Kitzbüheler Anzeiger

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Der mittelalterliche Stadtgraben und das urzeitliche Kitzbühel Von Univ.-Prof. Dr. Richard Pittior.i in »Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie« - Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 191 Die Lage von Kitzbühel, wie sie auf dem Bild des Schwazer Bergbuches (1556) darge- stellt wird, erfährt somit eine gute Bestätigung. Vgl. dazu die Reproduktion dieses Bil- des im Stadtbuch K,tzbz,he!, II. Band, S 212-213. Samstag. 2. Mai N81 Kitzbüheler Anzeiger Seite 41 Fundort und Fundgeschichte Anläßlich meines Besuches am 21. Au- gust 1978 bei Herrn Dipl.-Ing. H. Kr. Rief, Kitzbühel, Hinterstact 14, bei dem er mir zwei Probierschähhen und drei in- teressante keramische Reste für eine Ver- öffentlichung zur Verfügung stellte, hatte ich Gelegenheit, die zum Hause Hinter- stadt 14 (KG., Kitzbühel-Stadt, Baupar- zelle 38) gehörige, im Westen vorgelagerte Grundparzelle Nr. 85 zu begehen. Anlaß hierfür waren einige keramische Funde, so die Probierschälchen und andere mit- telalterliche Stücke, die Herr Dipl.-Ing. H. Kr. Rief anläßlich einer Säuberung des frei gebliebenen Teiles der Grundparzelle Nr. 85 sammeln konnte. Bei dieser Gele- genheit wurde auch die frei stehende Erd- wand zur benachbarten Grundparzelle Nr. 86 (zur Bauparzelle Nr. 39 des Dipl.- Ing. G. Kaaserer gehörig) geputzt, wobei kleine Keramikstückchen zum Vorsc -iein gekommen waren. Sie erwiesen sich an- ders als die mittelalterlichen Reste geartet. Bei der Demonstration des Fundpunktes durch Herrn Dipl.-Ing. Rief konnten noch einige kleine Bruchstücke in situ ge- borgen werden. Sie waren sofort als ur- zeitlich zu bestimmen. Anschließenc an diesen erster- Besuch der Fundstelle habe ich sie am 25. August 1978 nochmals nä- her in Augenschein genommen, die Lage und den gesamten Aufschluß fotografisch festgehalten sowie ein Profi: der frei ste- henden Wand skizzenmäßig aufgenom- men. Über meine Bitte hat Herr Ing. Sepp Krimbacher, Kitzbühel, die Fundstelle farbfotografisch festgehalten, wofür ich ihm zu besonderem Dank verpflichtet bin. Herrn Dipl.-Ing. Rief bin ich für den Hinweis auf die Fundstelle ebenso ver- bunden wie für einige Angaben zum Pro- filaufschlul3. Mit Rücksicht auf die Be- deutung der Fundstelle für die Stadtge- schichte schien es ratsam, sie topografisch genau zu fixieren. Deshalb habe ich am 6. September 1978 den Herrn Bürgermeister der Stadt Kitzbühel, Herrn LA Hans Brettauer, ersucht, eine solche topografi- sche Fixierung durch das städtische Bau- amt vornehmen zu lassen, gleichzeitig aber auch die Frage angeschnit:en, ob es möglich wäre, von der gleichen Dienst- stelle einen vom Fundort ausgehenden W-O-Schnitt durch das Gelände des Stadtareals anfertigen zu lassen, aber zu- sätzlich noch durch einen N-S-Schnitt zu ergänzen. Durch diese Schnitte sollte einerseits der Hügelcharakter des Kitzbü- heler Siedlungsbociens erwiesen, anderer- seits aber auch die ursprüngliche Höhe des urzeitlichen Siedlungsbodens ermittelt werden. Über Auftrag der Stadtgemeinde hat dann das Büro von Herrn Dipl.