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Titelseite des Stiftungsbriefes von Papst Benedikt XIV aus dem Jahre 1742 Trost-Gnad- und Heyl-würkende Bruderschaft der siben heiligen Zufluchten, welche von Seiner Päbsti. Heiligkeit Benedicto dem XIV. ddi Namens, dem würdigen Vicariat- Gotts-Hauß der Heiligen VITI und NICOLAI zu Waidring, unter der Pfarrei Kirch- dorf, Bßthums Chiemsee, Lands Tyrol, Gerichts Kitzbühel, allergnädigst verliehen und A UTHORITA TE ORDINARIA Alida selbsten eingeführet worden im Jahr 1742. Salzburg, gedruckt bey Johann Josep Mayrs, Hof- und Academischen Buchdruckers sei. Erben. (Heimatmuseum Kitzbühel) Samstag, 2. Mai 1981 Kitzbüheler Anzeiger Seite 27 Brach nach der Macht der Hölle nicht im- mer wieder ein Herrgottstag an, so einer, wie heute hier in unserem Waidring? Ja, jeder Tag, morgen und übermorgen bis ans Ende der Zeit wird ein Herrgottstag sein, wenn wir und alle, die nach uns kommen, so beten, wie unsere Ahnen ge- betet haben: Gelegentlich hatten Segnungen und Weihen freilich auch gewisse abergläubi- sche Folgen. So schreibt Vitus Graber vom Offizialrat Chiemsee am 18. Juni 1671 an den Pfarrer in Kirchdorf: »als ich den 4. vorigen Mai zu Waidring das Got- teshaus visitiert, hat sich befunden, daß die Glockhen zu Zeiten von der aber- gläubischen bauern5chaft geschmirbt würde . . . er solle sehen, daß diese Schmierbung der Glocken abgestellt wer- de«. Gedanken und Vorstellungen aus Urzeiten tauchen hier auf. Sinn dieses »Schmierbens« war wohl, der Glocke eine magische Kraft zu geben, die sie dann zur Heilswirkung hinausklingen lassen sollte. Was man von ihr hoffte und was sie wei- hevoll mitbewirken sollte, nämlich Gewit- ter und Unfruchtbarkeit zu bannen und fetten Segen in jeder Form zu spenden, das wollte man ihr selbst auch unmittelbar ge- ben. So hat man einst auch Götterbilder wie hl. Steine gesalbt und Donnerkeile mit Butter bestrichen. Die Glocken sollten aber auch alles vernichten, was Schaden anrichten wollte oder konnte. In diesem Sinne schrieb Bartholomäus Holzhauser in seinem Visitationsbericht des Dekana- tes St. Johann im Jahre 1643 an das Ordi- nariat Chiemsee über diesen Aberglau- ben: »sie beschmieren die Glocken mit Butter, damit dann der Klöppel am hl. Donnerstag (Gründonnerstag) die Hexe, welche die Kühe bezauberte, am Kopfe schlagen möge«. Am 5. September 1735 wurde die Ein- führung des Kreuzweges bewilligt. Die Stationsstatuen (!) sollten aber zuerst au- ßerhalb der Kirche errichtet werden. Man wollte dadurch jedenfalls ein eigentliches Gehen von einer Station zur anderen beim Beten des Kreuzweges erreichen. Am 25. September 1853 wurde der Kreuzweg in der Kapelle zu Reit bei Waidring errich- tet. Am 9. Mai 1743 wurde die Aussetzung eines Kreuzpartikels, den der Postmeister Josef Aufschnaiter von seinem Bruder, ei- nem Guardian bei den Kapuzinern, erhal- ten hatte, bewilligt. Das frühe 18. Jahrhundert war die Zeit blühender religiöser Bruderschaften, an denen die Leute regsten Anteil nahmen. So entschloß man sich auch in Waidring, eine zu errichten und zwar die zu den 7 hl. Zufluchten: die heiligste Dreifaltigkeit, Christus der Gekreuzigte, das heiligste Al- tarsakrament, die seligste Jungfrau, alle Ein Wort von Dir, o Gott, so erliegt das Böse, Denn Du bist der ewige Walter der Geschichte. Du bist der König unseres Volkes, Dein ist dies Land und dieses unser Waidring.« hl. Engel, alle Heiligen Gottes und die ar- men Seelen. Für den schwölstigen, unterthänigst- gehorsamsten und gesucht geistreichenden Stil, in dem damals untergebene Ämter mit ihrer Obrigkeit verkehrten, ist das Bittgesuch kennzeichnend, das der dama- lige Vikar Floridus Kaltenhauser um Be- willigung der Bruderschaft an seinen Chiemseer Diözesanbischof richtete. Da schrieb er unterm 14. Oktober 1741: »Hochgeborener, Hochwürdigster, des hl. Römischen Reiches Fürst, Gnädigster Fürst und Herr Ordinari! - Dero hoch- gräflicher Wappenbogen, von dem Euer Hochfürstlich Gnaden als Oberhürdt auf Ihro unterthenigste Schäflein schon manch Gnaden-Pfeile abgedruckhet ha- ben - (Diese Wendung sollte auf den Pfeilbogen anspielen, der im Hauswap- pen des damaligen Bischofs Josef Franz, Graf von Arco, sich zeigte.) hat auch ei- nem untergebensten Vikariat Waidring getrößte Hoffnung gemacht, von derglei- chen Gnadenpfeil getroffen zu werden ect.<( Zum Herrgottstag von Waidring Religiöses Leben in der Pfarre Waidring Von DDr. Matthias Mayer, Pfarrer in Going, gestorben am 22. März 1969 im 85. Lebensjahr
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