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Kaiserschützenleutnant Peter Scheider, Kitzbühel, Gemälde von Max Hirschenauer, Schärding und Alfons Walde, Kitzbühel. Seite 30 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 13. Juni 1981 Das Kaiserschützenmuseum in Innsbruck Traditionsträger Jägerbataillon 21 Kufstein - St. Johann in Tirol Von Dr. Gerlinde Proier in Österreichische Ärztezeitung Nr. 8/1981 - Zur Verfügung gestellt von Univ.-Prof. Dr. Richard Pittioni Mit der Eröffnung des »Museums der Ti- roler Kaiserschützen« 1980 im Leuthaus in Innsbruck-Wilten (Tirol) hat man zwei- fellos den berühmten drei Kaiserschützen- regimentern Osterreichs eine ehrenvolle Reverenz erwiesen. Umso mehr, als Gene- ralmajor Rudolf Hermanny-Miksch in den zwanziger Jarhen bereits eine so um- fangreiche Dokumentationssammlung zu- sammengetragen hatte, daß im Schloß Ambras bei Innsbruck 1931 das »Kaiser- schützen-Museum« unter seiner Leitung gegründet werden konnte. Mit Zustim- mung des Kaiserschützenbundes Tirol (damaliger Obmann Univ.-Prof. DDr. Gustav Sauser) wurde das Museum 1963 dem Land Tirol übergeben. 1975 mußte die Sammlung allerdings aus Platzmangel ins Depot des Tiroler Landesmuseums. Und erst als das Land Tirol 1979 Räum- lichkeiten im Erdgeschoß des Leuthauses, das dem Stift Wilten gehört, erwerben konnte, war die Wiedereröffnung des Kaiserschützen-Museums für 1980 gesi- chert. Die Konzeption des Kaiserschützen- Museums zeigt am besten der Leiter des Museums, Hofrat Dir. Dr. Erich Egg (Ku- stos: Liselotte Zemmer-Plank), in seinem Vorwort zum Katalog auf, wenn er schreibt: »Das Kaiserschützen-Museum ist kein übliches Kriegsmuseum, sondern stellt die Verteidigung Tirols im Ersten Weltkrieg in den Vordergrund, während der Einsatz der Kaiserschützen in anderen Gebieten eigentlich nicht ihrem Auftrag entsprach. Das Museum stellt daher die Entwicklung der, Tiroler Landesschützen seit 1864 dar, die seit 1917 die Bezeich- nung 'Kaiserschützen' führen. Daneben werden, einem alten Versprechen folgend, auch dem Tiroler Landsturm, den Tiroler Standesschützen und der Gebirgsartillerie eigene Abschnitte gewidmet.« Geschichte der Kaiserschützen Die Tiroler Landesverteidigung, sie be- ruhte auf dem sogenannten Landlibell von 1511, war eine der diszipliniertesten überhaupt. Das Landlibell verpflichtete alle Tiroler bis zum 60. Lebensjahr zur uneingeschränkten Landesverteidigung. Schon seit 1600 wurde in Tirol dem Ge- wehr gegenüber anderen Waffen der Vor- zug gegeben. Das erklärt auch heute die vielen Schützengesellschaften in diesem Bundesland. Es wurden damals bereits viele Schießstände errichtet, auf denen die Tiroler eisern ihre Treffsicherheit übten. Voraussetzung für diese Art der Landes- verteidigung war natürlich die Gebirgs-, ja sogar Hochgebirgsgegend, wo nämlich einerseits Engpässe ein Ausbreiten der gegnerischen Streitkräfte verhinderten, andererseits aber die Tiroler Schützen sich gedeckt postieren konnten. Und in dieser Situation war einzig und allein die Treffsi- cherheit entscheidend. In Osterreich war es lediglich das Land Tirol, das von 1813 bis 1867 Landesschützenkompanien als bürgerliche Landesverteidigungstruppen hatte, das übrige Österreich hatte über- haupt keine Landwehr als Territorialver- teidigung. Diese trugen, wie in der Lan- desverteidigungsordnung von 1851 veran- kert, den Namen »Landesschützen«. Die provisorische Landesverteidigungsord- nung von 1861 sieht für die Landesschüt- zenkompanien Wehrpflichtige und Frei- willige vor. Die Tiroler Landesverteidi- gung bestand demnach damals aus den organisierten Landesschützenkompanien, den freiwilligen Scharfschützenkompa- nien und aus den Landsturmkompanien. Über die Entwicklung der Tiroler Landes- verteidigung bis 1848 gibt in Innsbruck das »Tiroler Landeskundliche Museum im Zeughaus« umfassend Auskunft. Die Uniform der Tiroler Landesschüt- zen bestand 1866 aus grauem Lodenrock und Hose, dem Tiroler Filzhut mit Geier- feder oder Spielhahnstoß. Sie änderte sich farbmäßig im Laufe der Zeit. Von 1887 bis 1906 gab es beispielsweise keinen Fe- derschmuck auf der Feldkappe, wohl aber trug man bis 1906 bei Paraden den Hah- nenfederbusch auf dem Kaiserjägerhut. Ab 1907 allerdings waren der »Spielhahn- stoß« auf der Kappe und das »Edelweiß« am Kragenspiegel ein fester Bestandteil der Uniformierung und sie sind daher auch seither die legendären Ehrenzeichen dieser altösterreichischen Hochgebirgs- truppe. Die Federn haben in der Tiroler Schützentradition natürlich ihre besonde- re Bedeutung, die Geierfeder dokumen- tiert die »Tapferkeit«, der Spielhahnstoß die »Schneid« Die Tradition der ehemali- gen Tiroler Kaiserschützen lebt - das wissen heute nur noch wenige - im Edel- weiß bis heute weiter. 1915 bereits über- nahm das Deutsche Alpenkorps von den Kaiserschützen das Edelweiß, ebenso dann das österreichische Bundesheer der 1. Republik und die Deutsche Wehrmacht (Gebirgsjäger). Und die Gebirgssoldaten unseres heutigen Bundesheeres tragen ebenso das Kaiserschützen-Edelweiß wie die Gebirgstruppen der Deutschen Bun- deswehr. Auch der ehemaligen Kaiser- schützen-Kappe begegnen wir bei den österreichischen und deutschen Gebirgs- soldaten bis heute. Wir sprachen jetzt von den Kaiser- schützen. Das hat seinen besonderen Grund, denn Kaiser Karl 1. hat am 16. Jänner 1917 die drei Tiroler Landesschüt- zen-Regimenter in »Tiroler Kaiserschüt- zen« umbenannt. Was der eigentliche Grund dafür war, das wird man wohl heute nie mehr erfahren, man vermutet, daß die persönliche innere Bindung - Kaiser Karl kleidete sich selber auch gerne mit der repräsentativen Uniform der Kai- serschützen - zu der ehrenvollen Umbe- nennung der drei Regimenter führte. »Spielhahnstoß und Edelweiß« nannte deshalb der Münchner Wehrgeschichts- publizist Heinz von Lichem sein 1977 im Leopold-Stocker-Verlag in Graz erschie- nenes Buch, das nicht nur die erste und einzige historische Dokumentation über die Tiroler Kaiserschützen ist, sondern auch eine sehr umfangreiche, zumal sie mit zahlreichen Fotos und echtem Doku- mentationsmaterial ausgestattet ist. Denn Lichem gelang bei seinen Forschungsar- beiten an der Universität Innsbruck sogar auch, die verschollenen Akten der drei Kaiserschützen-Regimenter wieder aufzu- finden. Sein Buch basiert auf rund 100000 Seiten an Friedens- und Kriegs-
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