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Samstag, 30. Mai 1981 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 Bei allem Respekt vor der Obrigkeit: es wurden Taten gesetzt - und man plant weitere Taten, die mit Recht die Frage er- lauben, ob man das Unterland verkaufen will. Folgende Fakten: nur der Wachsamkeit weniger war es zu verdanken, daß ein von der Bundesregierung einstimmig bereits genehmigter großer Bergbau im Bezirk Kitzbühel durch eine machtvolle Demon- stration des bedrohten Volkes verhindert werden konnte. Das gesamte Inntal wird von einer Autobahn nicht nur zerschnit- ten, sondern in seiner Lebensqualität be- droht. Die Landschaft zerstörenden, jede Aussicht verhindernden Schallschutzmau- ern mußten mit Steuergeldern errichtet werden, um dem gequälten Volk wenig- stens einen Schlaf zu ermöglichen. An den Aufbau eines Fremdenverkehrs ist in manchen Gemeinden des Inntales nicht zu denken. Man plant ebenso im Inntal ein Öltanklager, man plant die Brennerflach- bahn und es gibt hiezu machtvolle politi- sche Kräfte, die sich gegen dieses Projekt nicht stemmen. Zudem gingen große Fir- men wirtschaftlich zugrunde, daran war sicher nicht das Management allein schuld. Zementwerke spucken seit Jahr- zehnten den Staub auf die Landschaft. Bedingt durch den Arlbergtunnel hat der Fernlastverkehr von Wörgl über St. Johann—Lofer in einem unerträglichen Ausmaß zugenommen. Das Volk stellt mit Recht die Frage, was die Obrigkeiten in Wien und Innsbruck dagegen unter- nommen haben. Das Volk ist auch verbit- tert: was ist hier an Tat gesetzt worden? Man baut durchaus verdient einen Stra- ßentunnel bei Lermoos, man hat Reutte großzügig umfahren, wir haben eine Luxus-Timmelsjoch-Straße und ebenso eine Luxusstraße über das Hahntennjoch, sogar Nassereith hat man einmal einen Tunnel versprochen. Es gibt Konzepte für das Gurgital, zum Glück für's Oberland haben die Südtiroler eine Schnellstraße Mailand—Ulm verhindert. Ebenso ein Glück war es, daß Südtiroler und Zillerta- ler das Projekt einer Allemagna zu Fall brachten, obwohl die Italiener bereits die Autobahn Venedig—Vittorio—Veneto gebaut, hatten. Wie eine schleichende Schlange tauchte vor einiger Zeit ein Projekt auf: Bau eines Tunnels unter dem Plöckenmassiv. Ken- ner der Verkehrsverbindungen erkannten sofort, daß sich damit eine neue Verkehrs- lawine auf die Bezirke Kufstein und Kitz- bühel zuwälzen müßte. Es wurde klar ar- gumentiert: 100 km kürzere Strecke, gro- ßes Interesse an dieser Ersatzallemagna aus Bayern und Norditalien, besonders Triest und Friaul. Völlig unverständlich will sich das Land Tirol mit 20 Mill. 5 an einer Plöckentunnel-Gesellschaft beteili- gen. Noch unverständlicher ist das Eintre- ten von Politikern aus Osttirol für dieses Projekt. Nun ist die Katze aus dem Sack! Der Plöckentunnel soll sogar noch vor dem Karawankentunnel gebaut werden, dafür ist Geld vorhanden. Unter dem Plöcken- massiv wird ein 8,2 km langer Basistunnel (und nicht wie vorgeschwatzt ein Scheitel- tunnel) gebaut, dies ohne Höhenverlust. Damit sind Argumente der Beschwichti- ger, die neue Route wäre wegen der Pässe für den Fernlastverkehr uninteressant, wi- derlegt. Die Prognose lautet, daß auf die- ser Ersatzallemagna 8 0/o Schwerverkehr sein würde. Das deckt sich genau mit ei- ner seinerzeitigen Aussage unseres Herrn Landeshauptmannes, daß diese Strecke einmal für den Fernlastverkehr interes- sant würde. Bei nur 10.000 Fahrzeugen je Tag wären es also 800 Fernlaster, die durch die Bezirke Kitzbühel und Kufstein zusätzlich donnern würden. Italien hat ei- ne Autobahn von Triest - Venedig - Udine bereits bis Carnia, zum Südportal des Plöckentunnels würde eine vierspuri- ge Straße gebaut! Man redet sogar, daß die Republik Osterreich für den Bau einer Phyrntal-Autobahn von der EWG die nö- tigen Milliarden unter der Voraussetzung bekäme, daß dem Bau des Plöckentunnels zugestimmt würde. Mit Recht fühlt man sich hier also verschaukelt! Der Zustand mancher Straßen im Bezirk ist