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Seite 38 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 4. April 1981 Einige Tage darauf durften sie sogar vor der Königin von England singen und platteln. Die Königin hatte noch nie soviel gelacht wie unter den Tirolern, die kreuz- schnackerl fidel waren und ihre ganze Fröhlichkeit an den Tag legten, die ihnen im Blute liegt. Man hatte ihnen später gesagt, daß man die Königin schon seit vielen Jahren nicht mehr lachen gesehen hätte und man danke ihnen, daß sie das zustande ge- bracht hätten. Und ihr müßt wiederkommen! Die sieben Kitzbüheler eroberten sich tatsächlich die Weltstadt im Sturm und als sie das Schiff betraten, das sie zum Kontinent wieder zurückführen sollte, rief man ihnen nach: »Ihr müßt wieder- kommen!« Im Sommer kamen sie dem Wunsche nach. Allerdings konnte sie diesmal der »Prinz« nicht mehr besuchen, weil er in Trauer war. Aber seine Freunde haben die Tiroler nicht vergessen. Sie jubelten ihnen auch diesmal wieder zu, wie immer. In al- len englischen Zeitungen erschienen die Bilder ihrer lustigen Gesichter, und die drei blitzsauberen Diandln, die sie mitge- nommen hatten, um Tanzpartnerinnen zu haben und London einmal echte Tirole- Peter Wörgötter, HG-Führer aus Saal- felden (1977 Lhotse, 8511 m; 1979 Kara- korum - Broad Peak, Tirich Nir Hindu- kusch), und SeppMillinger, Ortsstellen- leiter des Österreichischen Bergrettungs- dienstes, Ortsstelle Waidring (1979 Pik Kommunismus, 7498 m; 1974 Kaukasus; 1977 Anden - Südamerika), nehmen in der Zeit vom 11. 4. bis 8. 6. 1981 an der internationalen Himalaya-Expedition zum siebthöchsten Berg der Erde, dem 8156 m hohen Manaslu, teil. In Zusammenarbeit mit namhaften deutschen und schweizerischen Bergstei- gern soll der Berg über die NO-Seite be- stiegen werden. Es ist dies die Erstbestei- gerroute des japanischen Schicksalsber- ges. Der Manaslu ist von seiner Lage her ein sehr schwieriger Achttausender. Er hat ei- nen sehr langen Anmarschweg von 14 Ta- gen. Es gibt kaum ein Gebiet im Hima- laya, in dem es mehr Niederschlag gibt, als im hintersten Winkel des Burijhan- Im September 1593 hatten Kapuziner, von Venedig kommend, Tiroler Boden betreten. Kaum war in Innsbruck 1594 ein Heim errichtet worden, hatte sich der Or- den schon über ganz Tirol verbreitet, fand gastliche Stätten in Salzburg und auch im angrenzenden Bayern entstand Kloster um Kloster. Das Städtchen Kitzbühel sollte und rinnen zu zeigen, waren ebenfalls bald in ganz London volkstümlich geworden. In diesen Tagen (August 1936) sind sie nun von ihrer dritten Fahrt nach Kitzbü- hel zurückgekommen. Jeder ging wieder seinem Beruf nach. Der eine steht wieder in seiner Schreinerwerkstätte, der andere tut wieder seine Arbeit hoch oben auf der Alm, als ob in der Zwischenzeit nichts ge- wesen wäre und als ob sie nicht London erobert hätten. Sie hatten eben nicht des Geldes wegen in London getanzt und gesungen, sondern um dem Wunsche des Königs zu entspre- chen und Sitte und Brauch ihrer Heimat zu zeigen. Bei der letzten Heimfahrt stieg einer von den Schuhplattlern in Paris aus und walzte, gleich einem zünftigen Hand- werksburschen, von der Hauptstadt Frankreichs den Alpen zu. Sein einziger Begleiter war die »Ziach«, auf der er in den Dörfern, die er durchwanderte, Landler und Gstanzeln spielte. »Schau, i hab koa Geld und hab koa Arbeit, da hab i a Zeit«. So sind diese sieben Kitzbüheler, ein- fach und schlicht, trotzdem sie die Schuh- plattler des Königs sind und bald wieder- um Gäste des englischen Hofes sein wer- den.