-Ing. Dr. techn. Bruno Bauer (staatlich befug- ter und beeideter Ingenieur für Vermes- sungswesen) in Kitzbühel diese Vermes- sungen am 8. März 1979 durchgeführt, wofür ich sowohl :1cm Herrn Bürgermei- ster Brettauer wie Herrn Dipl.-Ing. Dr. techn. Bauer zu aufrichtigem Dank ver- pflichtet bin. Über Vermittlung von Herrn cand.phil. Manfred Rupert, dem ich noch für andere Unterstützungen zu danken habe, erhielt ich die beiden Pläne am 2. August 1979. Herr Dipl.-Ing. Dr. techn. Bauer hat in freundlichem Entge- genkommen die Veröffentlichung der bei- den Pläne gestattet. Die in der urzeitli- chen Kulturschicht geborgenen kerami- schen Reste wurden dem Heimatmuseum Kitzbühel zur Aufbewahrung übergeben. Der Fundaufschluß Das Aufschlußprofil besteht aus drei deutlich voneinander getrennten Teilen, von denen jeder einer anderen Zeit ange- hört. Zentraler Teil des Profils ist der un- gestörte rotgelbe lehmartige Boden etwa in der Längsmitte des Aufschlusses. Es handelt sich hier um den Rest des alten, das heißt ursprünglichen Bodens, auf dem die urzeitliche Siedlung angelegt worden ist. Als letzter Rest davon ist ein kleines Stück einer schwach von Osten nach We- sten geneigten Kulturschicht mit zahlrei- chen Keramikresten erhalten geblieben. Sie liegt etwa 60 cm von der heutigen Oberfläche tief und wird von einer alten Humusschicht von ca. 10 cm Stärke abge- deckt. An der Unterkante dieses alten Humus-(Verwitterungs-)Bodens konnte beim Besuch der Fundstelle in situ ein sehr kleines spätmittelalterliches Gefäß- bruchstück (von Schwarzhafnerei-Art) festgestellt werden. Über der Hums- schicht folgt noch eine fast bis zur Ober- kante des Profils reichende Stein-Erde- Mischung. Links des stehengebliebenen alten Bo- dens mit der Kulturschicht ist eine bis zu 1 m breite Störungszone angeschlossen. Sie besteht aus zwei Teilen: dem Ostteil, der an die Hausmauer des Hauses Nr. 14 angesetzt ist und eine bis zu 40 cm dicke, aus Bruchsteinen aufgebaute und vermör- telte Mauer aufweist, und dem Westteil, der mit dunkelgraubraunem Füllmaterial versetzt ist. Man wird annehmen dürfen, daß es sich bei der Mauer um einen Stütz- anbau an die äußere Fundamentwand handelt, zu deren Aufbau eine entspre- chend breite Arbeitsgrube angelegt wer- den mußte. Der westlich des Mittelteiles anschließende dritte Teil zeigt eine etwa von Osten nach Westen gerichtete, durch eine Steinauflage begrenzte schiefe Ebe- ne, die bei rund 1,2 m Entfernung vom östlichen Profilende einsetzt und sich bis 2 m der Profilbreite fortsetzt. Darüber ist Abraum aus Stein und Erde aufgefüllt, in ihm ist vereinzelt kleinst zer- brochene spätmittelalterliche Keramik an- zutreffen. Ein weiteres Verfolgen des Pro- fils nach Westen war nicht mehr möglich, da hier der unverritzte Boden ansetzte. Die zeitliche Bestimmung der beiden Störungsbereiche östlich und westlich des urzeitlichen Siedlungsbodens dürfte zwei verschiedenen Daten zuzuweisen sein. Wenn 1271 Kitzbühel zur Stadt erhoben wurde, so setzt dies auch eine entspre- chend große Besiedlung voraus. Daraus wird man ableiten dürfen, daß das Haus Hinterstadt Nr. 14 bereits im 13. Jahr- 4
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