Kitzbüheler Anzeiger

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Die Eisenbahnbrücke beÄ Gudl1abfrg wir, wie wir VOfl Bauunternehmer Ing. Fröschl erfahren konnte', noch im Juni dieses Jahres dein Verkehr übergeben werden. Links ckis Schnitze.rbaclil, das etwas verlegt und liefergelegt wurde; im Hintergrund Hotel »Lutzenberg«. Der Regenbogenkobold Rebeffi erzählt Wer Rebelli ist? Mein Freund Dietmar H. hat mir vor vielen Jahren von ihm er- zäh'-t- Er kennt ihn besser as ich. Viel- leicht erzählt Dietmar irgendwann einmal alles iber Rebell--. Es kann auch sei, daß der Regenbogenkobold Rebelli mit dem Ree1li, den Dietmar meint, nur er.:iernt verwandt oder verschwägert ist. Jeden- falls, die nun folgende Geschichte hat mir der Re.genbogenkDbold Rebelli erzählt. Es war am frühen Nachmittag. Die Sonne natte den herrlichsten Regenbogen, den Rebelli sich nur wünschen konnte, in den Himmel gezaubert. Er tDbte sich so richtig aus, sprang vom Ro zum Crange und tanzte im Geb. Wie er -von Grün ber Indig': ins Blau turnte, rutschte er aus, konnte sich am Lila nicht mehr festhal:en und plumbste, nach einem endlosen Fall, in eine Moorgrube nahe -:)eim Schwarzen See. Er war nich: allzu :raurig. Endlich konnte er sich seinen Regenbogen vor, der Erde aus anschauen, und dann wull:e er, daß immer neue Regenbogen von cen Godscnätzen in der Erde a'ifsteigen und einen würde er schon wieder erwischen. Gar mancher Spaziergänger begegnete ihm auf seinem Weg zur nahe gelegenen Stadt, doch niemand beobach:ete ihn. Er fiel auch nicht besonders auf, denn das Moor hatte er, nachdem es getrocknet war, von seinen Beinkleidern gekiopft, und in Regenbogenfarben waren teilweise die Leute auf der Erde auch gekleidet. Bald erreichte er die Stadt und freute sich schon, junge Leute zu treffen, mit denen er ausgiebig spielen wollte. Endlich ein- mal richtig mi: Kueln und Bällen spielen, dacnte er, denn das war im Regenbigen sehr, sehr schwierig. Ihm waren schon viele Bälle und Kugeln zur Erde gerollt, und er hatte einmal gesehen, wie sich die Kinder über die bunten Kugeln gefreut hatten und lustige Spiele erfanden. Aber wo spielten die jungen Leute mit den Kugeln? Etwas enttäuscht wanderte er durch die Stadt. Plötzlich entdeckte er einen Regenbogen, zu Schriftzeichen und irgendwelchen Linien schrecklich verbo- gen, an einer Hauswand verschraubt. Er rannte näher und sah durch das große Fenster zu ebener Erde Lichter in Regen- boaenfarben aufleuchten. Die Nase an der Fensterscheibe plattge- drückt, stand Rebelli da und staunte. Ball in nlay - garne over leuchtete immer wie- der auf und Zahlen, nichts als Zahlen, Hunderter, Tausender, Millionen. An- scheinend wetteiferten die jungen Leute da drinnen, wer mehr von diesen Zahlen erreichte. Seine Neugierde war nicht mehr zu hallten und er betrat den Spielraum. Ein eigenartiger, klirrender, surrender Lärm verschlug ihm Ohren und Sprache. Seine Augen schmerzten ein wenig. Er hatte noch niemals so scheußliche, unna- türliche Farben gesehen. Und die Kugeln, seine Kugeln?! Unerreichbar hinter Glasfenstern einge- sperrt, wurden sie von irgendwelchen Kr.ften hin und her gestoßen, daß einem schwindlig wurde. Es waren auch nicht mehr bemalte Tonkugeln oder Glasku- geln, aus denen ein kleines Stück vom Re- genbogen herausleuchtete, nein, es waren polierte Stahlkugeln. Jeder Stoß, den sie bekamen, machte die Zählscheibe drehen, einmal mehr, einmal weniger, und er be- obach:ete, wie die jungen Leute gebannt abwechselnd auf die Kugel und die Zahlen Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 16. Mai 1981 starrten. Dabei drückten sie manchmal auf irgendwelche Knöpfe, die aus einem unförmigen Kasten herausragten. Rebelli erschrak zutiefst. Das waren Automaten, mit denen die jungen Leute spielten, Automaten, die nicht lachten, nicht sprachen, nicht stritten und oben- drein auch keine Fehler machten. Kopf- schüttelnd wunderte sich Rebelli, wie man sich an einem Spiel erfreuen könne, bei dem es nichts zu gewinnen gab, außer ein Freispiel. Obendrein schien ihm ein Spiel, das auf die geschickte Bewegung von zwei Fingern beschränkt blieb, äußerst lang- weilig. Es drängten immer mehr Leute in den Spielraum. Sie warfen ihre Schultaschen in einen Winkel des Raumes und ihr Ta- schengeld in den Schlitz der Automaten. Rebelli wurde angerempelt: Spielst du da? - Nein! - Dann mach Platz! - Aber ich will ja spielen! - Hast du Geld? - Nein, seit wann braucht man zum Spielen Geld??? - Hat man sowas schon gehört? Ha ha ha, dröhnt ein höhnisches La- chen durch den Spielraum. Rebelli gellte dieses Lachen noch schau- rig in den Ohren, während er längst weit fortgelaufen war. Ich fand ihn auf einem Baumstrunk sitzend, nahe beim Ehren- bach-Wasserfall, am vergangenen Sonn- tag. Er fragte mich, was ich zu seiner Ge- schichte als Regenbogenersatzmann zu sa- gen hätte. Ich versprach ihm, mich seines Problemes anzunehmen. Ich wollte mir meine Antwort überlegen und in den Zei- tungen drucken lassen. Lieber Regenbogenkobold Rebelli! Deine Kugeln und Bälle hat der böse Monetti verzaubert und in die Glaskästen gesperrt. Deine Phantasie-Spielräume auf weiten Wiesen, in dunklen Wäldern, neben klei- nen Bächen, hat er in Betonwände ver- wandelt, die einen Raum umschließen, in dem pausenlos mechanisch erzeugte Klän- ge fröhliches Pfeifen ersetzen. Die lachenden Augen der Kinder wer- den mit einem optischen Salat aus farbi- gen, elektrischen Lichtern verdorben. Obendrein verhindert der Einheitsdunst dieser Räume, daß sich die Nasen noch am Duft einer Blume erfreuen könnten. Die Sprachlosigkeit der Automaten braucht all ihre Aufmerksamkeit und hin- dert sie am Erzählen ihrer Abenteuer. Jemand hat einmal zu mir gesagt, daß die Empfindungen durch die Sinnesorga- ne bestimmt werden, daß ihre Qualität abhängt von der Entwicklung unserer Sin- nesorgane. Goethe hat geschrieben: Mach ein Organ aus dir! Wie es darum bei die- sen jungen Leuten bestellt ist, kannst Du Dir denken, lieber Rebelli. Du wirst Dich fragen, warum niemand diesen jungen Leuten hilft und den bösen Zauberer Monetti wenigstens aus ihren Spielen verbannt? Ich weiß es auch nicht. Aber vielleicht gibt es Eltern, Lehrer und Politiker, die sich bald zusammentun und etwas unternehmen. Ich hoffe es sehr, sonst ist . . . »TILT« . . . ausgespielt. Dein Florian
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