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Seite 18 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 6. Juni 1981 Bergführer und Skilehrer Hans Lackner zum Gedenken Am 24. Mai 1981 starb im Kranken- haus der Stadt Kitzbühel der staatl. ge- prüfte Bergführer und Skilehrer, langjäh- riger Pächter vom Bergrestaurant »Hah- nenkamm« und gewesener Brückenwirt in St. Johann in Tirol, Hans Lackner, im Alter von 79 Jahren. Die Beerdigung fand auf ausdrücklichen Wunsch im Familien- grab in K!tzbühl statt. Die Einsegnung erfolgte durch Stadtpfarrer Geistl. Rat Johann Danninger. Am offenen Grabe sprachen im Namen der Bergführer Öster- reichs Bundesobmann Hias Noichl und der Präsident des Skiklubs, Willi Eder. Die Ehre des letzten Geleites gaben dem Verstorbenen die Bergführer von Kufstein und Kitzbühel, die Edelweißgilde, der Skiklub Kitzbühel, die Skischale Kitzbü- hel und der Turnverein Kitzbüiiel. Hans Lackner wurde am 9. Oktober 1901 in Kitzbühel als Sohn des Maurer- meisters Jakob Lackner und der Gattin Elisabeth, geb. Auberger, geboren. Im Jahre 1939 verehelichte er sich mit der Mauthwirts-Tochter Maria Brunner, St. Johann. Wie viele Buben damals in Kitzbühel, begann Lackner schon vor der Schule mit dem Skifahren. Die Skier lieferte Alois Abendstein (gest. 1961) und als Skilehrer fungierte Bürgermeister Franz Reisch (gest. 1920). Die Skigeneration um Hans Lackner gehörte schon zu den »Zweistockfahrern« und nur die älteren liefen noch mit einem Stock, genannt die »Lanze«. Vorbilder der Jugend waren damals Georg Hochfil- zer, Ernst Reisch, die Brüder Faller, Fil- zer, Egger und Taxer und im Sprunglauf Komteß Lamberg. Der größte Konkur- rent im Skilauf aber war sein jüngerer Bruder Jakob, der 1924 Tiroler Meister wurde. Die erste auswärtige Skikonkurrenz Lackners war ein Abfahrtslauf vom Markbachjoch des Wintersportvereins Wörgl im Winter 1914. Josef Herold lud die Kitzbüheler Skijugend auf eigene Ko- sten zur Fahrt nach Wörgl ein und ver- wendete hiezu einen Einspännerschlitten. Aber die Buben mußten den größten Teil des Weges nach Wörgl zu Fuß gehen, da Herolds Pferd der großen Last nicht ge- wachsen war. Nach dieser beschwerlichen Reise kam noch der Aufstieg auf das Joch zum Start und dann erst der Abfahrts- lauf. Lackner brach sich nach einer schnellen Schußfahrt die Skier und schied aus der Konkurrenz aus. Die gefürchtetsten Gegner Lackners für den Abfahrtslauf waren damals die Kuf- steiner Weinberger und Mayer. Mayer verfuhr sich im Nebel und landete schließ- lich auf einem Baum und Weinberger ver- lor bei einem Sturz einen Ski mitsamt dem Skischuh. Hans Lackners Fahrt ging aber auch nicht reibungslos vor sich. Obwohl er die Walddurchfahrt sehr gut hinter sich brachte, flog er bei einem der letzten Bau- ernhäuser in den Schourrkasten und konnte sich aus diesem selbst nicht mehr befreien. Glücklicherweise stand der Bauer als interessierter Zuschauer hinter'm Haus und half unserem Hans aus der Mistgrube. Trotz dieses unfreiwil- ligen Aufenthaltes wurde Lackner noch Erster. Da er auch den Sprunglauf ge- wann, erzielte er die Salzburger Meister- schaft 1923. Seinen größten Triumph errang Hans Lackner aber bei den Tiroler Meister- schaften 1925 in Ehrwald. Diese Meister- schaften waren international ausgeschrie- ben und es waren auch die besten Auslän- der am Start. Die Langlaufspur führte von Ehrwald über das Moos nach Ler- moos und zurück. Es war verhältnismäßig warm und über sieben Kilometer mußten die Konkurrenten über eine 20 Zentimeter tiefe Wasserspur laufen. Die Mausfallbin- dung (im Heimatmuseum wird eine solche ausgestellt) rieb im Wasser den leichten