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Lan deshauptinan nstellvertreter Prof. Dr. Fritz Prior, Kulturreferent des Landes Tirol, bei der Eröffnung der Volksbücherei Waidring; rechts Landesrat Koin,nerzialrat Chri- stian Huber, links Bürgermeister Michael Grander. Die Bücherei ist jeden Donnerstag von 19-20 Uhr und jeden Sonntag von 10 bis 11 Uhr geöffnet und wird von Hermann Schreder betreut. Foto: Enge/bert Opperei, Kitzbüliel Samstag, 25. April 1981 Kitzbüheler Anzeiger Seite 47 zur Gegenwart auch Violinspieler am Chore mit. In der Stiftung des örtlichen Kaplans in Waidring im Jahre 1485 war für diesen die Verpflichtung ausbedungen, an allen größeren Festtagen die »Vewper zu sin- gen«. Nach der Visitation von 1620 wurde sie samstäglich gehalten. Der Rosenkranz kam als Andacht erst in der zweiten Hälf- te des 18. Jahrhunderts auf. Unterm 17. Februar 1781 wurden in der Gemeinde 400 Gulden gesammelt, damit an Sonn- und Feiertagen nachmittags ein hl. Rosen- kranz mit lauretanischer Litanei sowie dem Segen vor- und nachher gebetet wür- de. Die religiöse Unterweisung der Kinder seitens des Seelsorgers war früher spär- lich. 1620 steht: Demnach muß beim Vi- kar Langenmantl tadelnd vermerkt wer- den: »Katechese hat er nie gegeben«. Von Michael Pock dagegen heißt es »Kateche- se hält er«. Bis zur Neuzeit herauf hielt sich auch in Waidring der Brauch, Naturalien ver- schiedenster Art für die Kirche zu spen- den. So verzeichnet die Kirchenrechnung von 1491 Käse, Hennen, Haar = Flachs, auch Wolle, die geopfert werden. Für 4 Hufeisen bekommt man 3 1/2 Kreuzer. 1499 erscheinen so als Gaben »ain spetl (junges Schaf), ain kalb, zwey slayr, am kalbfell«; 1502 ein Luchsbalg und 1544 ei- ne Bärenhaut. Nach 1544 hören diese Na- turalgaben auf. Um 1930 haben ältere Frauen noch in der Hl. Nacht gesponnene »Haar«- (= Flachs-)strähne geopfert und verein- zelte Frauen opferten soviele Eier in die Krippe, als sie junge, legende. Hennen ha- ben. Auch überreichte man noch vor eini- gen Jahrzehnten dem Geistlichen soviele Eier, als Beichtzettel abgegeben wurden. Es wurden selbstverständlich seinerzeit vielmehr Festtage gefeiert. Bereits 1485 werden neben den gewöhnlichen Festen des Herrn und der Muttergottes auch alle Aposteltage, Lorenzi, Sebastiani, St. Jo- hannes der Täufer u.a. gefeiert. Unter den Marientagen erscheint auch 1478 die in unseren Gegenden sehr seltene Bezeich- nung »vor der verpargen unser frawentag (= verborgener - 25. März, Maria Ver- kündigung)«. Man hielt auch die Fronleichnamspro- zession und zwar diese allein. Dagegen wurden öfters Bittgänge gemacht, zu- nächst in die Mutterpfarre und in alle Tochterkirchen derselben, also Kössen und Schwendt, bei deren jährlichen Patroziniums- und Kirchweihfesten. Aber gelegentlich ging man auch weiter, so z.B. 1580 nach St. Leonhard bei Kund!, wobei eine größere Kerze geopfert wurde. Bis zum Verbot durch Josef Il. hielt sich an Sonn- und Feiertagen im Sommer und zwar von Pfingsten bis zum Jakobitag (25. Juli) das Feldergehen, wobei die Evangelien gebetet und mit dem Cibori- um oder später mit einem Wetterkreuz der Wettersegen gegeben wurde. Unterm 21. März 1794 wird vom Zoll- amte Paß Strub mitgeteilt, daß »es von Ausrauchung deren Amtshäusern, von Kreuzgäng, Wetterläuten u. dgl. abge- kommen seye«. In alter Zeit herrschte auch in Waidring der Brauch, das Ministranten und junge Leute zu Weihnachten »ansingen« oder auf Dreikönig »Sternsingen< gingen. Die Kirchenrechnung des Jahres 1482 meldet: »eingenommen von den Ansingern zu Weihnachten 3 Pfd. Pnr.« 1483 heißt es: von jungen Gesellen an singen, gelt 1/2 lb pnr«. Ganz deutlich wird 1556 vermerkt: »die jungen gesellen haben ersungen in den weynachtsfeyertagen zu der Kirchen von der landschaft (= Landleuten, Bau- ern) 1 fi. 23 kr.«. Noch 1609 kehrt es ähn- lich wieder: »von den Sternsingern emp- fangen beim neuen Jar 1609 und 1610 - 32 kr«. Man sieht, wie weit unsere Krip- penlieder zurückgehen! Gelegentlich hatten Segnungen und Weihen freilich auch gewisse abergläubi- sche Folgen. So schreibt Vitus Graber vom Offizialrat Chiemsee am 18. Juni 1671 an den Pfarrer in Kirchdorf: »als ich den 4. vorigen Mai zu Waidring das Got- teshaus visitiert, hat sich befunden, daß die Glockhen zu Zeiten von der aber- gläubischen bauernschaft geschmirbt würde . . . er solle sehen, daß diese Schmierbung der Glocken abgestellt wer- de«. Gedanken und Vorstellungen aus Urzeiten tauchen hier auf. Sinn dieses »Schmierbens« war wohl, der Glocke eine magische Kraft zu geben, die sie dann zur Heilswirkung hinausklingen lassen sollte. Bericht wird fortgesetzt. MARTIN SEIBL Gasthaus »Enthgries« Branntweinbrennerei Marianne Seibl 6384 WAIDRING, Endgries 11 6384 WAIDRING, Telefon 05353/5254 Restaurant mit gemütlicher Kaminstube Komfortzimmer - Telefon 05353/377
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