ge- winnen. Herr Manfred Rupert hatte Gele- genheit, im Oktober 1976 die Baustelle zu besuchen und den noch erhalten gebliebe- nen Rest des alten Stadtrains abzugehen. Hiebei konnte er noch das letzte Über- bleibsel an keramischen Material sam- meln, nachdem man es vorher versäumt hatte, den Aushub, bzw. die unmittelbare Umgebung der Gebäudefundamente nach archäologisch aufschlußreichem Funda- ment abzusuchen. Die von Herrn Man- fred Rupert gesammelten Stücke, die er mir in liebenswürdiger Weise für eine Be- stimmung übergeben hat, lassen einen einmal vorhanden gewesenen umfangrei- chen Bestand vermuten. Er setzt mit Re- sten der Schwarzhafnerei ein, führt über die innen glasierte Topfware mit Kragen- rand zur Körniger Ware und endet, soweit man dies an dem kleinen Fundbestand er- kennen kann, mit der grün glasierten bo- denständig erzeugten Ware. Kleine Reste von Ofenkacheln ergänzen diesen Be- stand. Für die Erlaubnis zur Veröffentli- chung der Funde danke ich Herrn Man- fred Rupert ebenso wie Herrn L. Leitner für die Anfertigung der Vorlagen zu den Abbildungen 1--3 sehr herzlich. Der Schwarzhafnerei Passauer Her- kunft gehören die beiden Randstücke (Abbildung 1 und 2) an: »Randstück eines kleineren Topfes. Schwarzgrauer, mit aufbereitetem Gra- phit gemagerter Ton, Oberfläche nicht ge- schlickert. Rand wulstig verdickt und nach außen nur gering umgebogen. Auf der Randoberfläche eines runden (?) Stempels mit gleichschenkeliger Kreuzfül- lung (Abb. 1) Randstück eines kleineren Topfes. Schwarzgrauer, mit viel aufbereitetem Graphit gemagerter Ton, Oberfläche nicht geschlickert. Rand wulstig verdickt, mit deutlicher Bugkante nach außen abge- bogen. Mindestdurchmesser ca. 15 cm (Abb. 2). Aus dem Kröninger Töpferei-Bereich stammt: Randstücke einer Reine (Pfanne). Grauschwarzer, sehr feiner, kompakter Ton, Innenfläche einschließlich Rand graugrün glasiert, Glasur durch Hitze- Einwirkung krakeliert. Senkrechte Wand mit verdicktem Rand, oben waagrecht ab- geschnitten. Außenfläche kragenrand- ähnlich profiliert. Wand alt gebrochen und mit dickem Eisendraht geflickt, da- von das rechts der Bruchkante befindliche Flickloch mit durchgestecktem Draht noch erhalten, äußeres Drahtende nieder- geklopft. (Abb. 3) Die beiden Randstücke Abb. 1 und 2 erweisen sich durch Form und Material als Erzeugnisse der Passauer Schwarzhaf- nerei, wobei die Marke auf dem Stück Abb. 1 nur teilweise zu erkennen ist. Man wird aber in Entsprechung zu den vielfach bekannten Vorkommen an die für Passau kennzeichnende Kombination von gleich- schenkeligem Kreuz mit darunter gestell- tem Querbalken denken dürfen. Aus Kitz- bühel gibt es bereits mehrere gute Belege für diese Markenform, die in gleicher Ausfertigung auch aus Jochberg bei Kitz- bühel bekannt ist. Randstücke etwa gleichgroßer Töpfe mit nahezu identer Marke gibt es aus Lofer-Faistau und St. Martin bei Lofer. In dem reichen Bestand von der Taverne Oberrain in Unken (Salz- burg) befindet sich gleichfalls ein fast gleich großes Stück, das aber einen etwas mehr profizlierten Rand aufweist. Man wird die beiden neuen Randstücke in die Zeit der ersten Erwähnung eines Hausbe- sitzes von Vorderstadt 1 und 2 eines Jacob Pabler (1521) einreihen dürfen (J. Fel- mayer, 'Die profane Baugeschichte der Stadt Kitzbühel«, im Stadtbuch Kitzbühel III. Band, 1970, 5 10 ff, bs. S 26 ff. Das Randstück Abb. 3 ist der zweite Nachweis einer Reine (Pfanne) im Nordti- roler Bereich, den ersten gibt es aus dem Küchenabfallhaufen Jodlbichl in Joch- berg. Hier konnte auch an Hand größerer Bruchstücke die Form eindeutig festge- stellt werden, wofür das kleine Bruch- stück im Tiefenbrunner Grund nicht aus- gereicht hätte. Es dürfte sich bei ihm um den Rest einer hohen Reine (Pfanne) han- deln, die für das Backen von Rohrnudeln gedient hat. Für einen Gasthausbetrieb wäre dies auch verständlich. (Nach J. Fel- mayer (Anm. w.o.) wird ein Brauereigast- hof Tiefenbrunner 1693 das erste Mal er- wähnt.) Ob diese Pfannen auch als Ge- schirr in der Küche von Großbauern ver- wendet wurden, ist an Hand von Funden bis jetzt noch nicht festgestellt worden. Es dürfte aber kaum einen hinreichenden Grund geben, der gegen eine solche Ver- Der alte Baubestand zur A bbruchzeit Oktober 1976. Abbildung 1 und 2 Randstücke von Passauer Schwarzhafnerei. Abbildung 3 (unten): Kleines Randstück einer Pfanne (Reine) Kröninger Erzeugung (2/3 natürlicher Größe).
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