Langlaufschuh auf und sämtliche Zehen waren ein roter, blutiger Ballen. Lackner kam auf den fünften Platz. Da er aber, am nächsten Tag den Abfahrtslauf gewann, stand er für die Kombination wieder gut im Rennen. Die Hauptkonkurrenz war der Sprung- lauf, damals noch die Krone des Skilau- fes, und gerade an diesem Tage stürmte und schneite es. Den ersten Konkurrenz- sprung machte der Münchner Steinhau- ser, der später in Kitzbühel als Trainer wirkte. Er bekam auf dem gefürchteten Ehrwalder »Bock« zuviel Aufwind, machte über 28 Meter einen Salto und mußte verletzt von der Bahn getragen werden. Hans Lackner ließ sich aber da- durch nicht entmutigen. Vor dem Start setzte er seine Tellermütze tief ins Gesicht - Schneebrillen wurden damals noch nicht benützt - drückte beim Absprung die Augen zu und sprang mit bester Note 33 Metern auf. Da auch sein zweiter Sprung gut benotet wurde, war sein Sprunglaufsieg perfekt. Sein schlechter Platz beim Langlauf wurmte ihn jedoch so, daß er gewillt war, noch vor der Sieger- ehrung die Heimreise anzutreten. Die Be- treuer, Dr. Ludwig Hörtnagl und Haupt- mann Pischl, welche bei den Meister- schaften zugegen waren, hielten ihn je- doch davon ab. Wer den Meistertitel er- rungen hatte, konnte man erst bei der Sie- gerehrung erfahren, denn vorher wurden keine Noten bekanntgegeben. Die Freude war dann auch groß, als es hieß, Hans Lackner vom Wintersportverein Kitzbü- hel ist Tiroler Skimeister. Noch einmal, und zwar 1938 als Sieben- unddreißigjähriger, stand Hans Lackner vor einem Meistertitel. Es ging um die »Österreichische« in Schwaz. Vom Pech verfolgt, berührte er nach einem schönen 50-Meter-Sprung mit einer Hand die Auf- sprungbahn und wurde disqualifiziert. An seine Stelle als österreichischer Meister in der Kombination trat der Arlberger Rudi Matt. 1939 erhielt Hans Lackner den ehren- vollen Auftrag zur Durchführung der Deutschen Polizeiskimeisterschaften, die gleichzeitig mit den Deutschen Skimei- sterschaften in Kitzbühel ausgetragen wurden. Er hatte zwar schon den Einbe- rufungsbefehl in der Tasche; dieser wurde aber bis nach den Meisterschaften ver- schoben. Für die erfolgreiche Durchfüh- rung dieser Meisterschaften erhielt Lack- ner ein »hohes Lob« und auch den Auf- trag, bei der Deutschen Polizei als Ski- konstrukteur und Skilehrer zu verbleiben. Lackner lehnte jedoch ab und erhielt da- für den Einberufungsbefehl zur Kriegs- marine. Mit Walter Reisch und Walter Föger wurde er zum Küstenschutz im ho- hen Norden eingesetzt. Hans Lackner ist Träger des »Silbernen 'Ehrenzeichens« für besondere Leistungen des Kitzbüheler Skiklubs. Hans Lackner war aber auch mit sei- nem Bruder Jak und den unvergeßlichen Bergführern Hans Langer und Hansjörg Schlechter in den zwanziger Jahren füh- rend an der Erschließung des Ostkaisers beteiligt. Zahlreiche Erstbesteigungen: Rampenkamin an der Regaipwand, Süd- ostgrad der westlichen Hochgrubachspit- ze, Südschlucht der Goinger Törispitze, Südwand des höchsten Törlturmes, Süd- wand des westlichen Törlecks, Schiefer Riß an der Törlwand, alte Christaturm- Ostwand, ‚ Predigtstuhl-Mittelgipfel- Westwand (unterer Teil), Törlwand-Süd- ostwand (mit Christa Haidacher) u.a. Die Brüder Lackner waren in Fels und Eis gleichermaßen zu Hause. Mit Hans Lackner starb das älteste Mit- glied des Kitzbüheler Skiklubs mit dem. Beitrittsjahr von 1919. Außer dem Silber- nen Ehrenzeichen für besondere Leistun- gen wurde der Verstorbene für seine Treue mit dem Goldenen Ehrenzeichen für 50jährige Mitgliedschaft beim Kitzbü- heler Skiklub und im Österreichischen Skiverband ausgezeichnet.
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