« daki-Tals, wo der schneereiche Manaslu steht. Dieses große bergsteigerische Unter- nehmen erfordert außer höchstem persön- lichen Einsatz viel Aufwand an hochwer- tiger Ausrüstung und Verpflegung. Um einen Teil der Transport- und Trä- gerkosten zu sparen, hat sich die Expidi- tionsmannschaft vorgenommen, sich beim An- und Rückmarsch vorwiegend aus dem Lande zu nähern. Die Ausrüstung der Mannschaft, der Träger, der Sherpas und des Begleitoffi- ziers muß nach neuestem Stand aus Euro- pa mitgebracht werden, um den Vor- schriften der nepalesischen Regierung ge- recht zu werden. Für alle, die diese Expedition einheimi- scher Bergsteiger unterstützen wollen, wurde eine Grußkartenaktion eingerich- tet. Gegen Einzahlung eines Betrages von S 100.— auf das Konto 21.568 bei der Raika Waidring erhalten Sie eine Gruß- karte aus dem Himalayagebiet. wollte auch ein solches erhalten. Die un- mittelbare Veranlassung einer Erbauung war ein Vorfahre der Grafen von Lam- berg. Kitzbühel gehörte um diese Zeit kirch- lich zur Diözese Chiemsee und war Pfandherrschaft des Reichsgrafen Sieg- mund von Lamberg. Sein Sohn Johann Raymund war im Jahre 1683 Kapuziner geworden, hatte 1691 in Salzburg seine Primiz gefeiert. Er bewog seinen Vater, wie auch seinen Vetter Johann Philipp, Fürstbischof von Passau im Jahre 1692, den Kapuzinern in Kitzbühel ein Hospiz oder ein Klösterlein zu bauen. Doch kaum war der Plan gefaßt, als sich auch schon von den verschiedensten Seiten ernste Schwierigkeiten erhoben. Gestützt auf die verschiedensten Gründe verweigerte so- wohl der Kaiser als auch der Bischof von Chiemsee, Sigmund Karl von Wolken- Stein seine Zustimmung. Der Bischof füg- te aber seinem abschlägigen Gutachten an den Kaiser die Bemerkung bei: »Sollte aber die Einführung der Kapuziner ohne besondere Beschwerde der Untertanen durch Hilfe und Vorsehung des Bischofs zu Passau, dessen fürstliche Gnaden als Graf von Lamberg die Herrschaft Kitzbü- hel zu Lehen tragen und genießen und dessen Vetters Raymund Lamberg möch- te eingerichtet werden, so finden wir in solchem Falle kein Bedenken dagegen und conformieren wir uns denen ein Kapuzi- nerhospiz oder Klösterle in Gnaden ver- willigen können.« Aber die kaiserliche Er- laubnis kam nicht. So war also vorläufig keine Aussicht vorhanden, diesen Plan zu verwirklichen. Aber es traten in der Fol- gezeit Ereignisse ein, die die Wege dazu ebneten, langsam zwar, aber stetig. Ein geplantes Hospiz für die Franziska- ner in St. Johann in Tirol wurde fallenge- lassen, da es die Zustimmung der Interes- senten nicht gefunden hatte. Der Bischof von Chiemsee war gestorben. Graf Ray- mund von Lamberg hatte durch eine letzt- willige Verfügung am 11. Juli 1696 be- stimmt, daß von seinen Gehälten in Müni- chau 10.000 Gulden zum Bau eines Kapu- zinerklosters in Kitzbühel verwendet wer- den sollen. Der Bischof von Passau erhielt als Testamentsexekutor den Auftrag, falls die Erben dieses Legat nicht willig auszah- len sollten, ihnen die Güter in Münichau solange vorzuenthalten, bis sie die Summe erlegt hätten. Sollte aber die Klosterstif- tung in Kitzbühel nicht zustande kom- men, so sollte das Geld für einen anderen Klosterbau in Tirol Verwendung finden. Da so die Wege geebnet schienen, nahm der damalige Provinzial Pater Stefan den Klosterplan in Kitzbühel wieder auf. Er überreichte ein Majestätsgesuch an den Kaiser, um den Landesherrlichen Konsens zu erhalten. Auch der Bischof von Passau legte ein warmes Befürwortungsschreiben bei. Die Wirkung davon war, daß Kaiser Leopold 1. am 2. Jänner 1697 den Bau des Klosters erlaubte und noch die Ober- Österreichische Regierung anwies auch die baldige Zustimmung des Bischofs von Chiemsee zu erwirken, »damit dieses löb- liche und fromme Vorhaben ehemöglichst bewerkstelligt werde.« Am 8. Februar 1697 wurde die kaiserli- che Entschließung dem P. Provinzial mit- geteilt und daran die Bemerkung ge- knüpft, S. Majestät sei zu dieser Baube- willigung besonders durch den Umstand bewogen worden, daß die Kapuziner nicht allein von der Stadt Kitzbühel zu ihrer Himalaya-Expedition 1981 zum Manaslu, Siebthöchster Berg der Erde Zur Entstehung des Kapuzinerklosters Kitzbühel $
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