ein jahr- zehntelanger Skandal, der Schutzverband wird zum geeigneten Zeitpunkt die Bewei- se auch jenen erbringen, welche an Eng- stellen, Bahnunterführungen, Bahn- schranken, Bergkuppen vorbei sich nur dann durchquälen, wenn sie zu einer Wahlversammlung kommen. Der Herr Direktor der Felbertauern- straßen AG, die mehrheitlich Bund ist, tä- te gut, sich im Bezirk Kitzbühel näher um- zusehen; wir haben mit unserer Wehr nicht das falsche Schwein geschlachtet, denn der derzeitige Fernlastverkehr wälzt sich nicht über Kitzbühel, sondern von Wörgl über St. Johann nach Lofer. Mit aller Deutlichkeit zu einem Interview im Radio durch den Osttiroler Landesrat Friedolin Zanon: er ist im Land Personal- und Wohnbau-, aber nicht Verkehrs- oder Wirtschaftsreferent; bei aller Hochach- tung steht ihm also kein Urteil über die Verkehrssituation im Bezirk Kitzbühel zu! Wir lassen uns nicht aufokturieren, was uns bekommt oder nicht. Das wissen wir selbst viel besser. Der Schutzverband Kitzbühel, dem die Gemeinden und Fremdenverkehrsverbän- de des Bezirkes angehören, ist eine seriöse und darum auch machtvolle Organisa- tion. Sie lehnt willkürliche Maßnahmen ab, nimmt aber alle legitimen Rechte in Anspruch. Das heißt nun unerbittliche Härte gegen die wirtschaftliche Vernich- tung vieler Existenzen in diesem Bezirk. Als Obmann dieses Verbandes glaube ich nicht, daß wir hier einen anderen AKH- Skandal brauchen, er heißt: »Alle Kitzbü- heler hinaus!« Wer das nur irgendwie för- dert, hat mit unserem harten Widerstand ab nun zu rechnen. Dr. Kirchmeyr, Obmann Tiroler Landesschießen 1981 in Innsbruck Der Tiroler Landesschützenbund führt unter dem Ehrenschutz des Landesoberst- schützenmeisters, Landeshauptmann Eduard Walinöfer, in der Zeit von 27. Mai bis 9. Juni das sehr gut mit Ehren- und wertvollen Sachpreisen dotierte Tiro- ler Landesschießen auf dem Landes- hauptschießstand in Innsbruck durch. Neben den Glücksscheiben, Fest-, Wap- pen-, Haupt- und Schleckerscheiben, die jedem Schützen die gleichen Gewinnchan- cen bieten, stehen die Leistungsbewerbe in altersbedingten Wertungsklassen auf dem Schießprogramm. Auch die Lei- stungsabzeichen von Silber bis zum profi- lierten Meisterschützen sind immer sehr begehrt. Beim Tiroler Landesschießen 1981 wird nach 130 Jahren wieder ein historischer Traditionsgedanke belebt. Die Ermittlung des Tiroler Landesschützenkönigs durch einen scharfgezielten Tiefschuß (Glücks- schuß). Der glückliche Landesschützen- könig 1981 wird mit der Schützenkönigs. kette des Tiroler Landesschützenbundes gekrönt und kann dieses Ehrenzeichen auf dem traditionellen Tiroler Schützen- rock bis zum nächsten Königsbewerb bei allen feierlichen Anlässen tragen. Das erste Schützenkönigsschießen wur- de 1851 beim großen Freischießen, das Erzherzog Johann in Meran gegeben hat, durchgeführt. Der Schütze Moosmaier aus dem Passeiertal war bei diesem Mera- ner Preisschießen der erste Tiroler Schüt- zenkönig. Noch im gleichen Jahr wurde Josef Vinazer aus Buchenstein beim Kai- serlandesschießen in Innsbruck Schützen- könig. Sehr erfolgreiche Schützenkönig-- waren chützenkönige waren dann 1855 Thomas Hornegger, Sellrain, und nach 1900 der bekannte Zil- lertaler Meisterschütze Anton Ritzl. Nach 1918 wurde beim Landesschießen die »Schützenkönigsehre« nicht mehr ausge- schossen. Im Unterland wird dieser schießsportliche, gesellige und traditions- tragende Schützenbrauch heute gepflegt. Das Tiroler Landesschießen 1981 mit der höchsten Würde, Landesschützenk- nig zu werden, soll auch ein besonderer Anreiz für alle Schützen des Bezirkes Kitzbühel sein. Es ergeht daher die Einla- dung zum recht zahlreichen Besuch des Landesschießens in Innsbruck. Der nächste Sprechtag der Pensions- versicherungsanstalt der Angestellten wird am 5. 6. 1981 in der Zeit von 8-12 Uhr bei der Amtsstelle Kitzbühel der Ar- beiterkammer für Tirol abgehalten wer- den. Schutzverband Bezirk Kitzbühel: Ausverkauf des Unterlandes?
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